Blackrock

Dr. Ewald Judt, Honorarprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien

Quelle: Wirtschaftsuniversität Wien

Unter den globalen Finanzgiganten nimmt Blackrock als Weltmarktführer mit Vertretungen in mehr als 100 Ländern eine Sonderstellung ein. Blackrock wird weltweit am meisten Geld anvertraut. Die Macht von Blackrock aufgrund von Investitionen in Unternehmen in aller Welt basiert nicht auf eigenem Geld, sondern auf enormen Geldmitteln, die von privaten und institutionellen Anlegern aus aller Welt kommen.

Ende 2019 betrug das verwaltete Vermögen, die "Assets Under Management" 7,43 Billionen US-Dollar, was gegenüber dem Stand Ende 2018 mit 5,98 Billionen US-Dollar einen Jahreszuwachs von 24 Prozent bedeutet. Der Ertrag belief sich auf 14,5 Milliarden US-Dollar, der Gewinn auf 4,5 Milliarden US-Dollar. Blackrock hat 2019 mehr Geld von Anlegern erhalten, mehr Ertrag erwirtschaftet und mehr Gewinn erzielt als je zuvor.

Die größten Aktionäre sind die PNC Financial Services Group, die Vanguard Group, die Capital Research & Management Company, Norges Bank Investment Management, die State Street Global Advisors und die Wellington Management Group. Gegründet und bis heute geleitet wird Blackrock von Laurence D. ("Larry") Fink, einem der mächtigsten Manager der Welt.

Einfluss über die Unternehmensbeteiligungen hinaus

Blackrock entstand 1988 als Division der Blackstone Group. Diese wurde 1994 unter dem heute noch tätigen CEO Laurence Fink abgespalten und zur Blackrock Inc. 1999 ging Blackrock an die Börse und ist aktuell mit dem Kürzel BLK an der New York Stock Exchange gelistet.

Die Unternehmensgeschichte ist durch zahlreiche Fusionen/Übernahmen gekennzeichnet, sodass Blackrock seinen Kunden ein komplettes Angebot an Investmentlösungen über alle Anlageklassen und Regionen hinweg bieten kann.

Im Zuge der letzten Finanzkrise stieg die Bedeutung von Blackrock erneut, da der Vermögensverwalter erfolgreich große Mengen an risikoreichen Finanzwerten zur Zufriedenheit aller Beteiligten übernehmen und verwerten konnte.

Blackrocks Einfluss geht jedoch über seine Unternehmensbeteiligungen hinaus. Da Blackrock durch seine Beteiligungen einen umfassenden Einblick in die globale Finanzwelt hat, berät das Unternehmen Notenbanken, Finanzminister und die größten Schuldner und Investoren.

Marktführer bei ETFs

Gegen Ende der Finanzkrise stieg Blackrock in das ETF-Geschäft ein, kaufte die ETF-Sparte iShares von der britischen Barclay Bank und wurde damit sofort Marktführer in Europa. ETFs (Exchange Trade Funds) sind börsengehandelte Fonds, die einen Index (zuerst waren es Aktienindizes) nachbauen, da - entsprechend der Theorie von William Sharpe, Nobelpreisträger - ein Anleger am besten in einen ganzen Markt investiert. Ein anderer Nobelpreisträger, Eugene Fama, entwickelte die Theorie, dass diese Kurse in der Regel alle vorhandenen relevanten Informationen widerspiegeln und ein Fondsmanager nur unter außerordentlichen Umständen den im Index abgebildeten Markt schlagen kann. Die Vanguard Group realisierte mit dem Vanguard 500 ETF den ersten erfolgreichen ETF für Kleinanleger auf Basis des S & P-500-Index.

In der Folge baute Blackrock die iShares mit Indexfonds, die auf Hunderten Indizes unterschiedlichster Arten basierten, zum führenden ETF-Produktportfolio mit einem weltweiten Marktanteil von rund 40 Prozent aus.

