Blickpunkte

ING-Diba - Vertrauensbildende Maßnahmen

Wenn es eine Bank mit ihrer Konditionengestaltung in die Hauptnachrichtensendungen der großen deutschen Fernsehsender schafft, dann ist ihre Botschaft offenbar angekommen. Der ING-Diba ist das dieser Tage mit ihrer neuen Konditionengestaltung rund um den Dispokredit gelungen.

Den Dispozins ab Mitte Februar dieses Jahres um 0,55 Prozentpunkte auf 7,95 Prozent zu senken und diesen Zinssatz gleichzeitig auch für den üblicherweise um einige Prozentpunkte höher liegenden Überziehungsrahmen anzuwenden, hat ihr etliche positive Kommentare eingebracht. Ganz im Sinne der Forderungen der Verbraucherverbände wurde diese Preisgestaltung - nämlich die Senkung des Überziehungszinses um 4,05 Prozent auf ebenfalls 7,95 Prozent - als wegweisendes Signal für die Marktentwicklung registriert und quasi als Festlegung für die Zukunft interpretiert. Die Bank selbst konnte ihren Zinsschritt nahtlos in ihr Grundkonzept eines möglichst einfachen Bankgeschäftes einbinden.

Auf welcher Basis die Bank diese Preisgestaltung vorgenommen hat, wurde anhand einer aus dem November 2013 datierenden Umfrage bei Bundesbürgern über 18 Jahren erläutert. Demnach nehmen 52,4 Prozent der Befragten nie einen Dispo ihres Girokontos in Anspruch und 6,7 Prozent verweigerten die Antwort.

Von den restlichen 40,9 Prozent geben immerhin 39,4 Prozent keine Auskunft über die Höhe des in Anspruch genommenen Betrages. 13,8 Prozent der Befragten aus dieser neuen Grundgesamtheit bezifferten den durchschnittlich in Anspruch genommenen Betrag auf mehr als 1 500 Euro, bei 17,9 Prozent liegen die durchschnittlichen Beträge zwischen 500 und 1 500 Euro, bei weiteren 5,0 Prozent zwischen 300 und 500 Euro, bei 9,4 Prozent zwischen 150 und 300 Euro und bei 14,5 Prozent bei weniger als 150 Euro.

Im europäischen Vergleich, so hat es die ING-Diba ebenfalls Ende vergangenen Jahres erheben lassen, spielt hierzulande der Dispokredit bei 18 Prozent der Befragten eine Rolle (mehr ist das nur in Rumänien). Aber in der Gesamtbetrachtung aus Ratenkredit, Kreditkarte, Dispo und Kredit bei Freunden oder Familie rangiert Deutschland zusammen mit Österreich ganz am Ende, nur in den Niederlanden ist die Inanspruchnahme noch niedriger. Der Vorstoß ist also sehr wohl mit Marktdaten unterlegt. Aber er beinhaltet auch Gefahren. Was passiert, wenn Kunden die eingeräumten Überziehungsmöglichkeiten zu weit auszureizen suchen? Lässt sich das geraüschlos beilegen oder drohen dann nach den angekündigten harten Verhandlungen mit den Betroffenen unschöne öffentliche Streitfälle? Die Sparkassen definieren den vergleichsweise hohen Überziehungszins übrigens als Lenkungszins, um eine Überschuldung privater Haushalte präventiv zu verhindern.

Nicht nur an dieser öffentlichkeitswirksamen Preisgestaltung merkt man der Bank an, dass sie sich in den vergangenen Jahren zumindest nicht grundsätzlich um eine Neuausrichtung der Strategie kümmern musste, sondern an vielen kleinen Stellschrauben arbeiten konnte. So wird die Überschaubarkeit des Geschäftsmodells in Anlehnung an die Komplexität einer Steuererklärung ganz bewusst auf dem berühmten Bierdeckel demonstriert.

Statt von Cross-Selling wird betont von Cross-Buying gesprochen, um die Initiative der Kunden zu betonen. Und mit Blick auf zukünftige Tendenzen des Wettbewerbs und die Wachsamkeit im eigenen Haus bezüglich des Vertriebs wird auf die steigenden Zugriffszahlen im Mobile Banking verwiesen - von 0,5 Millionen per Dezember 2011 um plus 134 Prozent auf 1,2 Millionen ein Jahr später bis hin zu weiteren plus 63 Prozent auf 1,9 Millionen im Dezember 2013.

Auch das Ergebnis hat trotz Niedrigzinseffekt nicht gelitten. Mit einer Bilanzsumme von 127 Milliarden Euro zählt die ING-Diba mittlerweile zu den 15 größten Banken in Deutschland. Ihre 691 (486) Millionen Euro als Ergebnis vor Steuern für das Berichtsjahr 2013 dürften sie in diesem beliebten Ranking einige Plätze weiter nach vorne bringen (siehe auch Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 5-2014). Mo.

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