Vor Ort

Saarbrücken: die Sparkasse bestimmt den Markt

Die Stadt Saarbrücken und der dazugehörige Landkreis (Regionalverband genannt) gehören zu den wirtschaftlich schwierigeren Gegenden Deutschlands. Auf 410 Quadratkilometern leben 340 000 Menschen, das ist ein Drittel der saarländischen Bevölkerung. Ihre Blütezeit erlebte die Region Mitte des 19. Jahrhunderts, als sie sich durch ihren Reichtum an Steinkohle zum Wirtschafts- und Arbeitsmarkt entwickelte. Doch der Rückgang der Montanindustrie bereitet der Stadt und ihrem Umland nun seit Langem Probleme: Der Strukturwandel hat Saarbrücken seit dem Beginn der neunziger Jahre zu einer schrumpfenden Metropole gemacht. Nach der Vereinigung der Städte Malstatt-Burbach, Saarbrücken und Sankt Johann im Jahr 1909 überschritt die Einwohnerzahl die Grenze von 100 000, wodurch Saarbrücken zur Großstadt wurde.

Bis 1974 verdoppelte sich diese Zahl durch die Eingemeindung mehrerer umliegender Städte und Gemeinden auf den historischen Höchststand von 209 104. 2012 beträgt die Einwohnerzahl für Saarbrücken nur noch 178 600.

Entsprechend stark ist der Wettbewerb der Kreditinstitute um die Kunden. Neben den privaten Banken und der großen Sparkasse Saarbrücken sind mehrere Wettbewerber aus dem genossenschaftlichen Bereich vertreten: die Bank 1 Saar, die Vereinigte Volksbank im Regionalverband Saarbrücken und die Volksbank Saar West. Zudem werben die Sparda Bank Südwest eG und die PSD Rhein Neckar Saar um die Gunst der Saarbrücker.

Sparkasse Saarbrücken: 1858 als Kreissparkasse gegründet

Die ortsansässige Sparkasse Saarbrücken ist nach ihrer Bilanzsumme von 6,28 Milliarden Euro nicht nur die Nummer 32 auf der Sparkassen-Rangliste für 2011, sondern auch das größte der neun öffentlichrechtlichen Institute im gesamten Saarland - und sie übertrifft mit ihrer Größe auch die Genossenschaftsbanken vor Ort bei Weitem. Etwa 600 000 Kundenkonten führt die Bank, davon 150 000 Privatgirokonten. Sie betreibt 20 Beratungscenter, 42 Geschäftsstellen und 19 SB Center.

Gegründet wurde das Haus im Jahr 1858 als Kreissparkasse des damaligen Landkreises Saarbrücken. 1909 entstand die Stadtsparkasse Saarbrücken, mit der die Kreissparkasse 1984 zur neuen Sparkasse Saarbrücken fusionierte. Dementsprechend umfasst ihr Geschäftsgebiet heute nicht nur die Stadt Saarbrücken, sondern den gesamten Regionalverband, daneben die Gemeinden Riegelsberg, Heusweiler, Quierschied, Kleinblittersdorf, Grossrosseln sowie die Städte Sulzbach, Friedrichsthal, Püttlingen und Völklingen.

Aufgrund ihrer Lage im Grenzgebiet zu Frankreich spielten auch grenzübergreifende Kontakte bei der Sparkasse stets eine größere Rolle. Die Zahl ihrer französischen Kunden beträgt heute 14 300. Für das öffentlich-rechtliche Haus ist die Abwicklung des Zahlungsverkehrs mit dem Ausland ein wichtiger Baustein innerhalb des Dienstleistungsangebots. Fast 25 000 Zahlungsausgänge in einem Gesamtwert von 137 Millionen Euro hat sie 2011 für ihre Kunden abgewickelt, wobei der Schwerpunkt im EU-Ausland lag.

Das Kreditinstitut pflegt zudem enge Beziehungen zur Caisse d , Epargne Lorraine Champagne-Ardenne. Aktuell arbeiten beide Institute an der Umsetzung der Unternehmensbörse SaarLorLux, einer Plattform, auf der Unternehmer Nachfolger suchen können und Investoren und Gründungsinteressierte sich Unternehmen als Partner oder Nachfolger präsentieren können.

Ein gebührenfreies Girokonto bietet die Sparkasse nicht an, im Privatkundengeschäft setzt sie eher auf pfiffigen Kundenservice: Die Kunden des Instituts dürfen beispielsweise im Parkhaus des Instituts zwei Stunden kostenlos parken, auch dann, wenn sie nicht zur Sparkasse gehen. Ein- und Ausfahrt sind mit der Sparkassen-Card möglich.

