Im März 2020 griff die Corona-Krise um sich und sorgte für große Sorgen bei den Bürgerinnen und Bürgern in ganz Deutschland. Viele Ängste machten die Runde, sogar Versorgungsengpässe befürchteten manche, und eine generelle Unsicherheit verbreitete sich. Obwohl viele der Befürchtungen glücklicherweise nicht eintraten, war bereits damals ein Bedürfnis ebenso stark wie die Verunsicherung angesichts der neuen Krise: der Wunsch zu helfen.
Daher wurde bei den damals noch vier Genossenschaftsbanken des Landkreises Ludwigsburg (Volksbank Ludwigsburg, Volksbank Remseck, VR-Bank Asperg-Markgröningen sowie VR-Bank Neckar-Enz) und der Kreissparkasse Ludwigsburg eine Idee entwickelt, wie man effektiv helfen könnte, die Auswirkungen und einige der längerfristigen Folgen der Pandemie abzufedern - mit dem Ziel, die Region zu stärken. Dabei brachten die Partner ihre Stärken und ihr Fachwissen ein.
Neben Ängsten brachte schon der Beginn der Pandemie sehr konkrete negative Auswirkungen für Unternehmen in ganz Deutschland und eben auch direkt in der "Nachbarschaft" und unter der Kundschaft der Finanzinstitute mit sich. Einzelhändler mussten vorübergehend schließen, die Gastronomie durfte nicht mehr bewirten, Absatzmärkte brachen weg und der Kontakt zu den Verbrauchern wurde teilweise gekappt und sogar längerfristig gefährdet.
Regionale Verantwortung vor Wettbewerb
Vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen sind schließlich nur möglich, wenn Kunden auf die Angebote der Unternehmen zugreifen können. Klar war: Je länger die Krise und die damit einhergehenden Einschränkungen für Unternehmen dauern würde, desto mehr würden auch das Vertrauen und die Bindung von Kunden an regionale Händler, Produzenten und Lieferanten leiden und damit letztendlich die Zukunft der wirtschaftlich äußerst erfolgreichen, vielerorts vom Mittelstand und von Familienunternehmen getragenen Region gefährden.
Hier spielte der Wettbewerb der Genossenschaftsbanken und Kreissparkasse zueinander keine Rolle mehr - im Gegenteil. Es ging darum zu handeln, wo andere reden. Im Frühjahr 2020 wurde deshalb in Gemeinschaftsarbeit eine Online-Plattform an den Start gebracht, zunächst als regionales Branchenportal unter dem Namen "wirbestellen-hier.de". Entstanden in sehr kurzer Zeit, hatte sich das Online-Portal schnell etabliert. Unternehmen konnten sich in die Datenbank im Online-Verzeichnis eintragen und für Kunden entstand ein leicht zu navigierendes Portal mit Verbindung zu den Online-Shops der teilnehmenden Unternehmen und heimischen Lieferanten.
Schnell stieg die Zahl der Unternehmen in den Anfangswochen auf mehr als 200, viele Tausend Besucher nutzten das Portal regelmäßig, und das nicht nur, um gezielt die Händler und Dienstleister aufzusuchen, deren Leistungen und Produkte sie in der Corona-Krise nicht mehr einfach im Einzelhandel erwerben konnten. Sondern von Beginn an diente das Portal auch als Werbe- und Informationsraum, der von den Verbrauchern gerne genutzt wird: Wer bietet was an? Was gibt es für Dienstleistungen und Produkte in unserer Region, von denen ich vielleicht noch gar nichts weiß? Als Partner für die Umsetzung im Internet wurde die Ludwigsburger Agentur Pulsmacher gewonnen. Die Banken unterstützten die beteiligten Unternehmen, indem das Portal beispielsweise in die eigenen Marketing- und Social-Media-Aktivitäten aktiv eingebunden und in den Lokalzeitungen großflächig beworben wurde.
Beispiel für bankenübergreifende Zusammenarbeit
Als die beteiligten Institute das Projekt gemeinsam ins Leben gerufen haben, ging es zunächst vor allem darum, den Menschen während der Pandemie zur Seite zu stehen und rasch zu helfen. Das wurde erreicht, indem Verbraucher und Händler in der Region schnell und effizient zusammengebracht wurden. Aber es ging und geht um mehr. Die Unterstützung der Unternehmen sollte die Heimatregion der regionalen Kreditinstitute stärken und dabei helfen, die Folgen der Pandemie im Rahmen ihrer Möglichkeiten abzufedern.
