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Maestro-Interchange: Mastercard gibt nach

sb - Eigentlich haben die Banken in der neuen Struktur von Mastercard nichts mehr zu sagen. Eben deshalb war auch der Unmut über die einseitig beschlossene Absenkung der Maestro-Interchange ab 2008 in der Kreditwirtschaft so groß. Dennoch haben sich die Kreditinstitute diesmal durchgesetzt: Mastercard gibt nach und hat die Einführung der neuen Interchange-Sätze zunächst einmal ausgesetzt.

Der Eindruck, dass man auf Druck der Banken gehandelt habe, wird in Waterloo bewusst vermieden. Als Begründung für die Entscheidung wird weiterhin bestehende Unklarheit darüber genannt, wie die Wettbewerbsbehörden mit der Interchange künftig umgehen werden, daneben der Widerstand von Handelsorganisationen gegen das neue Gebührenmodell.

Handel fühlt sich missverstanden

Dieser Hinweis verwundert. Warum schließlich sollten Handelsverbände dagegenstimmen, dass Maestro-Transaktionen wenigstens für einen Teil ihrer Mitglieder günstiger werden? Auf Nachfrage stellt sich auch prompt heraus, dass sich der Handel in der Darstellung, wie sie Mastercard liefert, missverstanden fühlt.

Wohl hat die europäische Handelsorganisation Eurocommerce bei Mastercard Kritik an dem neuen Gebührenmodell angemeldet, da es einseitig die großen Unternehmen bevorzugte. Die Forderungen zielten allerdings mehr auf eine Änderung zugunsten der kleineren Betriebe ab als auf einen gänzlichen Verzicht auf die neuen Sätze.

Beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) sieht man das Thema differenzierter: Die neuen Interchange-Sätze, wie sie ursprünglich ab dem 1. Januar 2008 hätten in Kraft treten sollen, wären zumindest ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, heißt es dort. "Mengenrabatte" für die großen Unternehmen seien eine im Handel übliche Vorgehensweise, damit hätte die Branche durchaus leben können. Nachbesserungen für die Kleinen hätten dann in einem zweiten Schritt erfolgen können, oder man hätte darüber nachdenken können, durch Kooperationen Verbesserungen für sie zu erreichen. Aus Sicht des HDE ist die Zurücknahme seitens Mastercard deshalb sehr zu bedauern. Man hofft, dass die Einführung der neuen Sätze wie angekündigt nur aufgeschoben, nicht gänzlich aufgehoben ist. Es wird aber daran gezweifelt.

"Verschiebung" nur eine Gesichtswahrung?

Der Hinweis auf die Verschiebung sei wohl nur eine gesichtswahrende Maßnahme. Erst im Zuge generell sinkender Interbankenentgelte und zunehmender Transparenz werde es wohl auch bei Maestro zu Änderungen kommen. Anfang Juli wird eine neue Verlautbarung der EU-Kommission zum Thema Interchange erwartet.

Der Versuch von Mastercard, auf dem Weg über den Handel Maestro gleichsam durch die Hintertür zum führenden Debitsystem auch in Deutschland zu machen, muss somit als gescheitert angesehen werden.

Zum Einlenken von Mastercard beigetragen hat vermutlich auch der Markteintritt von V-Pay - auch wenn derzeit noch keine Karten am Markt sind und Rahmenvereinbarungen erst mit Leben gefüllt werden müssen. Visa hat - als Mitgliederorganisation, die Visa Europe weiterhin ist - gar nicht erst den Versuch gemacht, electronic cash zu unterbieten. Bei der Mitte Juni bekannt gegebenen Vereinbarung mit dem ZKA, die den Weg für das Cobranding von electronic-cash-Karten mit V-Pay anstelle von Maestro endgültig frei macht, hat man sich auf eine Interchange auf dem Niveau der electronic-cash-Entgelte geeinigt.

V-Pay kann nur profitieren

Damit beschränkt man sich zwar zunächst auf einen vergleichsweise kleinen Anteil am Zahlungsverkehr, öffnet aber bei der Kreditwirtschaft sicher manche Tür. Und nach dem Zurückrudern von Mastercard bleibt V-Pay auch aus Sicht des Handels an Attraktivität nicht hinter Maestro zurück, was für die Akzeptanz von Bedeutung ist. Von der versuchten Brachialgewalt des derzeitigen Cobranding-Monopolisten Maestro kann V-Pay somit sicher nur profitieren.

Die verstärkten Bemühungen der deutschen Kreditwirtschaft, electronic cash Sepa-tauglich zu machen, bleiben davon unberührt. Wenn es überhaupt noch nötig wäre: Zumindest die heftige Diskussion um die Maestro-Interchange hat gezeigt, wie wichtig ein Wettbewerb der Systeme auch für die Banken ist. Damit geht man ausnahmsweise auch einmal konform mit dem Handel: Auch vom HDE wird die EAPS-Initiative ausdrücklich unterstützt.

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