In der Bilanzstruktur der Sparkasse hat sich im Jahr 2011 eine Veränderung vollzogen: Das Kundenkreditvolumen in Höhe von 4,19 Milliarden Euro übertraf erstmals das Mittelaufkommen von Kunden (3,94 Milliarden Euro). Ein gestiegener Zinsüberschuss und ein leicht gesunkener Verwaltungsaufwand machten das Jahr 2011 für das Haus zu einem erfolgreichen Geschäftsjahr. Der Vorstand der Bank nutzte die Gelegenheit, um dem Fonds für allgemeine Bankrisiken 30 Millionen Euro zuzuführen und damit die Sparkasse auf die ab Januar 2013 geltenden strengeren Eigenkapitalvorschriften vorzube reiten.

Bank 1 Saar: Zehnten Geburtstag gefeiert

Die in Saarbrücken ansässige Bank 1 Saar eG ist nach ihrer Bilanzsumme von 3,46 Milliarden Euro zwar nur etwa halb so groß wie die Sparkasse, aber sie ist die größte Genossenschaftsbank im Saarland. Das Institut entstand im Jahr 2001 durch eine Fusion der Vereinigten Volksbank Saarbrücken St. Ingbert eG und der Saar Bank eG, es beging daher 2011 seinen zehnten Geburtstag. Die Kundenzahl beläuft sich etwa auf 165 000, die der Mitglieder auf 85 318.

Im Gegensatz zur ortsansässigen Sparkasse ist die Bilanzstruktur der Bank 1 Saar eher passivlastig: 1,93 Milliarden Euro an Kundenkrediten standen 2,98 Milliarden Euro Kundeneinlagen gegenüber. Im Jahr 2011 legte die Bank daher einen Schwerpunkt im Privatkundengeschäft auf den Bereich der Hypothekendarlehen: Für private Immobilienfinanzierung garantiert das Institut eine Kreditentscheidung innerhalb von drei Tagen.

Die Vermittlung von Immobilien bündelt die Bank 1 Saar in einer Tochtergesellschaft, über eine weitere Tochter, die Saarländische Vermögensverwaltungsgesellschaft (SVG), bietet sie seit rund 30 Jahren die Finanzportfolioverwaltung für natürliche und juristische Personen an. Als Zweigniederlassung betreibt die Bank 1 Saar die Volksbank Neunkirchen, die Privat- und Geschäftskunden aus den Bereichen Neunkirchen, Spiesen-Elversberg und Heiligenwald betreut.

Das Kreditinstitut hat nicht nur ein kostenloses Online-Girokonto im Programm, es betreibt auch ein Direktbankportal namens Bank 1 Saar direkt: Hier wird nicht nur ein Girokonto angeboten, sondern auch Kreditkarten, Baufinanzierung sowie der Easy Credit unter dem Namen Credit direkt. Tages- und Festgeld werden auf der Internet seite ebenfalls offeriert, an die Konditionen einer reinen Direktbank reicht das Institut, das insgesamt 57 Filialen betreibt, aber freilich nicht heran. Die genossenschaftliche Bank hat im vergangenen Jahr ihre Regionaldirektion in Merzig neu gebaut sowie Filialräume in St. Ingbert umgebaut. 2010 wurden zwei neue Filialen eröffnet: im Campus-Center der Uni Saarbrücken, und im Innenstadtbereich von Dudweiler.

Die Vereinigte Volksbank eG im Regionalverband Saarbrücken ist mit einer Bilanzsumme von 730 Millionen Euro die zweitgrößte Genossenschaftsbank im Saarland. Sie hat ihren Hauptsitz nicht in Saarbrücken, sondern in Sulzbach an der Saar. In der Hauptstadt betreibt das Institut aber acht seiner 18 Filialen und ebenfalls acht seiner zwölf SB-Center. Rund 65 000 Kunden, davon 30 000 Mitglieder werden von 220 Mitarbeitern im Regionalverband Saarbrücken und in den Verwaltungsabteilungen in Sulzbach/Saar und Dudweiler betreut.