Zwei Jahre sind vergangen und das Projekt ist so lebendig wie eh und je, es ist weiterhin eine echte Erfolgsgeschichte und ein Musterbeispiel für bankenübergreifende Zusammenarbeit zum Wohl der Region. Die drei großen Genossenschaftsbanken im Landkreis sind inzwischen zur neuen VR-Bank Ludwigsburg fusioniert. Die Kooperation mit der Kreissparkasse Ludwigsburg wurde nicht nur fortgeführt, sondern intensiviert. So wurde das Online-Portal Ende des Jahres 2021 zu einem virtuellen Marktplatz weiterentwickelt - mit neuem Namen und unter der Adresse "www.wir-kaufen-hier.com".
Mit Einbindung der IHK
Es wurden etliche neue Funktionen eingeführt, eine Übersichtskarte ergänzt und die Zahl der Unternehmen ist inzwischen auf weit über 400 angestiegen. Die Branchen reichen von Drogerie und Lebensmitteln über Lifestyle und Mode und allen denkbaren Dienstleistungen bis hin zu Getränkelieferanten und natürlich der Gastronomie - und das sind nur Beispiele. Die Nutzer honorieren das große Angebot: Die Zugriffszahlen gehen inzwischen insgesamt in die Hunderttausende.
Die Industrie- und Handelskammer wurde in die Aktion eingebunden, um noch mehr Unternehmen zu gewinnen. Auch kleine Maßnahmen steigern die Reichweite der Aktion: So wurden zuletzt auch bunte Sticker mit dem Logo für Eingangsbereiche und Schaufenster der Händler produziert und werden unter den Teilnehmern des virtuellen Markplatzes verteilt - wir-kaufen-hier als Statement und sichtbares Bekenntnis. Angedacht ist auch, www.wirkaufen-hier.com als Startpunkt für Aktionen oder Gewinnspiele der Unternehmen zu nutzen, die deren Kunden einen echten Mehrwert bieten.
Der nächste Schritt ist gemacht, das Portal ausgebaut und weiterentwickelt. Starke Partner leisten einen starken Beitrag, um das Portal jedem Händler und Dienstleister im Landkreis Ludwigsburg sowie den Kunden zur Verfügung zu stellen - Ziel ist längst die Unterstützung auch über die Corona-Situation hinaus. Für Volksbank und Sparkasse ist auch dies gelebte Regionalität und gesellschaftliche Mitverantwortung.
Natürlich sind diese Anstrengungen mit Investitionen und Kosten verbunden - das Portal läuft nicht von allein. Alle Kosten übernehmen dabei von Anfang an die kooperierenden Finanzinstitute. Die Nutzung für Kunden, aber auch der Eintrag für die teilnehmenden Unternehmen waren und bleiben kostenlos. Verbraucher benötigen keine lästige Registrierung oder neue Online-Accounts. Die Initiatoren sehen das Angebot als partnerschaftliche Unterstützung ihrer Kunden und als ein Zeichen gelebter gesellschaftlicher Mitverantwortung.
Diese ist grundsätzlich ein Muss, nicht nur in Krisenzeiten, aber während solcher Phasen ganz besonders. Die von den Volks- und VR-Banken sowie der Sparkasse des Kreises schon kurz nach Ausbruch der Corona-Krise in einem gemeinsamen Kraftakt, in sehr kurzer Zeit entwickelte und an den Start gebrachte Branchen-Plattform trägt den Slogan "Ein Landkreis hält zusammen". Dieser Zusammenhalt ist gleichermaßen Zeichen und Ziel sowie "das gelebte und erlebbare Bekenntnis der Banken zu ihrer Region - ein Signal, dessen Wirkung bis heute anhält.
