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Europäische Debitsysteme: Monnet-Planungen unter Zeitdruck

sb - Die Forderung nach dem Aufbau eines einheitlichen europäischen Debitsystems wird von vielen in der deutschen Kartenbranche als "Déjà vu" bezeichnet. Man verweist auf die einstige Marke "edc" - und längst wird der Verkauf von Europay an Mastercard offen als Fehler bezeichnet.

Das Konzept bei Visa ist zumindest für Europa ein anderes. Ottmar Bloching, der General Manager Deutschland von Visa Europe, wird nicht müde, zu betonen, dass Visa genuin europäisch und eben auch kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern eine den Mitgliedsbanken gehörende Non-Profit-Organisation sei. Mithin sei V-Pay genau das immer wieder geforderte einheitliche europäische Debitsyst em. Und dennoch: Gegen das latente Unbehagen kommt Visa offenbar nicht an. Nach dem Börsengang stellt sich für viele Marktteilnehmer die Frage, wie lange der europäische Sonderweg und damit die Einflussnahme der Banken Bestand haben werde.

Ganz unberechtigt ist diese Befürchtung selbst nach Angaben von Visa nicht: Grundsätzlich sei ein Verkauf auch von Visa Europe denkbar - etwa wenn die britischen Banken dringend Geld brauchen. Da sich die Anteile der Banken an Visa Europe am Geschäftsvolumen orientieren, könnte die deutsche Kreditwirtschaft dies nicht verhindern, sollte es zu einem solchen Szenario kommen.

Die Schlussfolgerungen, die man bei Visa daraus zieht, sind freilich ganz andere als die der Großbanken, die mit Monnet den Aufbau eines europäischen Debitsystems "auf Augenhöhe" mit V-Pay und Maestro vorantreiben wollen, wie es Hermann-Josef Lamberti, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, auf dem Bankkarten-Forum 2008 formulierte. Ihren Einfluss bei Visa sichern könnte die deutsche Kreditwirtschaft nur mit einem höheren Geschäftsvolumen. Und dafür biete der Schwenk zur neuen europäischen Debitmarke V-Pay angesichts der ausgeprägten Debitlastigkeit des deutschen Kartengeschäfts die besten Voraussetzungen. Konkurrenzinitiativen, auch wenn sie in irgendeiner Form auf Co-Brandings basieren, können da nur kontraproduktiv sein.

"Juniorpartner" bei Monnet?

Noch etwas anderes wird in der aktuellen Diskussion (und nicht allein von Visa) in die Debatte geworfen: Auch bei der Großbankeninitiative Monnet dürfte sich der Einfluss der Deutschen in Grenzen halten. Auch hier wird der Umfang des jeweiligen Geschäftsvolumens in irgendeiner Form das Ausmaß der Mitsprache bestimmen. Und damit wären die Deutschen wiederum nur der "Juniorpartner".

Hinzu kommt: Wenn es nicht allein bei einer deutsch-französischen Entente bleiben soll, müssen Beitrittsverhandlungen mit anderen Ländern aufgenommen wer den. Dies aber setzt voraus, dass die rechtliche Absicherung, die technische Umsetzung und nicht zuletzt die Inter -change-Frage in Abstimmung mit der EU-Kommission gelöst sind. Nach Angaben von Lamberti hat die Kommission Zustimmung zu einer die Investitionskosten deckenden Interchange signalisiert - zumindest für eine Übergangszeit. Dank ihr soll Monnet nicht nur Kostensenkung, sondern echte Ertragspotenziale versprechen.

Das Zeitfenster ist knapp

Indessen: Festgezurrt ist noch nichts. Und Lamberti räumt selbst ein, dass das Zeitfenster für die Realisierung von Monnet knapp ist. Wenn das Projekt sich zu lange hinzieht, werden mögliche Partner außer halb des Kreises der Initiatoren ihre Weichen für das Debitgeschäft in der Single European Payments Area anderweitig gestellt haben. Dann wären die sich möglicherweise aus Monnet ergebenden Chancen in jedem Fall vertan. Die Franzosen sollen schon deutlich gemacht haben: Wird aus dem Projekt nichts, wenden sie sich endgültig ausschließlich V-Pay oder Maestro zu.

Soll die von Lamberti als Schreckgespenst an die Wand gemalte festzementierte Abhängigkeit Europas von Visa und Master card mit all ihren Implikationen für die Ertragssituation vermieden werden, bliebe dann eben doch nur die von ihm auf dem Bankkarten-Forum 2008 in aller Deutlichkeit als untauglich gebrandmarkte Euro Alliance EAPS. Sie ist immerhin schon Realität genug, dass Transaktionen über das Netz laufen.

Mag sein, dass sich auch hier die Hoffnungen in Bezug auf die Ertragssicherung nicht ganz erfüllen, wenn nationale Entgeltstrukturen, auf denen EAPS basiert, von den nationalen Kartellbehörden kassiert werden. Ganz nachvollziehbar sind die optimistischen Ertragsprognosen bei Monnet jedoch auch nicht: Die Frage etwa, was einen Händler bewegen soll, entgeltpflichtige Monnet-Transaktionen durchzuführen, wenn ihm gleichzeitig Maestro kostenfrei zur Verfügung steht, blieb bisher unbeantwortet.

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