Produktpolitik

Schöne neue Welt

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Im Rahmen der Consumer Electronics Show in Las Vegas haben BMW und Mastercard eine kontaktlose Kreditkarte vorgestellt, mit der nicht nur bezahlt, sondern auch ein Fahrzeug des Carsharing-Anbieters Drive Now angemietet, geöffnet und genutzt werden kann. Reserviert und gebucht wird das Fahrzeug am PC oder Smartphone. Eine App zeigt den Weg zum gebuchten Fahrzeug. Der NFC-Chip auf der Karte funktioniert dann zugleich als Schlüssel: Wird die Karte in die Nähe des Sensors an der Windschutzscheibe gehalten, identifiziert das System den Nutzer und öffnet das Fahrzeug. Damit erübrigt sich eine zusätzliche ID-Karte oder das Smartphone, weil die Identifikation des Nutzers bereits mit Aushändigung der Kreditkarte erfolgt ist.

Für Kunden des Carsharing-Joint-Ventures von Sixt und BMW mag eine solche Bündelung zweier Funktionen in einer Karte durchaus praktisch sein. Dass eine Bankkarte - physisch oder auch in einer Wallet - künftig generell den Autoschlüssel ersetzen wird, ist gleichwohl unwahrscheinlich - allein schon deswegen, weil der Autofahrer dann auf den Komfort verzichten müsste, das Fahrzeug bereits zu öffnen, bevor er es ganz erreicht hat. Schließlich funktioniert NFC aus Sicherheitsgründen nur aus kurzer Distanz.

Dennoch zeigt die Kooperation, wie groß die Bandbreite an möglichen Kooperation mit Partnern aus anderen Branchen sein kann. Sicher wird sich nicht alles, was machbar ist, auch wirklich durchsetzen. Den Kartenemittenten stehen aber für die immer wichtigere Differenzierung im Sinne von individuellen Mehrwerten enorme Möglichkeiten offen. Hier wird im Einzelfall zu prüfen sein, ob solche Lösungen wirklich einen Kundenbedarf treffen. Nur dann wird der Karteninhaber auch bereit sein, ein entsprechendes Entgelt zu zahlen beziehungsweise das Produkt überhaupt zu nutzen.

Wenn es jedoch gelingt, sich mit wirklich praktischen Mehrwerten zu positionieren, dann ist die Chance auf eine nachhaltige Kundenbindung hoch. Doch Obacht: Nicht jeder Kunde wird die schöne neue Welt der Bündelung von Funktionalitäten goutieren. Basisprodukte, die nur dem Zahlen dienen, gehören deshalb auch weiterhin ins Portfolio. Red.

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