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2021: Mehr Zuschüsse, weniger Darlehen

Foto: Adobe Stock / milos

Das Jahr 2021 ist bereits das zweite Jahr, dass unter dem Sondereinfluss der Corona-Pandemie steht, die die Fördervolumina deutlich hat ansteigen lassen. Schon jetzt lässt sich absehen, unabhängig davon wie es mit der Pandemie weitergeht, dass auch das laufende Jahr eines mit erhöhten Volumina bleiben wird, denn es gilt: Nach der Krise ist vor der Krise. Noch vor dem Ende der Pandemie kam der nächste Schock für die Wirtschaft, der eine Unterstützung für die deutsche Wirtschaft nötig macht: der Ukraine-Krieg.

Mit Spannung wurde daher die jährliche Veröffentlichung der Förderstatistik erwartet, mit der der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) einen Überblick über die Aktivitäten der Förderbanken und die Inanspruchnahme der verschiedenen Förderinstrumente gibt. Die Instrumente sind namentlich nicht rückzahlbare Zuschüsse, Darlehen und Bürgschaften sowie Haftungsfreistellungen. Ein weiteres Instrument sind Globaldarlehen an Geschäftsbanken und Intermediäre, die aber im Folgenden nicht betrachtet werden. Die Statistik des VÖB unterscheidet bei der Verwendung der Instrumente nach den Bereichen Gewerbe, Kommunen, Wohnungs- und Städtebau, Landwirtschaft und sonstige Förderung.

Zuschüsse (Bewilligungen in Millionen Euro) / Darlehen (Bewilligungen in Millionen Euro) /
Bürgschaften und Haftungsfreistellungen (Bewilligungen in Millionen Euro),
Quelle: VÖB

Zuschüsse (Bewilligungen in Millionen Euro) / Darlehen (Bewilligungen in Millionen Euro) /
Bürgschaften und Haftungsfreistellungen (Bewilligungen in Millionen Euro),
Quelle: VÖB

Wie schon im Jahr zuvor erreichten die Förderaktivitäten insgesamt ein neues Rekordniveau, allerdings entwickelten sich die einzelnen Bereiche dabei unterschiedlich. Nachdem sich die Gesamtmenge der Zuschüsse 2020 aufgrund der Pandemiehilfen schon um 13,788 Milliarden Euro auf 27,285 Milliarden Euro erhöhte und damit mehr als verdoppelte, stieg das Volumen im Jahr 2021 nochmals um 16,64 Milliarden Euro auf 43,92 Milliarden Euro. Prozentual ist der Anstieg mit 61 Prozent damit zwar niedriger als im Vorjahr, aber der absolute Anstieg hat sich sogar nochmals verstärkt gegenüber dem Vorjahr. Das Volumen der Zuschüsse hat damit ein Niveau erreicht, das höher liegt als die beiden Jahre 2019 und 2020 kumuliert. Allerdings haben sich die einzelnen Bereiche innerhalb dieses Förderinstruments auch unterschiedlich entwickelt.

Der Löwenanteil des Wachstums entfiel auf den Bereich Gewerbliche Förderung. Hier erhöhte sich das Volumen um 12,625 Milliarden Euro beziehungsweise 83,5 Prozent. Auch hier gilt das gleiche wie für die Gesamtzahlen: Prozentual hat sich der Anstieg nach 272,54 Prozent im Vorjahr zwar deutlich verlangsamt, absolut gesehen liegt das Wachstum damit aber immer noch über dem des Vorjahres in Höhe von 11,065 Milliarden Euro.

Regional gesehen gab es allerdings interessante Unterschiede im Bereich Gewerbliche Förderung. Während die Förderbanken in Baden-Württemberg erneut mit 8,511 Milliarden Euro die höchsten Zuschüsse zahlten und auch erneut mit einem Zuwachs um 3,802 Milliarden Euro auch den größten Anteil am Wachstum hatten, fällt besonders auf, dass Niedersachsen deutlich aufgeholt hat. 2020 wuchsen hier die Zuschüsse "lediglich" um 1,465 Milliarden Euro und 2021 um 3,363 Milliarden Euro. Nachdem die Zuschüsse in Niedersachsen im Jahr 2019 ein Fünftel des Volumens von Baden-Württemberg ausmachten, sind es 2021 mehr als die Hälfte des Volumens gewesen.

Den dritthöchsten absoluten Anstieg verzeichnete Hamburg, wo die Zuschüsse um 1,735 Milliarden Euro auf 2,427 Milliarden Euro anwuchsen. Mit Berlin - 385,4 Millionen Euro nach 2,312 Milliarden Euro - und Thüringen - gab es allerdings auch gleich zwei Bundesländer mit rückläufigen Zuschüssen. Das Saarland hat in diesem Bereich erstmals überhaupt in den vergangenen zehn Jahren Zuschüsse gezahlt, wenngleich mit einem sehr überschaubaren Volumen von 23 Millionen Euro.

