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Sepa Monnet: Neues Gegenmodell zu EAPS?

Die Tatsache, dass das Kartengeschäft in Europa von den USA aus dominiert wird, ist den europäischen Regulatoren schon seit jeher ein Dorn im Auge. Die mehrfach ausdrücklich erklärte politische Unterstützung für EAPS als europäische Alternative zu den Lösungen von Visa und Master card kommt nicht von ungefähr. Auch eine weitere Initiative könnte sich Wohlwollens von Seiten der Politik und der Regulatoren gewiss sein.

Nicht das schwächste Argument dabei ist aus Sicht von Beteiligten aus der deutschen Kreditwirtschaft die Frage der Rechts- und Servicesicherheit. Dass die Daten europäischer Karteninhaber über die USA laufen, wird nicht nur unter Datenschützern schließlich schon lange mit geringer Begeisterung betrachtet.

Erfolgsfaktor Gebührenmodell

Die nun bekannt gewordene Initiative deutscher und europäischer Banken, ein europäisches Debitsystem aufzubauen (nach Informationen aus Marktkreisen übrigens bei weitem nicht das erste Projekt dieser Art), trifft insofern auf ein günstiges Umfeld. Auch der Handel, der seit jeher das Monopol von Visa und Master card beklagt, wird jeder Alternative ver mutlich offen gegenüberstehen, was im Hinblick auf die Akzeptanz die Grundvoraussetzung für den Erfolg einer neuen Initiative ist. Diese grundsätzliche Offenheit gilt freilich auch für EAPS.

A und O für den Erfolg des Konzepts, das unter dem Namen "Monnet" gehandelt wird, ist freilich die Frage des Gebührenmodells. Und eben hier liegt der Knackpunkt. Ohne auskömmliche Ertragsbasis wird die Investition in ein neues Kartensystem für die Emittenten unattraktiv. Der Widerstand des Handels gegen ein Inter bankenentgelt wäre bei einem neuen Kartensystem aber wohl kaum geringer als bei den bestehenden. Und das Surchar ging wiederum dürfte die Akzeptanz beim Kunden sehr gering werden lassen.

Solange die Interchange-Frage in Brüssel weiterhin offen ist, wird es jedenfalls gewiss nicht einfach, hier eine Lösung zu finden. Mag sein, dass das grundsätzliche Interesse der Politik an einem originär europäischen System "Monnet" auch hinsichtlich der wettbewerbsrechtlichen Prüfung einen Wohlwollensbonus sichert. Auch dieser ist aber naturgemäß begrenzt. Im Widerspruch zur Haltung gegenüber dem Modell von Mastercard und Visa stehen kann das Ergebnis einer solchen Prüfung aber sicher nicht.

Sogwirkung erwartet

Ob Medienberichte, wonach sich das Geschäftsmodell bei "Monnet" am Inter bankenentgelt bei V-Pay oder Maestro orientieren soll, zutreffend sind, beantworten Vertreter der Initiatoren deshalb nur ausweichend. Obwohl das Konzept schon ein gutes Stück weit vorangetrieben wor den sei, sei es zum jetzigen Zeitpunkt zu früh, über mögliche Gebührenmodelle zu sprechen.

Dass es sich bei "Monnet" zunächst um eine rein deutsch-französische Initiative handelt, wird nach Angaben aus dem Kreis der Beteiligten nicht zuletzt mit dem Know-how der DZ Bank erklärt. Die Erfahrungen mit dem Transaktionsinstitut beziehungsweise Equens hätten gezeigt, dass sehr schnell beachtliche Transaktionsgrößen zusammenkommen. Auch das Beispiel der China Union Pay zeige, dass eine tragfähige Plattform sehr schnell eine Sogwirkung habe. Ähnliches erwarten die Beteiligten auch für die deutsch-französische Initiative.

Spagat für die Genossen?

Was das neue Projekt für die Positionierung hinsichtlich EAPS heißt, dazu will man sich ebenfalls noch nicht festlegen: Schließlich soll die endgültige Entscheidung darüber, ob es weiter vorangetrieben werden soll, erst in der zweiten Jahreshälfte fallen.

