Gespräch des Tages

Zahlungsverkehr - Heimische Ladung

Mit dem Kartengeschäft hat das deutsche Kreditgewerbe höchst selten soviel anfangen und verdienen können, wie Kollegen in der angelsächsischen Nachbarschaft. Vielleicht liegt das schlicht an der überragenden Bedeutung des typisch deutschen Girokontos, um das herum sich so ziemlich alles arrangieren lässt, was margenhaftes Privatkundenbanking ausmacht. Und wenn man sich die aktuelle Akquise für dieses Schlüsselinstrument anschaut, nimmt die "Eigenständigkeit" der Karten, Debit wie Credit, wohl weiter ab: Es gibt die Plastiken immer verbreiteter sogar zum gebührenlosen Konto als Beipack dazu - als eine Art Zusatzservice einfach.

Wenn sich also mit Karten hierzulande nur ausnahmsweise eigene Erträge erwirtschaften lassen, liegt es nahe, vor allem mit Hilfe von Gemeinschaftslösungen wenigstens die Kosten ein wenig zu senken. Eine solche Gemeinschaftsinitiative ist, man erinnert sich soeben wieder etwas intensiver daran, die Geldkarte. Über einen aufladbaren Chip auf der Debit-Karte sollte/soll das teure Bargeld bei Alltagszahlungen zurückgedrängt werden. Vor allem im Automatenbetrieb versprach/verspricht man sich dabei ganz gute Fortschritte.

Bislang jedoch scheiterte die Geldkarten-Promotion zwar nicht vollständig, aber doch oft an doppeltem Unwillen. Zum einen mögen weder Brötchenkäufer noch Brötchenbäcker für "die paar Pfennige" (naja, der Baguette-Preis hat die zwei-Euro-fünfzig überschritten) den Kartenbetriebsaufwand. Zum anderen und vor allem ist der Aufladevorgang fast unverändert unverhältnismäßig. Der leere Geldkarten-Chip muss in aller Regel zumindest an den Bankautomaten und oft auch in die Bank hinein, um wieder seine funktionsfähige Füllung zu bekommen.

Seit Anfang September hat die Euro Kartensysteme GmbH (EKS), die für die Banken das Geldkarten-Marketing organisiert, die Ladung aber jetzt doch beträchtlich vereinfacht: Es geht nun auch am heimischen PC. Freilich braucht der PC-Besitzer dafür einen Chipkartenleser (oder den eingebauten Smartcard-Slot). Und die Hausbank, bitteschön, muss Onlinebanking im Angebot haben. Derartig auf- und ausgerüstet, wird die Geldkarte mittels Onlineüberweisung per Giropay aufgeladen, nachdem man die Seite "www.geldkarte-laden.de" aufgerufen, den Kartenleser bedient und die Bankleitzahl eingegeben hat. Der Ladebetrag von bis zu 200 Euro ist per TAN zu bestätigen. Die Ladetransaktion ist gebührenfrei, die Giropay-Überweisung ist es nicht überall. Dass Onlineeinkaufen per Geldkarte völlig anonym bleibt, wird manchen Nutzer erfreuen, etwa bei einigen nächtlichen Beschäftigungen.

Vielleicht hilft das alles der Geldkarte nun etwas schneller in den Markteinsatz. Bereits die Kartenpflicht für Zigarettenautomaten brachte ihr deutliche Zuwächse. Im ersten Halbjahr 2007 stiegen die Geldkartenumsätze beim Laden auf 90,2 Millionen Euro gegenüber 59 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2006. Beim Bezahlen verbesserte sie sich von 48,8 auf 76,7 Millionen Euro. Der durchschnittliche Ladebetrag liegt derzeit bei knapp 30 Euro, der entsprechende Bezahlbetrag bei 2,86 Euro. 68 Millionen Karten, das sind laut EKS 75 Prozent aller ausgegebenen ec- und Kundenkarten, verfügen in Deutschland über den Geldkartenchip. Akzeptanzstellen - über 600 000 - sind, siehe oben, vor allem Automaten. "+18-Angebote" nennt das Kartenmarketing ihre Zugänglichkeit im Hinblick auf den Jugendschutz recht nett.

Am 27. September bittet die Redaktion zum Gesamtgeschehen rund um die Karte wieder zur großen Konferenz im Auditorium der Dresdner Bank. Die Einladung steht noch einmal auf Seite 949 dieser Ausgabe. K. O.

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