Im Blickfeld

Abschied in Schwäbisch Hall

Die alte Weisheit, dass man an der Art des Abschieds immer auch ein Stück weit den Charakter des Verabschiedeten erkennt, muss in der Tat eine ordentliche Portion Wahrheit enthalten. Zumindest dann, wenn man Ende April dieses Jahres nach Schwäbisch Hall geblickt hat.

Matthias Metz wurde als sechster Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse Schwäbisch Hall überhaupt erst in den Ruhestand verabschiedet. Und der 62-jährige organisierte dies so, wie er stets auch in seinem aktiven Berufsleben gewirkt hat: Zielorientiert, mitunter etwas nüchtern, bestens vorbereitet, nicht übertrieben, mit ausreichend Bodenhaftung, Stolz auf das Geleistete und teamorientiert.

Nicht etwa in einem schicken Hotel trafen sich Freunde, Partner, Wegbegleiter, Familie, Aktionäre, Mitarbeiter und sogar Wettbewerber aus dem Lager der öffentlich-rechtlichen Landesbausparkassen, sondern in der Bausparkasse Schwäbisch Hall selbst, direkt im Anschluss an die Hauptversammlung - das spart schließlich Reisekosten. Das Essen brachte kein Nobel caterer, sondern es kam aus dem Haus.

Die Festrede hielt Professor Huber über Werte, Wertorientierung und genossenschaftliches Finanzwesen. Der Mensch müsse wieder im Mittelpunkt des Wirtschaftens stehen, nicht umgekehrt, forderte der evangelische Geistliche. Das trifft für das Geschäftsmodell Schwäbisch Hall gleichermaßen zu, wie für die Führungskraft Matthias Metz. All das passte.

Metz wirkte 16 Jahre lang für und bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall, seit 2006 als Vorstandsvorsitzender. Und man glaubt ihm, wenn er sagt, dass er nach Jahren bei der Deutschen Bank, beim Bankhaus Metzler oder bei Wüstenrot in der Region Kochertal und bei den Kreditgenossen seine Heimat gefunden hat. Und Metz kann zufrieden sein. Er verlässt das Unternehmen auf einem weiteren Höhepunkt der Firmengeschichte, stellte Aufsichtsratsvorsitzender und DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch in der Laudatio fest. Schwäbisch Hall sei der Maßstab für Bausparen in Deutschland und Europa.

In der Tat: 2013 war das Jahr mit dem bisher besten Neugeschäft in der 83-jährigen Unternehmensgeschichte. Die Marktanteile sind in der Ära Metz kontinuierlich gewachsen, auf deutlich über dreißig Prozent. Daran will der gebürtige Schwabe gemessen werden. Dass er ein ordentliches Haus, nachhaltig positioniert, mit gesunden Strukturen und Prozessen und motivierten Mitarbeitern übergibt. Das zu bewahren und auszubauen, ist ab 1. Juni Aufgabe von Reinhard Klein. Einen Tag möchte ich so gut gewesen sein, wie mir bei der Verabschiedung in den Ruhestand nachgesagt wurde, sagte Hermann Lahm einmal. Auch da muss sich Matthias Metz sicherlich keinerlei Sorgen machen. Red.

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