Für den Genossenschaftssektor erscheint die neue Initiative zunächst einmal als schwieriger Spagat - schließlich ist der BVR mit federführend bei EAPS, und auch die Segmentierungsstrategie für das Debitgeschäft der Volks- und Raiffeisenbanken fußt ganz wesentlich auf diesem Ansatz.

Oliver Hommel vom BVR sieht hier jedoch kein Problem. Da die Kartenstrategie der Volks- und Raiffeisenbanken von der DZ Bank mitgetragen werde, könne unter dem Strich keine Lösung herauskommen, die im Widerspruch zu dem steht, woran der zeit gearbeitet wird. Letztlich haben beide das gleiche Ziel, nämlich die Konvergenz im kartengestützten Zahlungsverkehr in Europa zu erreichen. Und nach Einschätzung Hommels nähert man sich dem Ziel lediglich von unterschiedlichen Seiten: im Fall von "Monnet" im Top-Down-Ansatz, während EAPS eher praxisorientiert sei.

Kein Gegenmodell zu EAPS?

Da im Grunde jedes Modell zur Erreichung einer Konvergenz auf europäischer Ebene auf der bestehenden Infrastruktur aufsetzen müsse, um Erfolg zu haben, werde man sich letztlich wohl in der Mitte treffen. Als wirkliches Gegenmodell zu EAPS wertet Hommel "Monnet" nicht. Grundsätzlich kann es seiner Einschätzung nach nur positiv sein, je mehr Marktteilnehmer sich mit dem Ziel der Zusammenführung des europäischen Kartenzahlungsverkehrs beschäftigen.

Eines scheint damit gewiss: "Ausgehungert" zu werden droht EAPS durch die neue Initiative nicht - unabhängig ob DZ Bank und Großbanken das jetzige Projekt letztlich weiterverfolgen oder nicht. Dafür ist das Modell (auf das sich die wesentlichen, jetzt in die Diskussion geworfenen Argumente für "Monnet" zum großen Teil übertragen lassen) schon zu weit vorangetrieben.

Sparkassen bekennen sich zu EAPS

Eindeutig ist die Positionierung der Spar kassenorganisation. Sie bekennt sich ausschließlich zu EAPS. Hinter dieser Idee stehen laut DSGV-Aussagen rund 85 Prozent der deutschen Kreditwirtschaft - auch aus dem Bereich der privaten Banken. Und für den deutschen Karteninhaber seien damit etwa 80 Prozent der Kartenakzeptanzstellen in Europa erreichbar. Schon jetzt weist EAPS eine Kartenbasis von 222 Millionen Karten, 190 000 Geldausgabeautomaten und 2,1 Millionen Akzeptanzterminals in Europa aus. Das Hinzukommen weiterer Partner ist laut DSGV absehbar.

Als "Zwischenlösung" will Wolfgang Adamiok, Leiter Zahlungsverkehr des DSGV, EAPS ausdrücklich nicht verstanden wissen. Natürlich werde sich das Konzept entsprechend den Anforderungen des Marktes weiterentwickeln. Die Entwicklung einer Einheitslösung am grünen Tisch ist aber ausdrücklich nicht erwünscht.

Vielmehr geht es bei EAPS darum, "die Kunden mitzunehmen und zu begeistern". Das aber heißt, die kulturellen Unter schiede der einzelnen europäischen Märk te im Zahlungsverkehr abzubilden und das Gute aus den jeweiligen nationalen Systemen fortzuentwickeln. So stellt sich beispielsweise die Frage, wie sich der Systemwettbewerb zwischen dem deutschen electronic-cash-System und ELV europäisieren lässt - ein Punkt, an dem der Handel nach wie vor stark interessiert ist. Auf der Agenda der geplanten Weiter entwicklungen steht es auch, einzelnen Instituten unabhängig vom Rest der jeweils nationalen Kreditwirtschaft den Zugang zu ermöglichen.

"Rückschritt für Europa"

Anders als der BVR sieht der DSGV in "Monnet" durchaus ein Gegenmodell zu EAPS - und beurteilt das Projekt eher kritisch. Die Entwicklung eines europäischen Systems gewissermaßen aus einem Guss hält Adamiok in europäischer Hinsicht unter Effizienzgesichtspunkten und im Hinblick auf den Nutzen für den Handel für einen Rückschritt, der das kartengestützte Zahlen nur verteuern könne. sb

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