Investition

Der Blick muss sich nach vorne richten

BaFin-Chef Felix Hufeld rechnet wenig überraschend aufgrund zu erwartender Kreditausfälle im kommenden Jahr mit einer schwierigeren Lage für den Finanzsektor. Die Institute sind jedoch vorbereitet: Bedingt durch die Finanzkrise 2007/2008 haben die Häuser stärkere Kapitalpuffer aufgebaut, das Finanzsystem als Ganzes ist daher robust. "Einige der schwächsten Banken werden die Krise aber vermutlich nicht überstehen und aus dem Markt ausscheiden", fürchtet Hufeld. Ein ähnliches Bild zeigt sich aufseiten der Unternehmen. Mithilfe der Bankkredite und Förderprogramme konnte der zunächst stark gestiegene Liquiditätsbedarf im ersten Quartal 2020 gedeckt werden, weshalb die Wirtschaft insgesamt die bisherigen Auswirkungen der Corona-Pandemie gut abfedern konnte.

Doch das erhöhte Infektionsgeschehen und die Angst darüber, wann die Pandemie endgültig bewältigt sein wird, führen zu einer rückläufigen Nachfrage nach Investitionskrediten. Der Wunsch nach Absicherung des Status quo steht aktuell im Vordergrund der Unternehmen. Unternehmensinvestitionen werden 2020 schätzungsweise auf 12 Prozent des BIP fallen, was ein ähnliches Niveau wie zur Zeit der Finanzkrise 2007/2008 darstellt. Fast 40 Milliarden Euro an Neuinvestitionen werden verloren gehen, so eine Schätzung von KfW Research. Um nach der Corona-Krise von einer starken internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sprechen zu können, sollten aus Sicht des Bankenverbands (BdB) wirtschaftspolitische Impulse gesetzt werden, um die Unternehmen für die Zukunft zu stärken. Im gleichen Atemzug solle die wirtschaftliche Transformation vorangetrieben werden, besonders mit Blick auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung: "Der Aufbruch aus der Krise sollte mit dem so notwendigen Umbau der Wirtschaft verbunden werden. Die Hilfen müssen dabei gezielt Investitionen in Zukunftstechnologien in den Feldern Nachhaltigkeit und Digitalisierung unterstützen", so der Hauptgeschäftsführer des BdB, Christian Ossig. Auch die KfW pflichtet diesem Ansatz bei: "Was wir brauchen ist eine digitale und grüne Investitionsrally. Dabei ist jetzt die Wirtschaftspolitik gefragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, Anreize zu setzen für Investitionen und mit Anschubfinanzierungen in Vorlage zu treten, um künftiges Wachstum in den Schlüsselfedern Digitalisierung und Klimaschutz zu ermöglichen", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Andere Länder wie China haben die Corona-Pandemie längst abgeschüttelt und sich wirtschaftlich stark aufgestellt. Es ist enorm wichtig zu verstehen, dass die deutsche Wirtschaft trotz der enormen Herausforderungen der Pandemie bereits heute an einer neuen Ausrichtung für eine Zeit nach Corona arbeiten muss, um im Wettbewerb bestehen zu können. Investitionen in Schlüsseltechnologien sind also unerlässlich. Daher macht die Forderung des BdB, die Kapitalmarktunion voranzutreiben vor dem Hintergrund Sinn, dass die Unternehmen über die Emission von Kapitalmarktprodukten ihre Kapitaldecke aufpolstern könnten. Das Polster könnte durch eine Anhebung des steuerlichen Verlustrücktrags weiter gefüttert werden, da so die Verluste eines Jahres die Steuerlast senken, indem sie mit positiven Einkünften aus den Vorjahren verrechnet werden können. Die Unternehmen wären dadurch nicht nur für weitere mögliche Krisen besser gewappnet, sondern könnten die Finanzierung erforderlicher Investitionen besser tragen. Besonders bei KMU fehlt es da oft an entsprechenden Mitteln. Für mehr Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft soll laut BdB der Bereich F&E hochgefahren und die Förderpolitik neu ausgerichtet sowie der Handlungsspielraum der Banken erhöht werden. Konkret würde das bedeuten, dass eine verstärkte Kombination aus privatem und öffentlichem Kapital den Unternehmen für Investitionen in transformative Schlüsseltechnologien zur Verfügung stünde. Der BdB schlägt hierfür vor, den Baustein "Haftungsfreistellung" zwischen Bank und Förderbank wenigstens vorübergehend stärker zu nutzen.

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