Verbundstrategien

Neuausrichtung bei den Sparkassen?

Der Bereich Zahlungsverkehr gehörte zu den letzten Themenfeldern, bei denen die Sparkassenfinanzgruppe in Sachen noch Nachholbedarf bei der "Bündelung der Kräfte" hatte. Damit soll es nun endgültig vorbei sein. Denn die DSV-Gruppe wird (neben dem DSGV als Strategieführer) zum Kompetenzcenter Payment der S-Finanzgruppe.

Schon das Jahr 2014 stand für den Deutschen Sparkassenverlag operativ wie strategisch ganz im Zeichen des Zahlungsverkehrs. Zum einen handelte es sich um ein "großes Kartenumtauschjahr", in dem viele Sparkassen-Cards turnusmäßig ausgetauscht wurden, was zu einer Auslieferung von insgesamt rund 22 Millionen Debitkarten an die Sparkassen führte. Daneben arbeitete die S-Finanzgruppe daran, die unternehmerischen Payment-Aktivitäten im DSV zusammenzuführen, um Redundanzen zu vermeiden und das Innovationstempo zu steigern. Künftig wird dafür die DSV Payment GmbH zuständig sein, die ab dem 1. Oktober vom bisherigen General Manager bei Visa, Ottmar Bloching, geführt wird.

Um eine lückenlose Wertschöpfungskette zu gewährleisten, wurde das Portfolio bereits erweitert: Eine Beteiligung an der B+ S Card Service sichert den Zugang zum PoS bei Acquiring und Netzbetrieb. Ende 2014 folgte die Übernahme des Payment Service Providers Payone für die Positionierung im E-Commerce und in diesem Jahr ebenfalls die Übernahme der Giro solution AG, die das Online-Überweisungsverfahren Giropay betreibt. Damit ist man nun mit Angeboten für den kanalübergreifenden Handel gut gerüstet, während im Processing mit dem Nebeneinander von Pluscard und Bayern Card Services noch Potenzial zur Kräftebündelung besteht.

Darüber hinaus scheint es, als zögen die Sparkassen zwar an einem Strang, setzten dabei aber nicht an allen Stellen auf die zukunftsträchtigsten Bezahloptionen. So spielt Giropay unter den Bezahlverfahren im E-Commerce nach wie vor eine Nebenrolle. Und bei Girogo können die Sparkassen zwar ihre ganze Marktmacht ins Feld führen. Doch das ändert nichts daran, dass eine Geldbörsenfunktion, die nun einmal einen Aufladevorgang voraussetzt, die Vorstellung vieler Kunden von Bequemlichkeit nur unzureichend erfüllt.

An dieser Stelle richten sich aktuell die Augen vieler Marktteilnehmer auf die Personalie Ottmar Bloching: Ist sein Wechsel zum DSV ein Signal dafür, dass die Sparkassen beim kontaktlosen Zahlen künftig vielleicht doch nicht mehr allein auf Girogo setzen wollen? Ein Wechsel von Girogo zu Girocard kontaktlos würde im Markt vermutlich als das Eingeständnis gewertet werden, lange aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Parallel zu Girogo auf den Debitkarten auch die Kreditkarten mit Paywave beziehungsweise Paypass auszustatten und somit dem Karteninhaber die Wahl zu lassen, wäre dagegen nicht mit einem Gesichtsverlust verbunden, sondern eher ein Zusatzservice für die Kunden. Dass ein Visa-Manager zu einem "Mister Girogo" mutieren wird, scheint für viele Marktbeobachter jedenfalls schwer vorstellbar. Red.

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