SELBSTBEDIENUNG

VR E-Kiosk - neue Hoffnung auf Zusatzerträge

Foto: Volksbank Köln Bonn

Die Idee, in Bankfilialen auch bankfremde Produkt zu verkaufen und dazu auch die Selbstbedienungsinfrastruktur zu benutzen, ist schon gut 20 Jahre alt. Zum großen Thema geworden ist das bisher jedoch nicht. Um Gedankenspiele, den Geldautomaten zum Multifunktionsgerät zu machen, ist es still geworden.

Dafür mag es unterschiedliche Gründe geben - die Kostenfrage und die Komplexität zum Beispiel. Auch wurde immer wieder die Frage gestellt, ob die Umwidmung von Geldautomaten zu Multifunktionsterminals nicht womöglich zu unerwünschten Warteschlangen führen und damit die Kundenzufriedenheit beeinträchtigen könnte.

Ganz tot ist das Thema Drittprodukte am SB-Terminal in der Bankfiliale gleichwohl nicht - nur in anderer Form. Die Volksbank Köln Bonn eG gehört zu 23 Banken in ganz Deutschland, die mit der Pilotphase für ein neues Selbstbedienungsterminal starten: dem ersten VR E-Kiosk, einem virtuellen Produktregal, das die drei Bereiche Mobilfunk, Gutscheinkarten und Werbevermarktung vereint.

Hier können Kunden Prepaid-Mobilfunkkarten kaufen und die notwendige Identitätsprüfung vornehmen; sie bekommen ihre SIM-Karte auch direkt am Auswurfschacht des Terminals. Da die Karte einsatzfähig ist, muss nur noch Prepaid-Guthaben geladen werden, auch dieses ist am E-Kiosk möglich. Zudem können sofort nutzbare Gutscheinkarten für Apps, Spiele, Shopping und Musik erworben werden.

Für die erforderliche Identitätsprüfung ist das Gerät mit Ausweisscanner und einer Kamera mit Gesichtserkennung ausgestattet. Die Identitätsprüfung, die ohne Postident oder Videoanruf auskommt, befindet sich derzeit im Freigabeprozess durch die Bundesnetzagentur.

Ein ebenfalls integriertes Werbevermarktungsmodul belebt den Gedanken neu, das Display von Bankautomaten für Werbezwecke zu nutzen. Hier sollen auch kleineren, regional tätigen Unternehmen interessante und kostengünstige Werbemöglichkeiten auf dem 32-Zoll-Multi-Touchscreen geboten werden. Für sie könnte es auch attraktiv sein, über die Bank ihre Gutscheinkarten zu vertreiben. So ergäbe sich die klassische Win-win-Situation für Bank, Privat- und Firmenkunden.

Im Oktober dieses Jahres soll zudem ein Ticketing-Modul freigeschaltet werden. Über die digitale Vorverkaufsstelle kann der Kunde dann Eintrittskarten zu regionalen und nationalen Entertainment-, Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten erwerben. Die Volksbank wird so zur vollwertigen Vorverkaufsstelle für regionale Eventpartner und überregionale Tourneeveranstalter. Inwieweit dieser Gedanke in Zeiten, in denen Veranstaltungstickets zu einem großen Teil online gebucht werden, noch aufgeht, wird sich allerdings zeigen müssen. Aufgrund der Vielseitigkeit des Geräts wäre es wohl auch kein großer Schaden, wenn das Ticketgeschäft floppt.

Vorstandsmitglied Jürgen Neutgens sieht das neue Terminal als Teil des Veränderungsprozess: weg vom reinen klassischen Schalterbetrieb hin zur Omnikanal-Bank, die ihren Kunden auch in der Gestaltung ihrer Freizeit- und Erlebniswelt zur Seite steht. Der E-Kiosk, so die Erwartung der Bank, werde die Standorte beleben und Chancen auf Zusatzgeschäft bringen.

Voraussetzung für das als weltweit einzigartig bezeichnete Projekt, das maßgeblich von VR Entertain gesteuert wird, war die Kooperation ganz unterschiedlicher Partner. Neben VR Entertain und DZ Bank waren das die Michael Telecom, die Pyramid Computer GmbH, NTS Retail KG, Epay, Booker GmbH, Locator GmbH und nicht zuletzt VR Payment GmbH als Payment-Dienstleister für die Abwicklung der Bezahlvorgänge. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X