Vereinigte Volksbank eG: Namenswechsel im Jahr 2009

Gegründet wurde das älteste Vorgängerinstitut der Bank im Jahr 1904 als Raiffeisenkreditgenossenschaft in Dudweiler. Die 1927 ebenfalls in Dudweiler ins Leben gerufene Genossenschaftsbank für Handel und Gewerbe eGmbH wurden 1949 verschmolzen. Das neue Haus nannte sich Volksbank Dudweiler eGmbH, es folgten Zusammenschlüsse mit den Volksbanken in Quierschied im Jahr 2001 sowie in Sulzbach im Jahr 2005. Mit Eintragung in das Genossenschaftsregister Anfang Juli 2009 wurde aus der ehemaligen Volksbank Dudweiler eG die Vereinigte Volksbank eG im Regionalverband Saarbrücken (VVB). Mit dem Namenswechsel wollte das Institut eine höhere Identifikation aller Kunden im Kerngeschäftsgebiet, dem Regionalverband Saarbrücken, erreichen. Darüber hinaus betreut die VVB aber auch Kunden aus dem gesamten Saarland.

Ein Beispiel für die geschickte Öffentlichkeitsarbeit der Bank ist die im Jahr 2011 gestartete Aktion "Fit und schlank mit Ihrer Bank", bei der ein Team des Instituts teilnimmt, zu dem der Vorstandsvorsitzende Matthias Beers und 37 Mitarbeiter gehören - genauso wie die Bürger und Bürgermeister von fünf Gemeinden im Geschäftsgebiet. Sie trieben drei Monate gemeinsamen Sport und nahmen ein "Gesundheitscoaching" wahr, zu Beginn und zum Ende der Aktion fand ein gemeinsamer Wiegetermin statt, für jedes abgenommene Kilo spendete die Bank Geld an die Gemeinden.

Die Volksbank Saar West eG hat ihren Hauptsitz ebenfalls nicht in der saarländischen Hauptstadt Saarbrücken, sondern in Saarlouis. Sie betreibt hier aber eine ihrer zehn Filialen. Als Kerngeschäftsgebiet werden die Städte Saarlouis und Püttlingen bezeichnet. Dennoch hat das Institut im Sinne einer Optimierung des Geschäftsstellennetzes im November 2011 eine neue Filiale in Saarbrücken eröffnet. Für die neuen Räume gegenüber der Europa-Galerie, die auch samstags von zehn bis 14.00 Uhr für den Kundenverkehr geöffnet sind, wurde die alte Filiale in der Stadt mit weniger Kundenverkehr aufgegeben. Im Jahr 2010 hatte sich die Bank aus drei Standorten im Umkreis, Merzig, Dillingen und Homburg zurückgezogen und die Kunden an eine andere Genossenschaftsbank überführt.

Mit einer Bilanzsumme von rund 474 Millionen Euro platzierte sich die Bank im Jahr 2011 auf Rang 401 von 1 136 Volks- und Raiffeisenbanken. Insgesamt betreut das Institut rund 37 000 Kunden, davon 9 168 Mitglieder, mit 144 Mitar beitern, elf Geschäftsstellen und sechs Selbstbedienungsstellen. Im Kreditbestand weist das Institut 2011 eine Steigerungsrate von 7,2 Prozent aus und damit ein nahezu doppelt so hohes Wachstum wie der Durchschnitt der saarländischen Volksbanken. Insgesamt hat die Volksbank Saar West im Jahr 2011 Neukredite in Höhe von über 75 Millionen Euro vergeben. Das Privatkundengeschäft hat in gleichem Umfang wie das Firmenkundengeschäft zu dieser Entwicklung beigetragen. Bei den Kundeneinlagen erreichte die Bank eine Zuwachsrate von 9,7 Prozent. Im Segment der Privatkunden belief sich hier das Wachstum auf 5,2 Prozent und übertraf den Saarlandschnitt um mehr als das Doppelte.

Unter dem Slogan "Wir sind von hier!" bietet das Institut Mehrwertprodukte an. An den Erwerb eines Bankproduktes koppelt sie beispielsweise die Möglichkeit des kostengünstigen Einkaufs von Tickets oder einen vergünstigten zweitägigen Aufenthalt in einem saarländischen Wellness-Hotel. Die kleine Bank nutzt die Möglichkeiten des Web 2.0 aktiv und präsentiert sich als erste der saarländischen Volksbanken mit einem professionellen Auftritt in Facebook. Mit einem Design-Wettbewerb zur Bildkarte führte sie 2011 eine Fan-Aktion durch: In dem sozialen Netzwerk rief sie zum Design-Wettbewerb auf, Fans sollten auf die Pinnwand ein kreatives Bildmotiv für die Bildkarten-Galerie posten. Knapp 900 Nutzer beteiligten sich letztendlich an der Abstimmung, was die Bank als großen Erfolg wertet.

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