Da Blackrock fremdes Geld im Auftrag von institutionellen Anlegern und Privatanlegern verwaltet, vertritt man diese auch durch Ausübung des Stimmrechts auf den Hauptversammlungen der jeweiligen Aktiengesellschaften. Dazu zählen nahezu alle an einer Börse notierte Unternehmen, weshalb Blackrock bei allen großen US-Banken, bei allen Tech-Giganten und auch bei allen Dax-Unternehmen Aktionär mit in etwa 5 Prozent ist. Bei der Mehrheit der Dax-Unternehmen ist Blackrock der größte Einzelaktionär.

Marktmacht in der Kritik

Über die Stimmrechte der von Blackrock gehaltenen Aktienpakete hat der Vermögensverwalter maßgebliches Gewicht für den Kurs der Unternehmen. Von manchen wird diese Marktmacht kritisiert, da Blackrock als ETF-Nummer 1, gemeinsam mit den beiden nächstgrößeren ETF-Emittenten State Street und Vanguard, rund 80 Prozent des weltweiten ETF-Marktes besetzen und ihr Abstimmungsverhalten oftmals ähnlich im Sinne von "Managementfreundlich" ausfällt. Das liegt wohl auch oft daran, dass es aufgrund des großen Stimmgewichts zu einer laufenden Kommunikation zwischen Blackrock und dem Management der Unternehmen kommt.

Larry Fink ist sich dieser Kritik bewusst, hält sie jedoch nicht für zutreffend. In einem offenen Brief auf der Blackrock-Homepage sieht er Blackrock als langfristigen Investor: "Wir handeln stets in vollem Bewusstsein der großen Verantwortung, die wir tragen. Denn wir sind Treuhänder der Ersparnisse vieler Millionen Menschen weltweit. Dazu gehören Arbeiter und Angestellte ebenso wie Unternehmer und Rentner. Wir verwalten Geld für sie. Wir verwalten es nicht für uns selbst. Die Ziele unserer Kunden sind unsere eigenen."

Unabhängig von diesem Statement, kann aber davon ausgegangen werden, dass Blackrock bei Unternehmen, an denen der Vermögensverwalter namhafte Anteile besitzt, entscheidende Signale an die Unternehmensleitung hinsichtlich deren Geschäftspolitik sendet.

Nachhaltigkeit im Fokus

Für viele überraschend war der Titel und Inhalt des jährlichen Briefs, mit dem sich Larry Fink Anfang 2020 an die Unternehmensleiter der Gesellschaften richtete, an denen Blackrock Beteiligungen hält. Er betitelte diesen Brief "A Fundamental Reshaping of Finance" und wies im Inhalt darauf hin, dass der Klimawandel zum entscheidenden Faktor für langfristige Aussichten von Unternehmen geworden ist und dass die Unternehmungen sich darauf einstellen sollen.

Die dahinterliegende Kernbotschaft war, dass Blackrock bei seinen Beteiligungen darauf schauen wird, ob die Unternehmensleiter Klimaschutz bei ihrer Geschäftspolitik entsprechend berücksichtigen. Diese deutliche Botschaft in Richtung Nachhaltigkeit könnte zum Beginn einer ökologischen Wende am Finanzmarkt und damit auch in der Realwirtschaft werden.

Der Erfolg von Blackrock bei den Beteiligungen an Unternehmen wird in Zukunft davon abhängen, inwieweit private und institutionelle Kunden die angebotenen Anlagemöglichkeiten weiter nutzen, und ob beziehungsweise inwieweit der Boom an den von Blackrock angebotenen ETFs anhält.

Wer mehr über die bislang noch relativ kurze Geschichte von Blackrock wissen will, dem sei das Buch "Blackrock" von Heike Buchter, Campus Verlag, Frankfurt-New York 2015, empfohlen, die als erste und bislang einzige Autorin Blackrock in die Öffentlichkeit gerückt hat. Blackrock ist auch heute noch für viele in der Bankenwelt eine Black Box, deren Geschichte, Struktur, Geschäfte und Tätigkeiten weitgehend unbekannt sind.

Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien, ewald.judt[at]wu.ac[dot]at

Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien, claudia.klausegger[at]wu.ac[dot]at

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien

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