Die US-Hypothekenkrise erreicht inzwischen auch den deutschen Markt für private Baufinanzierungen. Allerdings sind die Auswirkungen hierzulande ganz andere als in den Ländern mit angelsächsisch geprägten Finanzierungsstrukturen. Während sich dort Eigenheimkredite zum Teil deutlich verteuern, beginnen in Deutschland die zuletzt anziehenden Zinsen wieder leicht zu sinken - dank einer expansiven Geldpolitik der EZB.
Gleichzeitig bleiben aber die Verbriefungskanäle stark eingeengt. Die geringe Zahl der Transaktionen wiederum verunsichert die Kapitalmarktteilnehmer hinsichtlich der Preisbildung für RMBS, was derzeit seinen Ausdruck in Risikoaufschlägen findet. Diese Situation bringt jetzt auch in Deutschland diejenigen Hypothekenanbieter in Bedrängnis, die sich nicht mit Hilfe von Kundeneinlagen oder Pfandbriefen refinanzieren. Vor allem auf hochauslaufende Kredite spezialisierte Banken sind gezwungen, ihr Neugeschäft drastisch zurückzufahren oder es sogar einzustellen.
Während einige Marktteilnehmer durch unattraktive Konditionen wie höhere Zinsen oder verschärfte Annahmebedingungen Neuabschlüsse "unterbinden", hat jetzt die GMAC-RFC Deutschland GmbH, Wiesbaden, ihr Baufinanzierungsgeschäft offiziell vorübergehend ausgesetzt. Als Grund nennt die Bank gegenüber ihren Vertriebspartnern die schwierige internationale Kapitalmarktsituation, die es kaum noch ermögliche, Kredite mit einem hohen Beleihungsauslauf zu verbriefen. Gleichzeitig lasse es die 2,5 Milliarden Euro schwere Bilanz nicht zu, das neu akquirierte Geschäft auf den eigenen Büchern zu halten. Branchenkennern zufolge hatte GMAC-RFC bei ihrer Verbriefung Ende des Jahres 2007 erhebliches "Schmerzensgeld" zahlen müssen. Erschwerend kommt aus Sicht der Bank hinzu, dass der Wettbewerbs- und Margendruck in Deutschland ausgesprochen hoch ist. Deshalb hatte sich das Institut, das erst seit 2004 im deutschen Markt in der privaten Baufinanzierung aktiv ist, auf das Nischensegment 100- bis 120-Prozent-Finanzierungen konzentriert.
Beklagt wird zudem die äußerst schwache Nachfrage nach Immobiliendarlehen in der zweiten Jahreshälfte 2007 und zu Jahresbeginn 2008, die mit den sinkenden Fertigstellungen und Baugenehmigungen im Wohnungsmarkt korrespondiert. Zwar sagte das Kreditinstitut im vergangenen Geschäftsjahr noch Darlehen in Höhe von fast einer Milliarde Euro zu, doch waren darin viele Abschlüsse enthalten, die bereits im Jahr 2006 akquiriert wurden. Aufgrund dieser ungünstigen Marktposition will GMAC-RFC jetzt erst einmal abwarten, bis sich der internationale Kapitalmarkt wieder beruhigt und der deutsche Wohnungsmarkt etwas normalisiert hat. In einer Erklärung der Bank heißt es: "Angesichts der unverändert schwierigen Rahmenbedingungen an den internationalen Finanzmärkten hat sich unsere US-Mutter dazu entschlossen, die gegenwärtige Darlehensvergabe auf ausgewählte Länder zu beschränken beziehungsweise das Neugeschäft in bestimmten Märkten vorübergehend auszusetzen."
Ein Sprecher des Unternehmens sagte dazu, dass sich der Konzern vorerst auf "störungsfreie" Märkte und Länder, wo die Bank einen hohen Marktanteil in der privaten Baufinanzierung besitzt, konzentrieren wolle. Dazu würden neben den USA insbesondere die Niederlande zählen. Aber auch in Großbritannien soll weiter Neugeschäft akquiriert werden, obwohl dort erhebliche Marktverwerfungen absehbar sind. Dagegen wird derzeit ein Aussetzen des Baufinanzierungsneugeschäfts in Spanien geprüft, heißt es aus dem Unternehmen. (Red.)