Südwestbank

Ende des Wachstumsschubs?

Dass die Südwestbank im Berichtsjahr 2015 vergleichsweise gute Wachstumsbedingungen haben würde, hat deren Vorstandsvorsitzender Wolfgang Kuhn schon vor knapp einem Jahr im Redaktionsgespräch erläutert (ZfgK 8-2015). Die Kapitalerhöhung um 386 Millionen Euro durch die Eignerfamilie Sprüngmann im Jahr 2014 hat die Dispositionsmöglichkeiten der Bank auf der Aktivwie auch auf der Passivseite der Bilanz deutlich erhöht und zu einem im Branchenvergleich überdurchschnittlichen Wachstumsschub geführt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 ist das Kundenkreditvolumen um 13,3 Prozent auf 4,02 Milliarden Euro gewachsen. Und auch auf der Passivseite registrierte der Vorstand eine vertrauensfördernde Signalwirkung des verstärkten Engagements der Kapitalgeber auf alte und neue Kunden. Für die Kundeneinlagen steht eine Steigerung um rund 30 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zu Buche.

Solche Sprünge der Volumina dürfte es auf der nun gefundenen Kapitalbasis kaum noch geben. Und auch die Steigerungen des Zinsüberschusses um 46,8 Prozent auf 129,2 Millionen Euro, des Provisionsüberschusses um 13,3 Prozent auf 32,4 Millionen sowie des Handelsergebnisses um 24,3 Prozent auf 4,6 Millionen Euro sind sicher noch Nachwirkungen der Kapitalverdopplung. Das Zinsgeschäft beispielsweise profitierte von Ausschüttungen von Private-Equity-Fonds, die die Eigner in die Bank eingebracht hatten. Aber auch ohne solche Sondereffekte sieht sich die Bank mit ihrer ebenfalls kräftig, nämlich um 18,3 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro gestiegenen Bilanzsumme allem Eindruck nach in ihrem traditionellen Geschäftsgebiet Baden-Württemberg beweglich genug, um auch in der immer mehr regulierten Bankenwelt weiter zu wachsen und vor allen Dingen überlebensfähig zu bleiben.

Schlanke Entscheidungsstrukturen, Mut zum Aufbau neuer Geschäftszweige und nicht zuletzt ein spezielles Know-how sowie eine traditionell gute Verankerung in der Zielgruppe Landwirtschaft und Agrarwirtschaft werden als Assets genannt, auf die sich aufbauen lässt. Im Geschäft vor Ort fühlt sich die Bank auf ihrem weiter gepflegten Spezialgebiet Agrargewerbe gut verankert. Erst vor gut zehn Jahren ist die Bank als damalige Tochter der DZ Bank nach dem Verkauf in private Hände aus der genossenschaftlichen Bankengruppe ausgeschieden und dem privaten Bankenverband und seiner Einlagensicherung beigetreten. Flankierend dazu sind in den vergangenen Jahren das Geschäft mit (vermögenden) Privatkunden ausgebaut sowie einige kleinere Tochtergesellschaften aufgebaut worden, beispielsweise in der Immobilienbewertung und -begutachtung sowie im institutionellen Asset Management.

Auf der technischen Seite setzt die Bank weiter auf die gewachsenen Geschäftsbeziehungen zu dem genossenschaftlichen Rechenzentrum der Fiducia, die sie auch in der neuen Konstellation Fiducia-GAD weiter pflegen und ausbauen will. Und auf den Feldern der Regulatorik werden gerne auch die Dienstleistungen des Bundesverbandes der privaten Banken in Anspruch genommen beziehungsweise der Austausch mit anderen Privatbanken gepflegt. Vielleicht ist aus einem solchen fachlichen Dialog auch zu erklären, weshalb bei der Südwestbank von dem Zuwachs an Kundeneinlagen um 1,2 Milliarden Euro im Berichtsjahr 2015 - anders als bei vielen anderen Instituten - nur 0,3 Milliarden Euro den täglich fälligen Geldern zugeflossen sind, aber 0,8 Milliarden Euro den Kundeneinlagen mit vereinbarter Laufzeit. Schon eine Laufzeit von 31 Tagen, so die lapidare Erklärung des Vorstands, berechtigt zur Einordnung in diese Laufzeitkategorie. Eine Rolle spielt diese 30-Tage-Frist bei der Bemessung der Liquidity Coverage Ratio (LCR). Während man diese Mindestliquiditätsquote in vielen Banken zunächst nur als Bedrohung empfunden hat, wird mittlerweile in der Banksteuerung und Ertragsgestaltung offenbar längst konkret damit gearbeitet, und zwar ebenso selbstverständlich, wie es bei den früheren Liquiditätsgrundsätzen I und II der Fall war.

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