Karten-Blickpunkte

Produktpolitik Verlockendes Prepaid

In den deutschen Markt für Prepaid-Karten kommt Bewegung. Mit der Dresdner Bank bietet erstmals eine deutsche Großbank ein spezielles "vorbezahltes" Kartenprodukt an. Seit Juli können Minderjährige maximal 500 Euro und Erwachsene bis zu 2 500 Euro auf ein spezielles Kartenkonto bei der Frankfurter Großbank einzahlen. Dabei wird das aus der Mobilfunkbranche bekannte Prinzip einer vorbezahlten Karte mit der Bezahlfunktion einer Kreditkarte verbunden. Die "Dresdner Prepaid-Karte" kann weltweit bei rund 24 Millionen Akzeptanzstellen in 170 Ländern sowie an über einer Million Geldautomaten eingesetzt werden. Der Jahrespreis beträgt 30 Euro. Für Jugendliche unter 25 Jahren ist die Karte kostenlos, sofern sie einen Mindestumsatz von immerhin stolzen 500 Euro im Jahr erreichen.

Neben der Landesbank Berlin, die bereits seit mehreren Jahren gute Erfahrungen mit ihrer "X-Box-Prepaid-Karte" macht, ist der Vorstoß der Dresdner Bank erst der zweite ernsthafte Versuch einer deutschen Bank in diesem speziellen Kartensegment Fuß zu fassen. Angesichts des enormen Marktpotenzials, das von Experten in Europa auf bis zu 200 Millionen Euro und in Deutschland auf bis zu 20 Millionen Euro geschätzt wird, mag diese Zurückhaltung der Emittenten überraschend sein. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass nahezu jeder Deutsche ein Bankkonto hat und damit meist auch über eine Bankkarte verfügen kann.

Allerdings können über Prepaid interessante Teilmärkte erschlossen werden. Zum einen ermöglicht es die immer wieder versuchte und selten erfolgreich gelungene frühzeitige Ansprache und Anbindung von Jugendlichen an die Bank oder Sparkasse. Daneben eignet sich das Produkt für Personen mit einem negativen Schufa-Eintrag, die keine "echte" Kreditkarte mehr erhalten würden. Und auch der wachsende Einkaufsboom im Internet kann aus Sicherheitsgründen zu einer steigenden Nachfrage nach Prepaid-Produkten führen. Denn sollten Hacker sich Zugriff auf die Daten verschaffen, ist lediglich der auf dem gesonderten Kartenkonto eingezahlte Betrag gefährdet.

Das Risiko beim Dresdner-Bank-Produkt ist für die Bank sehr begrenzt: Der Ladebetrag ist auf einem Chip gespeichert, sodass der Händler oder der Geldausgabeautomat den noch zur Verfügung stehenden Rahmen sofort erkennen kann. Zum zweiten sind durch den Verzicht auf die Hochprägung Offline-Transaktionen im "Ritsch-Ratsch-Verfahren" nicht möglich.

Zeitgleich mit der Einführung der Dresdner-Prepaid-Karte hat mit American Express eine der großen Kartengesellschaften ihr Prepaid-Produkt, die Traveller Cheque Card, nach nur wenigen Jahren wieder vom Markt genommen. Offensichtlich hat sich hier die Plastikversion gegen die guten alten Traveller Cheques aus Papier nicht durchsetzen können. Red.

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