Sparkassen II

Niedersachsens Verband wünscht sich Erleichterungen

Quelle: Sparkassenverband Niedersachsen

Ziemlich genau ein Jahr nachdem die Corona-Pandemie Niedersachsen erreichte, hat der Sparkassenverband Niedersachsen über das von der Pandemie geprägte Geschäftsjahr seiner Mitgliedsinstitute berichtet. Bevor Präsident Thomas Mang jedoch auf den Geschäftsverlauf der Sparkassen zu sprechen kam, konnte er sich einen Seitenhieb auf die Aufsicht nicht verkneifen. Diese habe, den Beweis dafür sieht er in der Causa Wirecard, den Fokus zu eng auf den Bankensektor gerichtet. Aus Sicht des Verbandes seien Zahlungsverkehrsaktivitäten jedoch ein Kernbereich aufsichtlicher Tätigkeit. Die sinnvolle Ausweitung des aufsichtlichen Fokus auf diesen Bereich hätte - so Mang nicht ganz uneigennützig - zudem noch den Vorteil, dass die Finanzierungsbasis der BaFin verbreitert würde. Er wies darauf hin, dass sich der umlagenfinanzierte Haushalt der Aufseher in den letzten zehn bis zwölf Jahren nahezu vervierfacht habe. Angesichts aktueller Vorkommnisse befürchtet Mang, dass dieser Trend ungebremst weitergehe.

Bei den nackten Zahlen lief es für die niedersächsischen Sparkassen ähnlich wie für die meisten Institute. Die Kreditneuzusagen erreichten mit 20 Milliarden Euro einen historischen Höchststand, der damit 15 Prozent über dem Wert des Vorjahres lag. Der Bestand an Krediten erhöhte sich um 4,4 Milliarden Euro beziehungsweise 5,2 Prozent auf 90 Milliarden Euro. Von den Neuzusagen entfielen 11 Milliarden Euro auf Unternehmenskunden und Selbstständige. Allerdings reichte der dynamische Anstieg des Kreditbestands immer noch nicht aus, um das weiterhin hohe Einlagenwachstum auszugleichen. Die Kundeneinlagen erhöhten sich im vergangenen Jahr um 7,1 Milliarden Euro beziehungsweise 8,2 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro. Der Einlagenüberhang wächst somit weiter.

Es gibt bekanntlich mehrere Wege, gegen den wachsenden Überhang anzukämpfen. Erste Möglichkeit: Verwahrentgelte. Bisher haben etwa die Hälfte der niedersächsischen Sparkassen Verwahrentgelte in Höhe von 0,5 Prozent eingeführt für Neukunden. Meistens werden diese laut Verband in der Größenordnung von 100 000 bis 250 000 Euro eingefordert. Bei Bestandskunden liegt der Anteil der Sparkassen mit Verwahrentgelt demnach bei ungefähr einem Viertel. "Ein paar weitere Sparkassen werden hinzukommen", so der Verband.

Zweite Möglichkeit: Die Gelder in andere Anlageformen lenken. Neben den Immobilien sind derzeit Wertpapiere wie Investmentfonds, ETFs und Aktien so ziemlich die einzige sinnvolle Möglichkeit, zu investieren. Auch hier kamen die niedersächsischen Sparkassen ziemlich gut voran. Den Nettoabsatz steigerten sie hier um fast 140 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Dennoch, auch hier der Aufruf von Mang, dass regulatorische Erleichterungen und politische Förderung wünschenswert wären, um die Aktienkultur in Deutschland weiter zu fördern.

Diese Entwicklungen im Aktiv- und Passivgeschäft hatten die gleichen Auswirkungen auf die GuV wie bei anderen Instituten: Die Zinserträge sanken um 42 Millionen Euro, was durch einen um 26 Millionen Euro gestiegenen Provisionsüberschuss zumindest teilweise ausgeglichen werden konnte. Die Verwaltungsaufwendungen blieben mit 1,8 Milliarden Euro in etwa gleich. Steigenden Digitalisierungsausgaben standen hier Einsparungen durch leichten Personalabbau (minus 2,0 Prozent) und Schließung von Geschäftsstellen (minus 2,0 Prozent) entgegen. Am Ende konnte die Cost Income Ratio von 68,6 auf einen vergleichsweise recht ordentlichen Wert von 67,7 Prozent gesenkt werden. Das alles reichte für ein Ergebnis vor Bewertung von 870 Millionen Euro, was knapp über dem Vorjahr lag. Somit gilt auch als Fazit, was für die meisten Institute der beiden großen Verbünde gilt: Druck von allen Seiten, gegen den tapfer angekämpft wird, und mit viel Mühe ein gutes Ergebnis abgeliefert. Erleichterungen sehnsüchtig gewünscht.

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