RISIKOMANAGEMENT

Schnelle und unbürokratische Hilfe ist die beste Krisenbewältigung

Uwe Borges, Foto: Sparkasse Köln-Bonn

In den besonders von den Corona-bedingten Einschränkungen betroffenen Branchen wird nicht jede Insolvenz zu vermeiden sein, sagt Uwe Borges. Ziel ist es jedoch, möglichst vielen Unternehmen durch die Krise zu helfen. Hier habe sich das bereits vor der Pandemie eingeführte Business Center als direkter Draht zur Beratung bewährt. Neu eingeführt wurde ein Business Check, den Unternehmen selbst durchführen können und der ihnen Hinweise zur Optimierung gibt. Positiv hebt Borges hervor, dass in der Krise die Zahl der Gründungen zugenommen hat. Krisenfestigkeit ist dabei von Anfang an Teil des Unternehmenskonzepts. Red.

Die Corona-Krise bietet Banken, Sparkassen wie Unternehmen neben Herausforderungen auch Chancen, sich selbst neu zu erfinden. Die andauernde Corona-Pandemie hat die Menschen verändert. Mund- und Nasenschutz bestimmen das Bild in der Öffentlichkeit, Diskussionen um Einschränkungen die Debatte. Die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft sind noch nicht absehbar.

Neue Herausforderungen durch Corona

Doch schon jetzt zeichnet sich ab: Sparkassen mussten und müssen sich neuen Herausforderungen stellen und sie meistern, regional noch unmittelbarer und erkennbarer Verantwortung übernehmen. Daraus erwachsen auch neue Chancen. Der Beginn der Corona-Krise fiel mit meinem Dienstantritt als neuer Firmenkundenvorstand der Sparkasse Köln-Bonn zusammen. Eine längere Einarbeitungsphase war somit nicht möglich; es galt, schnell und unbürokratisch zu handeln und direkt wirk same Hilfen für Unternehmen in Not anzubieten. So gesehen habe ich die Corona-Krise auch als persönliche Herausforderung gesehen und sie gewissermaßen "persönlich" genommen.

Wie hat die Unterstützung der Sparkasse für ihre Kunden nun konkret ausgesehen? Noch bevor die angekündigten Hilfen des Bundes Ende März vergangenen Jahres im Bundestag beschlossen wurden, befasste sich ein eigenes Team bereits mit der Umsetzung und baute in Sonderschichten eine digitale Prozessstraße für die Kreditvergabe auf. Dadurch konnten Firmenkunden auf der Internetseite in wenigen Schritten ihren Liquiditätsbedarf berechnen und online Kredite beantragen. Das wurde gerade in den ersten Wochen sehr stark genutzt und hat vieles für die Betroffenen vereinfacht.

50 Prozent der KfW-Kredite vorab ausgezahlt

Die Sparkasse Köln-Bonn hat aufgrund dessen frühestmöglich Liquidität für die notleidenden Betriebe bereitgestellt. Noch bevor die staatlichen Hilfen griffen, war die institutseigene Soforthilfe für die Kunden da. Wenn die beantragten KfW-Kredite in Ordnung waren, wurden vorab schon 50 Prozent der Summe ausgezahlt. Dadurch ging die Sparkasse mit fast 200 Millionen Euro an Krediten für gut 1 500 gewerbliche Kunden in Vorleistung.

Insgesamt hat die Sparkasse Köln-Bonn bisher rund 600 Millionen Euro an KfW-Mitteln für mehr als 2 100 Kunden zugesagt. Fast 90 Prozent des Geldes ist bereits abgerufen worden. Auch aufgeschobene Ratenzahlungen bei 3 400 Konten im Volumen von 15 Millionen Euro haben sicherlich geholfen. Man sieht daran: Es wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Wirtschaft in der Region wirksam zu unterstützen.

Wirtschaft gegen weitere Ausfälle immunisieren

Auch wenn das Impfen gegen Corona nach anfänglichen Problemen voranschreitet: Ein Ende der Pandemie ist noch nicht in Sicht und hängt maßgeblich vom Durchimpfen der Bevölkerung ab. Erst dann erscheinen Lockerungen in größerem Maße wieder möglich, von denen insbesondere auch die Wirtschaft profitieren kann.

