Vor Ort

Saxo Bank: Wikinger im Online-Devisenhandel

Die Saxo Bank mit Sitz in Gentofte bei Kopenhagen beschwört in ihrer Namensgebung altes dänisches Kulturgut: Das Institut ist benannt nach Saxo Grammaticus, geboren im Jahr 1150, der als erster die frühe Geschichte der Dänen aufschrieb. Mit dem Namen soll den Wikingern Tribut gezollt werden, die - so die Interpretation der Bank - wagemutig zu neuen Ufern aufgebrochen sind.

Mit der Saxo Bank beziehungsweise ihrem Vorläufer sind auch die Initiatoren und heutigen CEOs Lars Seier Christensen und Kim Fournais neue Wege gegangen: Sie gründeten 1992 einen Online-Broker und brachten drei Jahre später eine Software heraus, mit der online Devisen gehandelt werden konnten - zu einer Zeit, in der das Internet noch längst nicht so weit verbreitet war wie heute.

Im Jahr 2001 hat die Saxo den offiziellen Status einer nach europäischen Invest-ment-Richtlinien operierenden Bank erhalten. Darum hat sie sich bemüht, obwohl 98 Prozent des Geschäfts auch heute als Online-Broker durchführbar sind. Einer der Gründe dafür ist das Thema Sicherheit, das die Anleger, gerade bei anonymen Internet-Unternehmen, generell umtreibt. Der Status als Bank soll den Anlegern Vertrauen geben.

Im Januar dieses Jahres hat die Espirito Santo Financial Group (EFSG), die drittgrößte Finanzgruppe Portugals, fünf Prozent am Eigenkapital von Saxo erworben - mit der Option auf weitere fünf Prozent in den kommenden fünf Monaten. Mit dem Vertrag ist der Wert der Bank auf 1,26 Milliarden Euro eingeschätzt worden.

Trivialstes anzunehmendes Zertifikat?

Die damals entwickelte Online-Plattform, heute Saxo Trader genannt, wurde kontinuierlich verbessert, eine zweite Version ist seit 2006 erhältlich - in verschiedenen Sprachen und mit verbesserter Chart-Technik. Außerdem wurde das Handelsspektrum ausgedehnt. Neben Devisen kann man heute auch Aktien, Futures, Optionen, Forwards oder Zertifikate mit dem Saxo-Trader handeln.

Ebenfalls im Angebot hat der Online-Händler das Aktienderivat Contract for Difference (CFD). Dieses Instrument mit Hebelwirkung ist in England entstanden und hatte ursprünglich den Zweck, Steuern zu vermeiden. Auf jeden Handelsvorgang wurde dort die sogenannte Stamp Duty erhoben. Also schlossen die Händler einen Vertrag über die Differenz des Wertes ab, anstatt tatsächlich Aktien zu handeln.

Um ein CFD abzuschließen, muss der Anleger nicht den gesamten Vertragswert, sondern lediglich einen Sicherungsbetrag (die sogenannte Margin) auf dem Konto haben - er entspricht ungefähr zehn Prozent des Vertragswertes. Dieser Vertragswert wird bestimmt durch die Anzahl der im Vertrag genannten Referenzaktien, multipliziert mit dem Kurs dieser zugrunde liegenden Referenzaktie. Gerade für dieses gehebelte Produkt, das lange Zeit professionellen Anlegern vorbehalten war, werden in Deutschland große Chancen gesehen: In einer Gesellschaft, in der sich private Anleger nur zögerlich an Aktien heranwagen, in der aber dennoch komplexe Zertifikate gehandelt würden, könne der CFD nur Erfolg haben, meinen die Trader der Saxo Bank. Schließlich sei ein CFD das "trivialste anzunehmende Derivat", denn es folge genau dem Kurs der Aktie. Ein Zeitfaktor wie bei einem Zertifikat müsse nicht beachtet werden.

Anfangsberatung benötigt

Eine Anfangsberatung, in der die Funktion und die Eigenarten des Produktes dem Anleger näher gebracht werden, ist für Privatkunden unabdingbar. Im Hinblick auf diesen Beratungsbedarf dürfte die Online-Bank gegenüber Filialbanken im Nachtreffen sein, doch sieht sie sich bestens aufgestellt mit sechs deutschsprachigen Händlern, die die Kunden von Kopenhagen aus telefonisch beraten. Die Internetseite der Bank wird seit 2004 teilweise auf deutsch angeboten, der Saxo Trader ist seit dem Jahr 2006 auf deutsch erhältlich.

Um hierzulande geräuschvoller aufzutreten, will Saxo mehr Weiterbildungen in Form von Seminaren und Roadshows anbieten. Dass damit die ganz breite Masse der deutschen Privatkunden erreicht werden kann, bleibt fraglich. Ein weitergehendes Marketingkonzept befindet sich noch in Konzeption. Hier in Deutschland und international werden alle Online-Broker, Banken oder Sparkassen als Konkurrenz wahrgenommen, bei denen Privatkunden ihr Aktiendepot haben oder über die sie beispielsweise Zertifikate handeln. Der Kunde behalte einen besseren Überblick über all seine Geschäfte in Finanzinstrumenten, wenn er sie nur über eine Plattform abwickle, so lautet das Vertriebsargument des Instituts.

Für einen Zugang zum Saxo Minitrader mit eingeschränkter Produktpalette muss der Kunde mindestens 2 000 US-Dollar auf sein Konto bei der Saxo Bank überweisen. Für den Saxo Trader mit voller Produktpalette sind 10 000 Dollar Einlage nötig. Das Geld kann der Anleger in die verschiedensten Instrumente investieren. Dabei rechnet die Software ständig mit, welchen Gewinn oder Verlust der Kunde realisieren würde, wenn er die Vorgänge schließt. Geht sein virtuelles Guthaben gegen Null, so wird er gewarnt: Entweder muss er die Geschäfte schließen, um weitere Verluste zu vermeiden, oder frisches Geld auf sein Konto einzahlen. Reagiert der Anleger nicht, so wird das Konto von der Bank glattgestellt.

Der Kunde zahlt keine Eröffnungs gebühren für sein Konto und auch die Software für den Handel wird ihm gebührenfrei bereitgestellt, doch der Online-Händler verdient an den Aktivitäten der Kunden. Beispielsweise im Devisenhandel über einen Spread und über Kommissionen, die dem Kunden bei Produkten wie CFD in Rechnung gestellt werden.

White-Label-Partner der Citibank

Den Großteil der heutigen Saxo-Kunden machen wohlhabende Privatpersonen aus, die mit etwa zehn bis 20 Prozent ihres Kapitals spekulativ investieren. Daneben stehen Institute im Fokus, die die Plattform ihren Kunden zur Verfügung stellen oder über die Software im Namen der Kunden handeln. Der größte Coup in diesem Bereich ist für die Bank eine White-Label-Partnerschaft mit der Citibank, die Ende 2007 vereinbart wurde. Citi wird seinen Kunden den Saxo Trader weltweit unter eigenem Namen zur Verfügung stellen. Der größte Teil der insgesamt 102 White-La-bel-Partner sind kleine Institute, denen das Entwickeln und Unterhalten einer eigenen Handelsplattform zu aufwendig ist.

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