Vertriebsstrategien

Baufinanzierungen und Immobilien - die Strategie einer Regionalbank

Die Baden-Württembergische Bank hat in Baden-Württemberg eine führende Stellung bei Krediten rund um die Immobilie. Seit dem 1. August 2005 firmiert sie als unselbstständige Anstalt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit Sitz in Stuttgart. Als operativ eigenständige Einheit ist sie für das gesamte Privat- und Unternehmenskundengeschäft der LBBW in Baden-Württemberg zuständig.

Im Mittelpunkt stehen dabei gehobene Anlagekunden sowie mittelständische Unternehmen. Auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Stuttgart übernimmt die BW-Bank darüber hinaus die Sparkassenfunktion.

Durch die Verknüpfung der beiden bisherigen Banken LBBW und BW-Bank sowie deren Vertriebsnetze wurde eine größere Kundennähe, Produktvielfalt und Servicedichte erreicht. Die Bank bietet ihren Kunden somit die Leistungsfähigkeit einer Großbank in Verbindung mit einer hohen Präsenz in der Fläche - in dieser Kombination einmalig im deutschen Bankenbereich. Bei aller Anbindung an die Landesbank Baden-Württemberg soll sich die BW-Bank weiterhin als Regionalbank in Baden-Württemberg positionieren.

Was so nüchtern daher kommt, soll um einige Zahlen ergänzt werden: Gestartet ist die neue BW-Bank am 1. August 2005 als eine klassische Vertriebsbank. Zu diesem Zeitpunkt sind rund 3 000 Mitarbeiter aus der LBBW in die BW-Bank gewechselt und rund 180 Filialen übernommen worden. Im Gegenzug wurden 1 000 Mitarbeiter aus der BW-Bank in die LBBW integriert. Insgesamt sind damals 4 000 Menschen über Nacht neu zugeordnet worden. Und dennoch war das Institut vom Start weg schlagkräftig im Markt unterwegs.

Marktperspektiven

Die gesamtwirtschaftlichen Prognosen sind unverändert verhalten. Das ist doch ein wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr 2006 um 2,5 Prozent zugelegt hat. Gerade in Baden-Württemberg hat insbesondere der Maschinenbau eine dynamische Aufwärtsbewegung zu verzeichnen. Auch die Automobilindustrie mitsamt dem Zuliefererbereich zeigt eine positive Entwicklung, sodass für Baden-Württemberg, aber auch für die Bundesrepublik zuversichtlich nach vorne geschaut werden kann.

Die freundlicheren Konjunkturperspektiven finden sich in der Zinsentwicklung wieder. Wenn die aktuelle Zinssituation betrachtet und dann der Blick zurück geworfen wird, kann gleichwohl festgestellt werden, dass wir uns nach wie vor in einer Niedrigzinsphase befinden. Der Trend zeigt zwar leicht nach oben, aber er steigt nicht steil an. Die Zinsprognose von BW-Research geht in Richtung 2007 auf 5,10 Prozent bei zehnjährigen Laufzeiten. Das ist immer noch ein moderater Wert.

In diesem Zusammenhang soll einmal die Eigentumssituation hierzulande beleuchtet werden - insbesondere vor dem Hintergrund, dass Wohneigentum zurzeit in großen Paketen veräußert wird. Wo stehen wir eigentlich in Deutschland im europäischen Vergleich? Wir rangieren mit einer Eigentumsquote bei Wohnimmobilien von 43 Prozent an vorletzter Stelle. Bei einer weiteren Privatisierung würde sich die Eigentumsquote und damit das benötigte Finanzierungsvolumen, das auf die Kreditwirtschaft als klassische Finanzierung ihrer Kunden zuläuft, deutlich erhöhen. Doch auch bisher sind es ganz stolze Volumina, nämlich 120 Milliarden Euro, die jedes Jahr - aus Umschuldung, aus Neugeschäft und aus Wohnungsneubauten - Banken suchen, die dieses finanzieren.

