Gespräch des Tages

Wiesbadener Volksbank - Wieder mal besser als gedacht

Ausnahmsweise müsste der geneigte Beobachter bei einer Ergebnis-Prognose "stabil auf Niveau des Vorjahres" hellhörig werden. Die Wiesbadener Volksbank und ihr Vorstandsvorsitzender Matthias Hildner sind nämlich nicht gerade dafür bekannt, allzu optimistisch ins Jahr zu gehen und unerreichbare Ziele zu setzen, im Gegenteil: Sowohl für 2012 als auch für 2013 sagte der stets vorsichtige Kaufmann jeweils einen Ergebnisrückgang um gut zehn Prozent voraus. Es kam anders, in beiden Jahren wurden die Vorjahreswerte sogar noch übertroffen. Schriebe man das fort, was man natürlich nicht darf, müsste die Prognose von 2014 einen wahren Ergebnissprung vermuten lassen. Doch selbst eine Wiederholung der 55 Millionen Euro vor Bewertung, was knapp 1,5 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme entspricht, wäre bemerkenswert angesichts des regulatorischen Umfeldes, der anhaltenden Niedrigzinsphase und dem sich sowohl im Privatkundengeschäft als auch der Mittelstandsfinanzierung wieder verschärfenden Wettbewerb, der auf die Margen drückt.

Die Wiesbadener Volksbank steht seit vielen Jahren gut da und zählt gemessen an den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zur Spitze in der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Da gilt natürlich alles als wenig förderlich, was das gute Image der Volks- und Raiffeisenbanken bei den Kunden gefährdet. Entsprechend eindeutig fällt das Votum Hildners zu einer aktuellen Studie aus, die die Wettbewerbsfähigkeit der Regionalbanken - insbesondere der Sparkassen und der Volks- und Raiffeisenbanken also - höchst gefährdet sieht und eine Krise dieser Banken vorhersagt. "Völlig verfehlt" und "übertrieben" seien die Schlussfolgerungen. Natürlich sei die Ertragssituation durch die niedrigen Zinsen belastet, aber es seien sowohl bei den Kreditgenossenschaften als auch den öffentlichrechtlichen Wettbewerbern in den vergangenen Jahren ausreichend Puffer aufgebaut worden, um selbst eine längere Niedrigzinsphase durchzustehen. Und Probleme für die Kunden seien durch die Einlagen- und die Institutssicherung in beiden Verbünden ohnehin ausgeschlossen. Diskussionswürdig ist sicherlich auch die Grenze, die die Berater ihrer Einschätzung "wettbewerbsgefährdet" zugrunde gelegt haben, nämlich eine Aufwand- Ertrags-Relation von 74 Prozent. Die meisten Filialbanken überleben seit vielen Jahren mit solchen Werten sehr gut.

Im Jahr 2013 gingen die niedrigen Zinsen an der Wiesbadener Volksbank noch relativ spurlos vorüber, der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle der Bank legte sogar um 5,3 Prozent auf 90 Millionen Euro zu. Die Gründe hierfür sind zum einen im Wachstum sowohl auf der Aktivseite, vor allem bei Mittelstandskrediten und Immobilienfinanzierungen, als auch der Passivseite durch neue Kundeneinlagen zu sehen. Das Kreditvolumen legte um 5,3 Prozent auf 2,49 Milliarden Euro zu, die Kundenverbindlichkeiten stiegen um 2,1 Prozent auf 2,88 Milliarden Euro. Darüber hinaus wirken sich niedrigere Zinsen auf der Einlagenseite schneller aus als bei Krediten, die Wiesbadener Volksbank hat ihre Konditionen abgesenkt. Der Trend zu kurzfristigen und geringer verzinsten Sichteinlagen fördert diesen Prozess noch. Der Konditionen-Rückgang auf der Aktivseite wird aber in den kommenden Monaten und Jahren spürbar werden, sodass Hildner von einem Rückgang des Zinsüberschusses ausgeht. Hier wird sich auch der verstärkte Wettbewerb um die Mittelständler bemerkbar machen, denn in Einzelfällen muss die Genossenschaftsbank auf die Kampfkonditionen der Wettbewerber eingehen, um den Kunden nicht zu verlieren, obwohl diese nicht den Aufwand und das Risiko decken. Man sei aber nicht der "billige Jakob", so Hildner.

Von den guten Zahlen profitieren auch die Mitglieder durch eine üppige Dividende von erneut sechs Prozent, rund 1,3 Millionen Euro, der Rest wird zur Stärkung der Rücklagen verwendet. Durch diese Politik muss sich die Wiesbadener Volksbank um Basel II, 2,5 oder III nicht sorgen: Gemessen an den heute geltenden Anforderungen liegt die Gesamtkapitalquote bei 20,9 Prozent und die Kernkapitalquote bei 18,4 Prozent. Nach Basel III steigen die Quoten sogar auf jeweils 21,3 Prozent. Dies liegt daran, dass die Beteiligungen der Ortsbanken an Verbundunternehmen wie der DZ Bank nicht vom eigenen Eigenkapital abzuziehen sind und nur hälftig auf die Großkredite angerechnet werden, "ein toller Erfolg des BVR", wie Hildner feststellte.

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