Der Impferfolg und ein nachhaltiger wirtschaftlicher Aufschwung hängen meiner Ansicht nach eng zusammen. Das Impfen immunisiert gleichermaßen die Wirtschaft in dieser Krise gegen weitere Ausfälle. Trotz allem ist aber zu erwarten, dass die Insolvenzen in diesem Jahr pandemiebedingt zunehmen werden, auch wenn die Bundesregierung viel getan hat, um dies zu verhindern.

So gesehen sind die besonders betroffenen Branchen - neben dem Einzelhandel, Gastronomie, Kultur, Touristik, Messebau und Hotelgewerbe - weiter andauernden wirtschaftlichen Belastungen ausgesetzt. Die Sparkasse Köln-Bonn versucht gemeinsam mit betroffenen Kunden, auch in diesen Branchen Lösungen zu finden. Aber leider wird nicht in jedem Fall eine Insolvenz zu verhindern sein. Daher müssen wir als Sparkasse auch in deutlich stärkerem Maße mit Kreditausfällen rechnen.

Sparkasse als Hausbank zahlt sich aus

Das wichtigste Ziel ist es, möglichst vielen Unternehmen durch die Krise zu helfen. Dabei kann die Sparkasse Köln-Bonn den Betrieben einiges anbieten. Das A und O gerade in dieser krisenhaften Situation ist und bleibt die persönliche Beratung. Und gerade jetzt zahlt sich eine langjährige, vertrauensvolle Kundenbeziehung zur Sparkasse als Hausbank aus. Deswegen schätzen so viele gewerbliche Kunden diese Zusammenarbeit.

Vorrangig geht es hier um die Sicherung der Liquidität der Firmenkundschaft. Neben den Hilfsprogrammen sind individuelle Vereinbarungen möglich. Diese müssen natürlich auf die spezifischen Verhältnisse des jeweiligen Betriebes ausgerichtet sein und können unter Umständen verschiedene Finanzierungsbausteine sinnvoll einbinden. Im Einzelfall sind Anpassungen der Finanzierungsmodalitäten denkbar, daneben auch andere Möglichkeiten, Liquiditätsspielräume zurückzugewinnen.

Gründungsboom im Corona-Jahr Quelle: Sparkasse Köln-Bonn
Gründungsboom im Corona-Jahr Quelle: Sparkasse Köln-Bonn

Business Center bewährt sich in der Krise

Was der Sparkasse Köln-Bonn in der Corona-Krise zugutekam: Schon vorher hat das Institut damit begonnen, sich in seinen Beratungsangeboten neu aufzustellen. Zum Beispiel mit einem Business Center, das seit anderthalb Jahren erfolgreich läuft. Hier können gewerbliche Kunden schnellen Kontakt mit einem Berater per Telefon, Mail, Chat oder Video-Chat suchen - ohne den Betrieb zu verlassen, ohne Anfahrtszeit. Das bringt enorme Vorteile und Zeitersparnis.

Das Business Center mit seinen 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war im vergangenen Jahr mitten in der Pandemie ein Fels in der Brandung und hat seine Bewährungsprobe voll und ganz bestanden, weil viele gewerbliche Kunden den direkten Draht für Beratung und Kredit suchten. Entsprechend hoch war das Aufkommen an Telefonaten, das es zu bewältigen galt. Das ist gelungen. Insgesamt hat die Sparkasse Köln-Bonn viel Lob von Firmenkunden erhalten für das flexible Handeln in der Krise.

Rund 4 000 Videokonferenzen pro Monat

Bei den Mitarbeitenden konnte war auch eine hohe Bereitschaft zu spüren, in dieser Krise beherzt zu helfen. Das hat Vieles vereinfacht und beschleunigt. Um das potenzielle Ansteckungsrisiko für die Beschäftigten zu senken, setzt die Sparkasse wie andere Unternehmen verstärkt auf Homeoffice, wo es betrieblich möglich ist. Schon vor der Corona-Krise gab es eine Betriebsvereinbarung dazu.