Verhaltene Nachfrage

Noch in den neunziger Jahren hatten wir - auch durch die Wiedervereinigung und den Ostboom - eine rasante Entwicklung in der Immobilienbranche zu verzeichnen. Die Baugenehmigungen im Wohnungsbau lagen 1994 bei knapp 700 000, einschließlich der Einfamilienhäuser betrugen sie sogar fast 900 000. Heute verzeichnen wir knapp 300 000 bei den Wohneinheiten und zusammen mit den Eigentumseinheiten 350 000. Das zeigt, wie sich der Markt dramatisch zurückentwickelt hat. Damit war natürlich in den letzten zehn Jahren eine Abschwächung des Neugeschäftes bei Wohnbaukrediten verbunden. Auch aktuell ist trotz guter Konjunkturdaten und erwarteter Vorzieheffekte aus der Mehrwertsteuererhöhung und der skizzierten Zinsentwicklung nur eine sehr verhaltene Nachfrage bei der Neufinanzierung zu verspüren.

An dieser Stelle ein Blick auf den Wohnungsmarkt in Baden-Württemberg den Kernmarkt der BW-Bank. Auch hier ergeben sich bei den Fertigstellungen deutlich rückläufige Zahlen. Bei der Prognose zeigt sich in der Zehn-Jahres-Betrachtung aber, dass 577 000 neue Wohnungen in diesem Zeitraum gesucht werden. Allein 276 000 neue Haushalte werden in dieser Zeit gegründet. Das bedeutet, dass pro Jahr 58 000 neue Wohnungen gebraucht werden.

Auf der anderen Seite hatte das Land 2004 lediglich 38 000 Wohnungen im Angebot. Das heißt der Bedarf an Wohnraum und Wohneigentum nimmt zu. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass das Thema Altersvorsorge und Wohnimmobilie ein Zusammenhang darstellt und darüber eine Belebung kommt. Dabei ist die Verfügbarkeit von neuem Wohnraum, im Sinne eines zeitgemäßen Angebots, mit zu beachten. Das bedeutet auch, dass einige Wohnungen, die heute im Bestand sind, ausfallen werden, weil sie eigentlich nicht mehr den Ansprüchen der Zeit entsprechen. Das zeigt, dass die Nachfrage gerade in Ballungsgebieten zu weiter steigenden Mieten in Baden-Württemberg führen wird und dass eine Unterversorgung, zumindest bei gefragten Wohnungen, in der gesuchten Größe, erwartet werden muss.

Trotz dieser zuversichtlichen Aussagen für Baden-Württemberg rechnet die Bank in den nächsten Jahren nur mit einem verhaltenen Wachstum des Finanzierungsvolumens. Gleichwohl drängen viele neue Anbieter mit teilweise sehr ehrgeizigen Wachstumszielen auf den Markt, sodass es zu einem ganz klaren Verdrängungswettbewerb kommt. Die Institute werden ihr Baufinanzierungsangebot dahingehend überprüfen müssen, ob die tradierten Vorgehensmodelle noch zeitgemäß sind.

Baufinanzierung wird nicht über den Preis verkauft, weil sie einen hohen Beratungsbedarf hat. Gerade für Kunden, die vermögender sind, für Kunden, die über flexiblere Einkommensbestandteile verfügen, ergibt sich ein Beratungsauftrag und die Banken erfüllen diesen Auftrag am besten. So bedient die BW-Bank das Segment Heil- und Freiberufler seit Jahren sehr erfolgreich mit Baufinanzierungen und hat sich dort eine hohe Expertise erarbeitet. Die Standardfinanzierung ist vielleicht anders zu betrachten, aber immer dort, wo es um eine individuelle Lösung geht, setzt das Dienstleitungsangebot der Banken ein.

