EZB: Entwicklungen am Euro-Geldmarkt

Die Europäische Zentralbank hat Ende September 2015 die Ergebnisse des "Euro Money Market Survey 2015" veröffentlicht, in dem die wichtigsten Entwicklungen am Euro-Geldmarkt im zweiten Quartal 2015 gegenüber dem entsprechenden Quartal des Jahres 2014 und der Vorjahre dargestellt werden. Die seit 1999 durchgeführte Erhebung des Europäischen Systems der Zentralbanken erfolgt anhand einer konstanten Teilnehmergruppe von 98 Banken, sofern es sich um den Vergleich längerfristiger Zeitreihen handelt; sie enthält jedoch auch Daten der gesamten Teilnehmergruppe, um ein umfassenderes Bild vom Markt zu erhalten. Die gesamte Teilnehmergruppe besteht derzeit aus 149 Banken.

Die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung zeigen in den meisten Segmenten einen rückläufigen Gesamtumsatz. Zugeschrieben wird diese Entwicklung teilweise der relativen Attraktivität längerfristiger Geldmarktinstrumente aufgrund von wertbezogenen oder regulatorischen Überlegungen. Besonders auffällig ist der Rückgang im größten Marktsegment - dem besicherten Markt - sowie am unbesicherten Markt. Der Gesamtumsatz der besicherten Geldausleihungen und -aufnahmen verringerte sich im zweiten Quartal 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 28,6 Billionen Euro, wobei die Abnahme der Volumina vor allem beim Tagesgeld zu beobachten war. Der Anteil der über zentrale Kontrahenten (CCP) abgewickelten besicherten Geschäfte blieb hingegen mit 72 Prozent aller bilateralen Repogeschäfte weitgehend stabil.

Wie bereits in den Vorjahren veränderte sich die Geschäftstätigkeit in den von der Erhebung erfassten Derivatesegmenten deutlich. Bei Devisenswaps (Foreign Exchange Swaps), dem zweitgrößten Marktsegment, stieg die Geschäftstätigkeit im Berichtsquartal um 5 Prozent. Die größte Veränderung war bei den Tagesgeldsatz-Swaps (Overnight Indexed Swaps - OIS) mit einem Umsatzminus von 56 Prozent zu beobachten, womit der im zweiten Quartal 2014 verzeichnete Anstieg wieder aufgezehrt wurde. Bei den sonstigen Zinsswaps (Other Interest Rate Swaps) ergab sich ein Anstieg um 11 Prozent, bei den Zinsterminkontrakten (Forward Rate Agreements - FRAs) ein Rückgang um 13 Prozent. Bei den Währungsswaps (Cross-Currency Swaps) wurde eine Zunahme um 18 Prozent verzeichnet, obschon der Umsatz weiter hinter den anderen Segmenten zurückblieb.

Den Banken zufolge spielt die Risikoaversion bei dem über alle Marktsegmente hinweg zu beobachtenden Umsatzrückgang keine wesentliche Rolle. Als Hauptgründe angeführt werden erstens eine höhere Überschussliquidität und die daraus resultierende geringere Volatilität an den Geldmärkten und zweitens die Regulierung (einschließlich der Belastung durch Eigenkapitalanforderungen und -quoten), die vor allem den besicherten Markt betrifft. Diese Faktoren veranlassten die Banken auch, im längeren Laufzeitenbereich zu agieren.

Aus dem qualitativen Teil der Umfrage geht darüber hinaus hervor, dass sich die Einschätzung der Liquiditätsausstattung am Markt gegenüber dem Vorjahr im Allgemeinen verschlechtert hat. Die Effizienz am besicherten und am unbesicherten Markt sowie am Markt für kurzfristige Wertpapiere wurde von den Banken als weitgehend unverändert eingestuft, während sie sich am Derivatemarkt den Angaben zufolge etwas verschlechterte.

Bei den zukunftsbezogenen Fragen wurden die Teilnehmer gebeten zu beurteilen, wie sich ihr Handelsvolumen im Interbankengeschäft oder die Anzahl ihrer Geschäftspartner vor dem Hintergrund erwarteter Änderungen der Risikolimite entwickeln dürften. Das Gesamtergebnis lässt auf allgemein stabile Umsatzerwartungen schließen, denn der Anteil der Banken, die nicht damit rechnen, dass sich die Limitänderungen auf ihren Umsatz auswirken werden, überwiegt nach wie vor und steigt sogar an (112 von 149 nach 104 von 149 im entsprechenden Vorjahreszeitraum). Allerdings erhöhte sich die Zahl der Befragten, die mit Umsatzeinbußen infolge von Änderungen der Risikolimite rechnen, während die Zahl der Banken, die eine Umsatzsteigerung erwarten, schrumpfte.

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