Allgemein

Easycash-Verkauf: neuer Wettbewerb im Netzbetrieb

sb - Die Geschichte der Easycash GmbH, Ratingen, ist kurz, aber bewegt: 1992 als Abteilung der Mannesmann Datenverarbeitung GmbH gegründet, wurde sie 1997 unter der Firmierung "Easycash GmbH" zur hundertprozentigen Tochter der Deutschen Bank und 2000 durch die Übertragung von deren PoS-Geschäft zum größten Netzbetreiber und ging 2002 an die GZS über. Wie es das Bundeskartellamt im Juni 2006 nach dem Verkauf der GZS an First Data zur Bedingung für die Genehmigung der Transaktion gemacht hatte, ist der Netzbetreiber Anfang November erneut verkauft worden.

Im Bieterwettstreit hat sich der Finanz-Investor Warburg Pincus - eine Unterneh-mens-Beteiligungsgesellschaft, die derzeit Kapital in Höhe von mehr als zehn Milliarden US-Dollar verwaltet und sich in erster Linie auf Wachstumsfinanzierung konzentriert - Anfang November gegen strategische Investoren durchgesetzt. Gleichzeitig beteiligt sich das Easycash-Management am Eigenkapital.

Kartellamts-Entscheidung aus "historischer" Perspektive

Bei First Data sieht man den erzwungenen Verkauf einigermaßen gelassen. Zwar musste mit Easycash derjenige Geschäftszweig der GZS abgegeben werden, der in den Jahren der Restrukturierung den größten Ergebnisbeitrag leistete. Seitdem auch die Processingsparte wieder den Weg in die Profitabilität geschafft hat, ist der Verkauf des Netzbetreibers aber weniger schmerzlich. Und mit der im Unternehmen verbleibenden Telecash behält man ein starkes Standbein im Sparkassen-Sektor und zudem denjenigen der beiden Netzbetreiber, der eine weitaus höhere electro-nic-cash-Quote hat.

Die Entscheidung des Bundeskartellamts hält First-Data-Geschäftsführer Ernst Verbeek trotzdem unverändert für falsch.

Dass Telecash und Easycash zusammen auf dem deutschen Markt eine marktbeherrschende Position eingenommen hätten, wie es die Wettbewerbshüter monierten, bestreitet er nicht. Allerdings sieht man das Thema Netzbetrieb bei First Data als (zumindest künftig) europäische Angelegenheit, wenn erst einmal Sepa realisiert ist. Die Sichtweise des Bundeskartellamts und dessen Argumentation, wonach "aufgrund gesetzlicher und marktstruktureller Gegebenheiten ... mit einem Marktzutritt potentieller Wettbewerber zumindest in naher Zukunft nicht zu rechnen ist", sei insofern eine "historische".

First Data an Zukäufen interessiert

Gerade in der europäischen Perspektive ist es für First Data zweifellos schmerzlich, dass die Synergien, die man aus der Bündelung der Volumina von Telecash und Easycash im Netzbetrieb hätte erzielen können, nun nicht realisiert werden können.

Im Vordergrund steht deshalb zwar das organische Wachstum aus eigener Kraft
- vorwiegend durch die Erschließung neuer Branchen wie zum Beispiel Friseure oder Schuhgeschäfte, die im ländlichen Raum bisher meist keine Karten akzeptieren. Sollte sich eine Gelegenheit dazu am Markt ergeben, wäre First Data laut Verbeek aber durchaus am Erwerb eines kleineren Netzbetreibers interessiert, gegen dessen Integration die Wettbewerbshüter nichts einzuwenden hätten. Gleiches gilt vermutlich auch für Easycash, die mit Warburg Pincus einen finanzkräftigen Investor im Rücken hat. Neuer Wettbewerb in den Markt gekommen ist durch die Transaktion insofern allemal. Easycash wird vermutlich in fünf bis sieben Jahren erneut auf den Markt kommen. So lange hält Warburg Pincus eigenen Angaben zufolge seine Investments im Durchschnitt. Sollte First Data Recht behalten und im Netzbetrieb alsbald nach Einführung der Sepa ein blühender europaweiter Wettbewerb einsetzen, wäre dann theoretisch vielleicht der Rückkauf von Easycash wieder denkbar, ohne dass das Kartellamt dann Einspruch erheben würde Doch das ist einstweilen reine Spekulation.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X