Deutsches Auslandsvermögen

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Die Deutsche Bundesbank hat am 30. September 2021 Zahlen zum deutschen Auslandsvermögen, Stand Ende 2020, veröffentlicht. Das Netto-Auslandsvermögen Deutschlands belief sich demnach Ende Dezember 2020 auf 2 077 Milliarden Euro. Das entsprach fast 62 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Sowohl die Forderungen als auch die Verbindlichkeiten Deutschlands gegenüber dem Ausland stiegen im Jahr 2020 weiter deutlich an. Inländische Anleger hielten mehr ausländische Wertpapiere und ausländische Anleger hatten mehr in Deutschland emittierte Wertpapiere in ihren Portfolios als im Jahr davor. Auch die grenzüberschreitenden Unternehmensverflechtungen durch Direktinvestitionen mit deutscher Beteiligung nahmen im vergangenen Jahr weiter zu.

Die Forderungen und Verbindlichkeiten aus den übrigen Kapitalanlagen, die unter anderem Finanz- und Handelskredite sowie Bargeld und Einlagen um fassen, stiegen ebenfalls. Der an sich deutlichen Zunahme der Bestände durch Transaktionen in der Kapitalbilanz und einer positiven Entwicklung der Marktpreise standen dämpfende Wechselkurseffekte gegenüber, weil der Euro gegenüber den maßgeblichen Partnerwährungen im Vorjahresvergleich aufwertete. Im Ergebnis war das deutsche Netto-Auslandsvermögen Ende 2020 um 35 Milliarden Euro höher als im Jahr zuvor. In den vorliegenden Zahlen lasse eine neue Berechnungsmethode bei den Wertpapierpassiva diese im Vergleich zu den in den Vorjahren veröffentlichten Daten merklich steigen.

Mit der Veröffentlichung der Daten des Auslandsvermögensstatus für das Jahr 2020 will die Bundesbank eine neue Berechnungsmethode für die Verbindlichkeiten aus börsennotierten Aktien anwenden, die weniger anfällig für Verzerrungen aufgrund stark schwankender Aktienkurse ist. Durch das neue Verfahren werden nunmehr höhere Bestände für die von Ausländern gehaltenen deutschen Wertpapiere ermittelt als bislang. Dadurch sinkt die statistisch ausgewiesene Nettoposition für das Jahr 2020 verglichen mit der früheren Berechnung um rund 500 Milliarden Euro. Die neue Berechnungsmethode soll rückwirkend ab dem vierten Quartal 2005 angewendet werden.

Die grenzüberschreitenden Unternehmensverflechtungen mit deutscher Beteiligung nahmen im vergangenen Jahr weiter zu. Die deutschen Direktinvestitionen im Ausland stiegen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 56 Milliarden Euro oder 2,4 Prozent auf 2 348 Milliarden Euro an. Die Zunahme war im Ergebnis ausschließlich auf Transaktionen zurückzuführen. Deutsche Investoren erhöhten insbesondere ihr Beteiligungskapital an Unternehmen im Ausland, vergaben aber auch zusätzliche Direktinvestitionskredite an verbundene Konzerneinheiten. Hingegen bewirkte die Aufwertung des Euro niedrigere Wertansätze in heimischer Währung.

Gebietsfremde Unternehmen erhöhten ihr Direktinvestitionsengagement in Deutschland im Jahr 2020 um 111 Milliarden Euro beziehungsweise 7,1 Prozent auf 1 676 Milliarden Euro; auch hier dominierten demnach Transaktionen die Entwicklung. Ausländische Investoren weiteten laut EZB die konzerninterne Kreditgewährung an inländische Adressen aus und stockten ihr Beteiligungskapital an hiesigen Unternehmen auf. Im Ergebnis betrug der Aktivsaldo Deutschlands aus den Direktinvestitionen Ende 2020 rund 673 Milliarden Euro; er lag damit um 55 Milliarden Euro niedriger als im Jahr zuvor.

In den übrigen Kapitalanlagen, die unter anderem Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) sowie Bargeld und Einlagen umfassen, stieg demnach die positive Netto-Vermögensposition Deutschlands gegenüber dem Vorjahr um 63 Milliarden Euro auf 886 Milliarden Euro Ende 2020 an. Der Anstieg ging zu einem Teil auf höhere Netto-Forderungen aus Bargeld und Einlagen nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften und privater Haushalte zurück. Im Bankensektor standen dagegen rückläufigen Netto-Forderungen der Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) höhere Netto-Forderungen der Bundesbank in etwa gleicher Größenordnung gegenüber. Dabei stiegen die Auslandsforderungen der Deutschen Bundesbank für sich genommen um 243 Milliarden Euro, wofür insbesondere höhere Target2-Forderungen verantwortlich waren.

Allerdings nahmen auch die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank um 111 Milliarden Euro zu. Die Netto-Forderungen des Staates aus übrigen Kapitalanlagen waren um 10 Milliarden Euro höher als im Vorjahr. Über alle Sektoren hinweg stiegen die Forderungen aus den übrigen Kapitalanlagen gegenüber dem Ausland Ende 2020 auf 3 329 Milliarden Euro. Sie waren damit um 294 Milliarden Euro oder 9,7 Prozent höher als Ende 2019. Die Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland stiegen ebenfalls an, und zwar um 10,4 Prozent (230 Milliarden Euro) auf 2 443 Milliarden Euro. Die Forderungen und Verbindlichkeiten aus den übrigen Kapitalanlagen nahmen vor allem aufgrund von Transaktionen zu. Negative Wechselkurseffekte dämpften im Ergebnis die Zunahme.

Die Währungsreserven der Bundesbank beliefen sich Ende 2020 auf 219 Milliarden Euro; sie lagen damit um rund 20 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert. Die Zunahme spiegelte positive Bewertungseffekte wider, die sich insbesondere aus dem gestiegenen Goldpreis ergaben.

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