Kreisweit kostenlose Bargeldversorgung
Dabei war das Branchenportal nicht der erste gemeinsame Schritt in der Zusammenarbeit der regionalen Bankhäuser im Corona-Frühjahr 2020. Schon Tage vor der Inbetriebnahme der neuen Plattform, als auf der Kundenseite zum Teil noch sehr große Verunsicherung wegen möglicher Corona-Folgen für den Finanzsektor herrschte, haben Kreissparkasse und die genossenschaftlichen Banken des Landkreises in Sachen Bargeldversorgung einen entscheidenden, beruhigenden Schritt getan: Gemeinsam ermöglichten sie kreisweit die kostenlose Bargeldversorgung, indem sie jeweils den Kunden der anderen Bank wechselseitig die eigenen Automaten zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung stellten.
Für die Kunden wurde es dadurch möglich, sich kreisweit an rund 210 Automaten mit Bargeld versorgen zu können, ohne Gebühren beim jeweils anderen Finanzinstitut für die Abhebung zahlen zu müssen. Der gewünschte Effekt: Unnötig weite Beschaffungswege konnten so vermieden werden. Schon diese erste, bereits Ende März 2020 umgesetzte Maßnahme war rückblickend ein Gebot der Stunde, dass auch die Finanzdienstleister vor Ort die beschlossenen Präventionsmaßnahmen der Regierung aktiv unterstützt und für die damals geforderten Kontaktverbote pragmatische Lösungen angeboten haben. Dieser ersten gemeinsamen Initiative von Kreissparkasse und Geno-Banken folgte dann mit der Etablierung des Branchenportals nur wenige Tage später die zweite.
An diese sehr intensive Zeit erinnern sich die Beteiligten auch deshalb so gut, weil alle mit einer vorher so noch nicht gekannten Situation konfrontiert waren, deren Folgen sie sich mit aller gemeinsamen Kraft entgegengestemmt haben, im Interesse der Kunden und der Region. Während einer bisweilen durchaus dramatischen Zeit haben sie Ruhe bewahrt, die Lage analysiert, sich konstruktiv auf die Situation eingestellt und sich dabei auf eine alte Erkenntnis modern besonnen: Not macht erfinderisch.
Entstanden ist so ein Mix aus präventiven und offensiven Maßnahmen. Ziel war es und ist im Grunde heute noch, den Kunden auch und gerade in Krisenzeiten ein verlässlicher Partner zu bleiben und noch während der Pandemie an die Zeit nach der Pandemie zu denken. Es galt und gilt, die durch Corona verursachten wirtschaftlichen Schäden so gering wie möglich zu halten und sowohl Privat- als auch Firmenkunden gut durch diese Zeit zu bringen.
Anbieter und Bürger auf einem Marktplatz zusammenbringen
So war die Idee eines von den beteiligten Banken finanzierten Portals entstanden. Ziel war und ist es, örtliche Anbieter aus unterschiedlichsten Branchen und Bürger in einem Marktplatz zusammenzubringen. Auf diese Art und Weise wollen die Finanzdienstleister dazu beitragen, Kaufkraft in der Region zu erhalten. Der Erfolg des Portals zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Mit dem virtuellen Marktplatz "wir-kaufen-hier" geht es darum, wie es auf der Startseite heißt, "mit Unterstützung Ihrer VR-Bank Ludwigsburg, der Kreissparkasse Ludwigsburg und der Volksbank Remseck den richtigen Anbieter unter den Unternehmen aus unserer Region" zu finden. Heimische Qualitätsprodukte und Serviceleistungen stehen deshalb in der Käufergunst ganz oben.
Dem Besucher präsentieren sich, gegliedert in 14 Gruppen, in Summe Hunderte von Anbietern. Jede Gruppe ist in sich alphabetisch geordnet und bietet verschiedene Informationsebenen an. Ständig wird der virtuelle Marktplatz weiterentwickelt. Was als Hilfsinstrument begonnen hat, ist längst zur virtuellen Erfolgsgeschichte geworden, deren Auswirkungen im realen Leben helfen. Dabei ist jeder Klick ein Votum für die eigene Region. Denn die Stärke eines regionalen Finanzdienstleisters erwächst aus der wirtschaftlichen Stärke der Region, in der er tätig ist. Das gilt sowohl für die Genossenschaftsbanken als auch für die Sparkassen und zeigt sich an dem gemeinsam geschaffenen Branchenportal "wir-kaufen-hier" - vielleicht sogar beispielgebend für andere Regionen.
