BANK UND TECHNIK

Automatisierte Sicherheitenüberprüfung - Kreditrisiken im Blick

Peter Kullmann, Foto: privat

Bedingt durch die Corona-Epidemie und ihre wirtschaftlichen Folgen ist es für Banken noch wichtiger geworden, die Kreditrisiken immer im Blick zu behalten. Die bisherige, meist nur anlassbezogene Überprüfung von "Altdaten" reicht nicht mehr aus. Heterogene Datenbestände nach Fusionen machen die Sache nicht einfacher. Aus Sicht der Volksbank Kaiserslautern führt dabei kein Weg an einer Automatisierung der Prozesse vorbei. In Kaiserslautern hat sich dies bereits ausgezahlt, berichten Peter Kullmann und Dagmar Hoffmann. Nicht zuletzt sieht man sich durch diesen Digitalisierungsschritt auch für die demografische Entwicklung und den Mangel an Fachkräften für die Marktfolge gerüstet. Red.

Das Kreditgeschäft ist auch für die Volksbank Kaiserslautern eG eine wesentliche Ertragsquelle. Doch wo Chancen warten, lauern erfahrungsgemäß auch Risiken. Dies gilt ebenfalls oder sogar im besonderen Maße für das Aktivgeschäft. Regionalbanken spielen hier aufgrund ihrer geografischen Verankerung eine besondere Rolle: über das Privatkundengeschäft hinaus sind sie gerade für kleine und mittlere Betriebe Ansprechpartner Nummer eins, wenn es um die Kreditvergabe geht. Folglich profitieren die Institute von der hohen Nachfrage auf der einen Seite. Andererseits müssen sie überlegt und nachhaltig in die Risikoprävention investieren. Aus diesem Grunde sind Kreditinstitute stets gefordert, ihr risikogewichtetes Aktivgeschäft im Blick zu behalten und die entsprechenden Rahmenparameter, wie beispielsweise die zugehörigen Sicherheiten, fortlaufend zu überprüfen. Gleichzeitig müssen sie dabei die strengen und komplexen Anforderungen aus dem Aufsichtsrecht beachten, den Vorstellungen der Geschäftsführung Rechnung tragen und das Eigenkapital schonen.

Foto: AdobeStock/bearsky23
Foto: AdobeStock/bearsky23

Über diese generischen Faktoren hinaus ist es vor allem die Regulatorik, die die Genossenschaftsbanken fordert - beispielsweise die MaRisk oder ein ISMS (Informations-Sicherheits- Management-System). Des Weiteren finden vermehrt zentrale Standards Anwendung, die auf die Verfügbarkeit, Authentizität, Vertraulichkeit und Integrität der Daten einzahlen, wie beispielsweise die ISO-Norm 27001. Dafür gibt es viele gute Gründe: Unter anderem locken bei der nachhaltigen Optimierung der Datenqualität und der bestenfalls systemgestützten Analyse von Potenzialen hinsichtlich einer Realkreditprivilegierung reduzierte Eigenmittelanforderungen sowie eine signifikante Senkung des Beitrags an den Einlagensicherungsfonds. Nicht zuletzt darum gilt es Ungereimtheiten in den Daten selbst oder im Zuge ihrer IT-gestützten Erhebung und fortlaufenden Kontrolle unbedingt zu vermeiden.

Risikoerkennung im Fokus

Der von der BaFin im Jahre 2019 durchgeführte LSI-Stresstest bescheinigt den kleinen und mittelgroßen, deutschen Kreditinstituten eine schwache Rentabilität. Sehr wahrscheinlich werden sich aus dieser Analyse in naher Zukunft steigende Eigenkapitalanforderungen ableiten, die auch den Geschäftsspielraum der Genossenschaftsbanken einschränken.*)

Darüber hinaus gehören betriebliche und private Zahlungsunfähigkeiten in den Kreditabteilungen aller Institute leider beinahe zum Tagesgeschäft. Pessimisten schätzen, dass deren Zahl im Zuge der aktuellen Pandemie schlagartig ansteigen wird - vor allem im Anschluss an staatliche Hilfsprogramme und daher primär als Folge von verzögerten Firmeninsolvenzen durch die geänderten Meldefristen.

Um dieser Entwicklung vorbereitet zu begegnen oder ihr gar vorzubeugen, sind die Institute mehr denn je gefordert, ihre Daten stetig auf höchstem Qualitätsniveau zu halten. Die beispielsweise in der Welt der Genossenschaftsbanken soeben aus der abgeschlossenen Migration zum neuen, gemeinsamen Kernbankverfahren Agree21 resultierenden Hilfsmittel können hier allenfalls als Anfang betrachtet werden, der einen erheblichen manuellen Folgeaufwand nach sich zieht. Überprüfungen von "Altdaten" erfolgen in vielen Instituten erfahrungsgemäß nur zu bestimmten Anlässen und in viel zu langen Zeitabständen - etwa im Rahmen neuer Kreditvergaben oder turnusmäßiger Sicherheitenüberprüfungen.

