Blickpunkte

Bankenkonjunktur - Bröckelnde Zuversicht

Das seit 2007 zweimal jährlich erscheinende Bankenbarometer der Ernst & Young GmbH zeigt die Erwartungshaltung auf das Jahr 2013 von 269 "führenden" Banken in Europa, 50 davon in Deutschland. Dabei vergleichen die Analysten nicht zuletzt, wie optimistisch Deutschlands Institute bezüglich der weiteren Wirtschaftslage im Vergleich zu anderen europäischen Banken sind.

Fast jede zweite deutsche Bank rechnet mit Einbrüchen der Binnenkonjunktur ihres Landes, nur knapp vier Prozent erwarten Verbesserungen. Zwar sind die Prognosen der anderen europäischen Banken auch nicht euphorisch, dennoch sind sie zuversichtlicher als die der deutschen Institute: Immerhin 19 Prozent der "Europäer" sind optimistisch, was den Verlauf der Binnenwirtschaft angeht, 40 Prozent erwarten keine Veränderung, 35 Prozent prognostizieren eine leichte Verschlechterung und nur sechs Prozent rechnen mit einem totalen Einbruch.

Es ist verblüffend zu sehen, dass gerade wirtschaftlich schwächere Länder wie Italien oder Spanien zuversichtlicher sind als reichere Nationen: Ganz oben in der Liste stehen Großbritannien und Italien, Deutschland steht ganz unten.

Selbiges gilt für die eigene Geschäftserwartung der jeweiligen Bank. Hier ist der Unterschied sogar noch gravierender. Knapp 40 Prozent der deutschen Banken erwarten Gewinneinbußen, in Resteuropa überwiegt der Anteil der Optimisten (37 Prozent) deutlich gegenüber dem Anteil der Pessimisten (24 Prozent). Wieder führen Großbritannien und Italien das Ranking an; angesichts deren wirtschaftlich misslichen Lage spekulieren die dortigen Banken offensichtlich darauf, dass die Situation gar nicht mehr schlechter, sondern nur noch besser werden könne. Deutschland befindet sich auf dem drittletzten Platz vor den Niederlanden und Polen.

Mit Blick auf einzelne Geschäftsfelder zeigt sich Deutschland wenigstens im Bereich des Retailbanking um einiges optimis tischer, 61 Prozent der Institute vermuten in den nächsten sechs Monaten Gewinn; andere europäischen Banken sind deutlich unsicherer: Nur 50 Prozent rechnen mit Verbesserungen, 16 Prozent befürchten eine Verschlechterung, in Deutschland beträgt die Anzahl 14 Prozent.

Relative Einigkeit zwischen deutschen und anderen europäischen Banken herrscht vor allem im Bereich der Immobilienkredite und Anlageprodukte (siehe Abbildung). Sowohl Deutschland als auch Europa erwarten hier einen großen Zuwachs der Kundennachfrage, wobei in Resteuropa jede vierte Bank nicht damit rechnet, während die Zahl der pessimistischen deutschen Banken nur bei fünf beziehungsweise acht Prozent liegt. Auch die Kundennachfrage nach Kreditkarten, Spar- und Einlageprodukten und nach Personalkrediten werde steigen, sind sich Banker in ganz Europa einig. Niklas Jakobs

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