Den zweitgrößten absoluten Anteil am Wachstum des Instruments Zuschüsse hatte der Wohnungs- und Städtebau. Nach 6,458 Milliarden Euro im Vorjahr kletterte das Volumen hier um 3,956 Milliarden Euro auf 10,414 Milliarden Euro. Alle 16 Bundesländer erhöhten die Zuschüsse in diesem Bereich. Nicht sonderlich überraschend verzeichneten die drei bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen (plus 653,2 Millionen Euro), Bayern (plus 655 Millionen Euro) und Baden-Württemberg (plus 634,7 Millionen Euro) hier die höchsten absoluten Zuwachsraten. Während die Bereiche Landwirtschaft und "Sonstige" leichte Zuwächse erzielten, sank das Volumen der Zuschüsse im Bereich Kommunale Förderung um 415,8 Millionen Euro auf 3,163 Milliarden Euro.

Das traditionell mit Abstand größte Förderinstrument sind nach wie vor die Darlehen. Nachdem diese sich im ersten Corona-Jahr um mehr als 50 Prozent auf 91,938 Milliarden Euro erhöhten, sank das Volumen 2021 allerdings wieder um 10,909 Milliarden Euro auf 81,024 Milliarden Euro. Damit liegt der Wert aber immer noch sehr deutlich über dem Vor-Corona-Wert aus dem Jahr 2019, als die Förderbanken insgesamt 59,830 Milliarden Euro an Krediten ausreichten. In den einzelnen Förderbereichen verlief die Entwicklung differenziert. Während die Kredite in der Gewerblichen Förderung um 8,057 Milliarden Euro auf 27,826 Milliarden Euro sanken und im Bereich Kommunale Förderung um 4,877 Milliarden Euro, stiegen die Förderkredite im Bereich Wohnungs- und Städtebau um 2,11 Milliarden Euro auf 39,610 Milliarden Euro. Nachdem Gewerbliche Förderung und Wohnungs- und Städtebau auf einem annähernd ähnlichen Niveau lagen, ist der Wohnungs- und Städtebau bei diesem Instrument nun mit Abstand der größte Bereich.

Regional gesehen sind auch bei den Darlehen im Bereich Gewerbliche Förderung die drei größten Bundesländer diejenigen mit dem höchsten Volumen. Die mit Abstand größte Veränderung zeigte das Bundesland Bayern, wo die Darlehen in diesem Bereich um 2,737 Milliarden Euro auf 5,032 Milliarden Euro rückläufig waren. Den stärksten absoluten Zuwachs verzeichnete Berlin, wo die Darlehen um 1,246 Milliarden Euro auf 2,224 Milliarden Euro anwuchsen. Nachdem wie bereits erwähnt in Berlin das Volumen der Zuschüsse einbrach, wurde offensichtlich jedoch ein Großteil durch zusätzliche Darlehen substituiert.

Um Insolvenzen zu vermeiden, hatte im Jahr 2020 auch die Bedeutung des Förderinstruments Bürgschaften und Haftungsfreistellungen schlagartig wieder an Bedeutung gewonnen, nachdem es zuvor sukzessive an Bedeutung, sprich Volumen, verlor. Im zweiten Corona-Jahr brach das Volumen nun allerdings wieder deutlich ein und erreichte nach 33,962 Milliarden Euro 2020 im vergangenen Jahr nun 9,510 Milliarden Euro. Allerdings entspricht das immer noch mehr als dem Dreizehnfachen des Vor-Corona-Wertes. Das Förderinstrument bleibt dabei in erster Linie ein Instrument für den Bereich Gewerbliche Förderung. Insgesamt 99,7 Prozent des Gesamtvolumens entfallen auf diesen Bereich. Alle 16 Bundesländer wiesen hier einen Rückgang auf. In absoluten Zahlen fiel dieser in Nordrhein-Westfalen am stärksten aus, da die Bürgschaften und Haftungsfreistellungen dort um 6,07 Milliarden Euro auf 2,130 Milliarden Euro sanken.

Aggregiert über die vier Förderinstrumente Zuschüsse, Darlehen, Bürgschaften und Haftungsfreistellungen sowie Globaldarlehen erreichte das Fördervolumen gerundet 136,5 Milliarden Euro. Der Bereich Gewerbliche Förderung hatte daran einen Anteil von 48,8 Prozent, gefolgt vom Wohnungs- und Städtebau mit 36,7 Prozent. An dritter Stelle liegt die Kommunale Förderung mit einem Anteil in Höhe von 9,1 Prozent.

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