Keine Alternative zu einer Softwarelösung

Tatsächlich finden diese Kontrollen - von fehlenden Verschlüsselungen bis hin zu falsch dokumentierten Details - fast ausschließlich von Hand statt, was naturgemäß menschliche Fehler impliziert und enorm viel Zeit kostet. Die Volksbank Kaiserslautern eG ging hier frühzeitig neue Wege und automatisierte die entsprechenden Prozesse für Datenkontrollen und -analysen mittels eines intelligenten Softwaresystems (Foconis-ZAK). Natürlich ist die Nutzung neuer IT-Lösungen zunächst einmal eine Investition, die insbesondere in Zeiten auferlegter Kostenreduktion genau abgewogen werden will.

Doch mit Blick auf die im Aktivgeschäft schlummernden Risiken, die in weiten Teilen ihre Ursache in unvollständigen, veralteten oder fehlerhaften Datenbeständen finden, bleibt den Instituten im Grunde keine Alternative mehr zu einer prozessorientierten Softwarelösung. Denn zusätzlich zu den stetig wachsenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen, wie etwa der Capital Requirements Regulation (CRR), müssen auch die Privilegierung von Realkrediten und daher die stetige Überprüfung von Sicherheiten auf der Basis einer optimalen Datenqualität mehr und mehr in den Fokus rücken. Im Zusammenhang mit der Adressrisikosteuerung auf Portfolioebene ist hier eine manuelle Datenevaluierung und die Gewinnung entsprechender Potenziale nahezu unmöglich.

Fusionen erschweren Datenhomogenität

Bedingt durch einige Fusionen in der Vergangenheit, blickte die Volksbank Kaiserslautern eG zunächst auf einen sehr heterogenen Datenbestand - auch und vor allem im Bereich der im Kernbanksystem dokumentierten Sicherheiten. Während man in Kaiserslautern Bausparguthaben anrechnete, geschah dies in der Vergangenheit bei künftigen Fusionspartnern nicht.

Gleiches galt beispielsweise auch für die Rückkaufswerte von Lebensversicherungen. Hier trotz Fusion eine einheitliche Basis zu finden, wäre auf manuellem Wege beinahe unmöglich gewesen. Wenn es überhaupt gelänge, dann nur langfristig und unter erheblichem Zeit- und Personalaufwand. Mithilfe des von der Bank eingesetzten Kontrollprozess-Systems hingegen ließen sich Ungereimtheiten und neue Potenziale gleichermaßen Stück für Stück automatisiert aufdecken.

Bereits bei der Einführung der Lösung achtete die Volksbank Kaiserslautern darauf, die zugrundeliegenden Verfahren mit dem System so auszusteuern, dass nicht alle Vorgänge auf einmal bearbeitet werden mussten. Diese sukzessive Vorgehensweise entlastete die Mitarbeiter und schaffte nach und nach die angestrebte Qualitätssteigerung der Daten. Diese Strategie passt dabei gut in das von der Volksbank erarbeitete Konzept, das vorsah, bis zum Jahresende 2020 die größtmögliche Optimierung der risikogewichteten Aktiva sicherzustellen und damit einen Vorstandsauftrag aus dem Oktober 2019 zu erfüllen.

Durch die elektronische Unterstützung gewinnt die Volksbank auf vielen Ebenen.

  • Unter anderem profitiert sie von einer nachweisbaren Kapazitäts- und Kostenentlastung.
  • Auch die Möglichkeit, nun einheitliche Kontrollen durchführen zu können - trotz verschiedener Mitarbeiter - erweist sich als wesentlicher Vorteil.
  • Darüber hinaus überzeugen die MaRisk-konforme Dokumentation der durchgeführten Kontrollen, Ergebnisse und Maßnahmen sowie die Archivierung der Geschäfts-, Kontroll- und Überwachungsunterlagen nach MaRisk AT 6.

Für die demografische Entwicklung gerüstet

Mit dem neuen Werkzeug konnte die Bank außerdem ihre Chancen verbessern, der demografischen Entwicklung im Bankwesen zu begegnen. Es wird sehr wahrscheinlich künftig schwer bis unmöglich werden, qualifiziertes Personal für die Marktfolge zu finden. Umso wichtiger ist es, vorhandene Mitarbeiter möglichst schnell und umfassend von allen standardisierten Tätigkeiten zu entlasten und mehr Zeit für das Wesentliche zu schaffen: die Kunden.

Von der Optimierung des Mengengeschäfts bis hin zur künftigen Nutzung für die Realkreditprivilegierung konnte die Volksbank Kaiserslautern zudem auch den Bestand bereits privilegierter Sicherheiten hinsichtlich einer korrekten, plausiblen Verschlüsselung systematisch scannen. Zwar fiel das Ergebnis positiv für die bisherigen Aktivitäten aus, aber dieses Resultat schwarz auf weiß zu lesen, ist sehr viel beruhigender und zum andern konnten die wenigen korrekturbedürftigen Fälle am Ende zur korrekten Anrechnung beitragen. Sie stiften somit den gewünschten Nutzen.

Fußnote

* Vgl. https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/ergebnisse-des-lsi-stresstests-2019-807574

Peter Kullmann, Mitglied des Vorstands, Produktion, Volksbank Kaiserslautern eG
Dagmar Hoffmann, Bereichsleitung Produktion, Volksbank Kaiserslautern eG
Peter Kullmann , Mitglied des Vorstands, Produktion , Volksbank Kaiserslautern eG
Dagmar Hoffmann , Bereichsleitung Produktion, Volksbank Kaiserslautern eG

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