14 Milliarden Euro Baufinanzierungsvolumen

Wie ist die BW-Bank in diesem Markt aufgestellt? Aus der alten LBBW heraus war das Thema Baufinanzierung traditionell sehr stark besetzt. In der "BW-Bank alt" wurde das Baufinanzierungsgeschäft im Private Banking eigentlich nur im Sinne der ganzheitlichen Kundenbegleitung und nicht als isoliertes Produktangebot genutzt. Heute hat des Thema Baufinanzierung für die BW-Bank eine große Bedeutung. Bei etwa 45 Milliarden Euro Kundengeschäft auf der Aktivseite beläuft sich das Baufinanzierungsvolumen auf 14 Milliarden Euro bei insgesamt einer Million Privatkunden in Baden-Württemberg.

Das Kreditinstitut konzentriert sich im Retailgeschäft auf Privat- und Anlagekunden, zudem verfügt es über einen sehr beachtlichen Marktanteil im Geschäft mit Heil- und Freiberuflern sowie Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern. Als Vertriebswege stehen in Baden-Württemberg rund 230 Filialen als "Saugnäpfe" für das gesamte Privatkundengeschäft zur Verfügung.

Rund um die Immobilie unterhält die Bank zudem 17 Immobilien-Center in Baden-Württemberg sowie in den neuen Bundesländern in Dresden und Leipzig. Gerade hier wurden die Kunden bei ihren Immobilienengagements langfristig begleitet, damit sie auch in schwierigen Phasen vernünftig vermieten konnten. Das Geschäft ist nicht nur auf die wohnwirtschaftliche Verwendung von Immobilien im Einzugsgebiet Baden-Württemberg ausgerichtet, sondern es gibt auch gewerbliche Immobilien in der Vermittlung. Als Besonderheit werden zudem bundesweit - neben dem Online-Angebot - fünf Center für Finanzdienstleistungen im Vermittlervertrieb unterhalten. Eigentlich steht eine Vermittlerbank im Wettbewerb zum klassischen Filialgeschäft, aber das Vermittlergeschäft hat bei der BW-Bank eine lange Tradition. In diesem Bereich arbeitet sie auch mit Anbietern im Internet zusammen.

Das Betreuerkonzept

Das Betreuerkonzept in der Baufinanzierung und dem Immobiliengeschäft stützt sich auf den spezialisierten Fachberater. Insgesamt verfügt die Bank über rund 700 Vertriebsmitarbeiter mit Zusatzqualifikationen in der Baufinanzierung. Im Bereich des Private Banking wird ein ganzheitlicher Beratungsansatz, "one face to the customer", verfolgt, der mit dem Anspruch belegt ist, die Leistung, die in Hochglanzbroschüren versprochen wird, auch erbringen zu können. Diese starke Kundenbezogenheit ist der zentrale Wettbewerbsfaktor.

Der Kunde ist zwar heute merklich besser informiert, dass er aber nach wie vor Beratungsleistung sucht und die Kundenbindung immer noch eine gewichtige Rolle spielt, obwohl die Loyalität abnimmt, sollte man nicht außer Acht lassen. 350 Vermögensmanager stehen für die ganzheitliche Beratung im Private Banking zur Verfügung. Davon sind bereits 290 zertifiziert als Financial Consult und weitere 50 befinden sich in der Ausbildung dahin. Differenzierte Produkte und Dienstleistungsangebote sind heute eine Selbstverständlichkeit. Bei der ganzen Vielfalt ist aber ein hoher Beratungsbedarf angezeigt. Die Kunden können das über die Eigeninformation alleine nicht darstellen und deswegen bedingt eine breite Produktpalette auch eine fachkundige Beratung.

Als Regionalbank innerhalb des LBBW-Konzerns verfügt die neue BW-Bank über die Kompetenz einer Großbank. Sie kann heute die Eigenkapitalbasis und die Produktpalette der Landesbank nutzen. Damit ist die BW-Bank voll wettbewerbsfähig auch im Vergleich zu den Großbanken. Und sie hat eine Chance im Markt, auch im Baufinanzierungsgeschäft, das zurzeit stark in Bewegung ist - vielleicht sogar ein bisschen in Unordnung, weil Marktanteile gekauft werden. Das traditionelle Filialgeschäft hat eine Zukunft auch in der Baufinanzierung.

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