Genossenschaftsbanken I

Hohes Gut für Bayern

Quelle: Genossenschaftsverband Bayern

Im benachbarten Bayern berichtete Dr. Jürgen Gros, Präsident des dortigen Genossenschaftsverbandes, auf dessen Jahrespressekonferenz Ähnliches wie die Kollegen in Baden-Württemberg: Ein schwieriges Jahr mit entsprechenden Entwicklungen der Ergebnisse, aber auch ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit des genossenschaftlichen Bankwesens. Das operative Ergebnis der bayerischen Genossenschaftsbanken ist im vergangenen Jahr um 9 Millionen Euro oder rund 0,6 Prozent auf 1,482 Milliarden gefallen. Das entspricht 0,81 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Während sich der Zinsüberschuss um 75 Millionen Euro auf 2,855 Milliarden Euro verringert hat, konnte der Provisionsüberschuss um 45 Millionen Euro auf 1,245 Milliarden Euro gesteigert werden. Die Kosten blieben mit einer geringen Minderung um 3 Millionen Euro bei 2,635 Milliarden Euro. Entsprechend stabil hielt sich die Relation von Aufwand und Ertrag bei 64,2 Prozent.

Veränderungstreiber war auch in Bayern das Bewertungsergebnis. Bei einer stabil gebliebenen Quote an ausgefallenen Krediten von 1,12 Prozent mussten auf Forderungen 73 Millionen Euro wertberichtigt werden (2019: 34 Millionen Euro). Das Bewertungsergebnis im Wertpapiergeschäft belief sich auf minus 55 Millionen Euro, im Vergleich zu plus 154 Millionen Euro im Vorjahr. Entsprechend sank das Ergebnis nach Bewertung und vor Steuern um 254 Millionen Euro auf 1,391 Milliarden Euro.

Die Krise machte sich auf beiden Seiten der Bilanz bemerkbar. So verzeichneten die Banken aufgrund der gestiegenen Unsicherheit und damit hoher Sparquote einen "schmerzhaften" Anstieg der Kundengelder von 8,9 Milliarden Euro oder 6,5 Prozent auf insgesamt 145,5 Milliarden Euro. Erfreulicherweise konnten aber neue Kredite auf einem ähnlich hohen Niveau herausgegeben werden. Das Kreditvolumen stieg um 8,3 Milliarden Euro oder 7,6 Prozent auf 117,1 Milliarden Euro. Insgesamt belief sich die Bilanzsumme zum Stichtag auf 190,7 Milliarden Euro, was einer Steigerung von 8,5 Prozent beziehungsweise 15 Milliarden Euro entspricht. Weiterhin berichtete Gros von einer Erhöhung des harten Kernkapitals um 1,197 Milliarden Euro oder 7,6 Prozent auf 17,008 Milliarden Euro, was einer Kernkapitalquote von 15,89 Prozent gleichkommt und einen gesunden Wert darstellt.

Neben anderen politischen Forderungen, die diese Gesundheit erhalten sollen, stach die Mahnung zu besonderer Vorsicht bei der Einführung eines digitalen Euro hervor. Diese hätte Folgen für die Banken: Zum einen würden die Schöpfung von Buchgeld und damit die Kreditvergabe beeinträchtigt, falls Kunden ihre Einlagen bei der Zentralbank hielten. Zum anderen würde den bayerischen Genossenschaftsbanken, in deren Geschäftsgebiet Bargeld noch eine Vormachtstellung einnimmt, ein Teil ihres Markenkerns wegbrechen. Derzeit sind sie statistisch gesehen mit 1,7 Geldautomaten in jeder der 2 056 bayerischen Gemeinden vertreten. Gros bezeichnete das Bargeld als ein Stück Freiheit. Vor dem Hintergrund kürzlich geführter Diskussionen der EU-Kommission zur Deckelung von Bargeldzahlungen bei 10 000 Euro sowie dem Vorhaben der EZB, einen digitalen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre einführen zu wollen, wirkt Gros' Warnung akut. Fraglich bleibt, ob sie bei den Adressaten in der Diskussion Gehör finden wird.

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