Die technischen Möglichkeiten wurden dann entsprechend aufgestockt, sodass mittlerweile zwei von drei Beschäftigten im Homeoffice arbeiten können. Parallel wurde auch die Infrastruktur gelegt, um digital miteinander zu kommunizieren, Aktuell finden bei uns rund 4 000 Videokonferenzen pro Monat statt.

Digitalisierungsschub durch die Krise

Dieser Schub, in der Corona-Krise zunehmend digitale Lösungen zu nutzen, ist auch bei der Kundschaft deutlich festzustellen.

  • Das ist zum Beispiel daran ablesbar, dass im vergangenen Jahr die Zahl der kontaktlosen Zahlungen um 170 Prozent zugenommen hat.
  • Und bei der Sparkassen-App für das Banking mit dem Smartphone sehen wir 20 Prozent mehr aktive Nutzer.

Die Sparkasse Köln-Bonn hat angesichts von Corona außerdem eigene Digitalangebote entwickelt, damit Kunden besser durch die Pandemie kommen: Ein eigener virtueller Bleib-gesund-Führerschein oder der Online-Kurs "digitalmitreden" wurde über zehntausend Mal angeklickt und ausprobiert.

Die Sparkasse dreht an diesem großen Rad der Digitalisierung auch aktiv mit, indem sie ihrer gewerblichen Kundschaft auf sie zugeschnittene innovative Angebote macht.

Ein neuer Unverpackt-Laden in Köln wurde 2020 von der Sparkasse Köln-Bonn bei der Gründung begleitet Quelle: Sparkasse Köln-Bonn
Ein neuer Unverpackt-Laden in Köln wurde 2020 von der Sparkasse Köln-Bonn bei der Gründung begleitet Quelle: Sparkasse Köln-Bonn

Mehr Gründungen in der Corona-Krise

Neben dem Business Center stellt die Sparkasse seit einigen Monaten beispielsweise auch einen Business Check auf ihrer Homepage zur Verfügung. Der kann gerade in der Corona-Krise gut genutzt werden. Denn er ermöglicht Kunden eine schnelle Prüfung, wie gut ihr Betrieb aufgestellt ist. Da geht es etwa um das Forderungs- und Kostenmanagement, die Steuerung der Rentabilität oder die Stabilität des Unternehmens. Auf Basis der wichtigsten Kennzahlen können die Unternehmen auf einen Blick abschätzen, wie sich Veränderungen in Euro auswirken. Zum Schluss erhält der Firmenkunde dann Hinweise für mögliche Optimierungen.

Was im vergangenen Jahr überrascht hat in der Corona-Krise: Die Sparkasse Köln-Bonn hat mehr Gründer und Unternehmensnachfolger finanziell begleitet als sonst. Es gab 219 Vorhaben, die unterstützt wurden, so viele wie seit Jahren nicht.

Auf den ersten Blick ist das nicht recht erklärbar. Aber es hat sich gezeigt, dass diese Gründungswelle neben dem Dienstleistungsbereich und dem Handel zum Teil auch das Handwerk erfasste. Häufig steht hier eine Unternehmensnachfolge an. Viele Alteigentümer haben die Pandemie zum Anlass genommen, das Thema anzugehen, das sie bislang hinausgeschoben haben. Und nutzen hierbei die langjährige Expertise und die beiden Gründer-Center der Sparkasse.

In die Beratungsgespräche kommen außerdem überdurchschnittlich viele Gründerpersönlichkeiten, die mit guten, sorgfältig durchdachten Geschäftsideen überzeugen. In dem momentan wirtschaftlich schwierigen Umfeld wird nicht aus dem Bauch heraus gegründet. Stattdessen ist der Faktor Krisenfestigkeit von Anfang an fester Bestandteil des Unternehmenskonzepts. Und an manchen Standorten sind wegen der Krise Ladenlokale und Büros in den Mieten erschwinglicher geworden. Die Startbedingungen sind damit nicht unbedingt schlechter. Es gibt also auch Chancen in der Krise.

Uwe Borges , Mitglied des Vorstands, Sparkasse KölnBonn, Köln

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