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Visa Europe: GAA-Streit gefährdet die Marke

sb - Eines ist Visa und Mastercard trotz aller unterschiedlichen Strukturen gemeinsam: Europäische Vertreter beider Organisationen verwahren sich - primär der Auseinandersetzung der EU-Kommission wegen - gegen den Begriff "Amerikanische Kreditkartengesellschaft".

Peter Ayliffe, der Präsident und CEO von Visa Europe, hat es dabei gewiss einfacher als sein Mastercard-Kollege Javier Perez. Denn während Perez bei seinem Plädoyer gegen die Bezeichnung Mastercards als "amerikanischer Gorilla" vor allem gegen das Wort "Gorilla" argumentiert und Mastercard vielmehr als kundenorientiertes Unternehmen sehen möchte, kann Ayliffe das Gewicht auch auf den europäischen Charakter von Visa Europe legen.

Und weil Europa nun einmal anders ist als die USA, verweist er zugleich auch auf die Debitlastigkeit des gesamten europäischen Geschäfts: 75 Prozent aller ausgegebenen Karten sind Debitkarten. In Wirklichkeit sei Visa also keine "amerikanische Kreditkar tengesellschaft", sondern eine "europäische Debitkartengesellschaft".

Tatsächlich waren in Europa im Jahr 2008 227,3 Millionen Visa-Debitkarten im Umlauf aber nur 121,3 Millionen Kreditkarten. Und auch das Wachstum bei der Kartenzahl fiel im Debitbereich mit 7,1 Prozent deutlich höher aus als bei Kreditkarten mit lediglich 1,5 Prozent. Von den Debitkarten trägt eine Million bereits die Marke V-Pay, 2009 sollen es 16 Millionen sein. Insgesamt liegen seitens der Emittenten Zusagen für die Emission von 41 Millionen Karten vor.

Die Deutschen mit ihrer Debitbegeisterung befinden sich also in Europa in guter Gesellschaft. Überhaupt gleichen sich die Strukturen des Kartengeschehens in den einzelnen europäischen Märkten immer weiter an, meint Ottmar Bloching, der General Manager Deutschland bei Visa Europe. So werde, während in Deutschland die "echten" Kreditkarten langsam im Kommen sind, in Großbritannien allmählich der Überziehungsrahmen beim Girokonto populär, dessen Fehlen ursprünglich zur starken Ausprägung des Geschäfts mit Revolving-Credit-Cards geführt hatte.

V-Pay: Terminal-Upgrade zum 1. Juli?

Beim Debitprodukt V-Pay hinkt Deutschland freilich hinter der europäischen Entwicklung hinterher. Dies ist trotz der Maestro-Lastigkeit des deutschen Debitgeschäfts kaum eine Frage der Kartenausgabe.

Pilotkarten wurden durch Institute aus allen Sektoren der deutschen Kreditwirtschaft ausgegeben.

Cortal Consors hat 2008 als erste Bank in Deutschland mit der Ausgabe von V-Pay begonnen.

Und 2009 ist der Roll-out bei BW-Bank, Postbank, DZ Bank, Landesbank Berlin, Sparkasse Jena und WGZ Bank geplant.

Nach wie vor gibt es allerdings ein Akzeptanzproblem, bedingt durch die schleppende EMV-Migration im Terminalbereich. Noch sind weniger als 50 Prozent der Geräte im Handel EMV-fähig und damit für die Akzeptanz der rein Chip- und PIN-basierenden Lösung bereit. Das Upgrade der PoS-Terminals ist daher einer der Schwer punkte, den sich Visa Deutschland für 2009 gesetzt hat. Hier soll es zum 1. Juli einen Durchbruch geben, während ein größerer Roll-out bei den Karten - sinnvoll erst nach der Lösung des Akezptanzproblems - danach zum 1. September starten soll.

GAA-Streit: Kundenentgelte unwahrscheinlich

Eines freilich ist dem deutschen Markt besonders: Der Streit um die Bargeldversor gung per Kreditkarte, von dessen Heftigkeit Visa überrascht wurde - zumal die Auseinandersetzung weniger als ein Prozent aller Geldautomatenverfügungen betrifft. Hier hofft Ottmar Bloching auf einen baldigen Kompromiss, damit die Marke Visa beim Kunden keinen Schaden nimmt. Allerdings kann Visa hier nur die Rolle des Vermittlers einnehmen.

Kundenentgelte am Geldautomaten, wie es sie bei Mastercard geben wird, wären ver mutlich die einfachste Lösung, den Streit zu schlichten. Ein entsprechender Beschluss im Board von Visa Europe ist aber eher unwahrscheinlich, da das Problem in anderen Ländern unbekannt ist. Ein Kompromiss könnte deshalb am ehesten die bislang 1,74 Euro pro Transaktion betreffen. Diesen Satz könnten die deutschen Banken im Visa-Verwaltungsrat ändern.

Cash Back, also der "Bargeldkauf" an der Ladenkasse, ist - wie bei Mastercard - in diesem Jahr auch bei Visa ein Thema. In Italien und Polen ist der Service bereits erfolgreich eingeführt. In Deutschland laufen Gespräche mit Banken und Acquirern.

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