Gespräch des Tages

Wettbewerb - Dissonanzen durch Markt- und Regulierungsarbitrage

Wie schwierig es ist, eine wohldosierte Bankenaufsicht zu betreiben und dabei das eigentlich von allen angestrebte Level Playing Field zu erhalten, wird derzeit auf fast jeder Bilanzpressekonferenz deutlich. Auch wenn der Betroffenheitsgrad der Institute und die jeweils relevanten Regelungen und Auswirkungen völlig unterschiedlich sind, kann die Regulierungs- und Marktarbitrage große wie kleine Häuser gleichermaßen betreffen. So war es der Deutschen Bank bei ihrer Berichterstattung über das Geschäftsjahr 2012 ein dringliches Anliegen, auf ein globales Level Playing Field zu beharren. Welches Ausmaß die weltweite Regulierung inzwischen angenommen hat und welche Unsicherheit die kontroverse Diskussion um die Umsetzung auslöst, hat die Frankfurter Großbank in einer detaillierten Übersicht aufgelistet, die zu den elf Handlungsfeldern Systemisches Risiko, Aufsicht, Steuern, Verhalten, Märkte, Governance, Kapital und Liquidität, Schattenbanksektor, Bankstruktur, Tests und Sonstiges insgesamt 40 Bullet-Points mit aktuellen Regelungsbereichen auflistet - von AIFMD bis zur Volcker Rule.

Die gravierendsten Folgen drohen der Deutschen Bank bei einer international unterschiedlichen Auslegung und Handhabung der laufenden Diskussion zur Umsetzung der diversen Modelle zur Finanzmarktreform zwischen Trennbank- und Universalbanksystem, die hierzulande gerade in einen Kabinettsbeschluss mündeten. Sollten der Vickers Report, die Volcker Rule und der Liikanen Bericht in den Regulierungszonen Großbritannien, USA und Resteuropa mit ihren unterschiedlichen Elementen und Regelungen eingeführt und auf die jeweils vor Ort operierenden Auslandseinheiten angewendet werden, drohen den global agierenden Instituten Zusatzbelastungen oder eine unterschiedliche Behandlung in verschiedenen Regulierungszonen und im schlimmsten aller Fälle Vergeltungsmaßnahmen der jeweils zuständigen Heimataufsicht.

Die möglicherweise höheren Kapitalauflagen für die Geschäftseinheiten der Deutschen Bank in den USA sind seit langem in der Diskussion und haben die Bank ebenso wie die britische Barclays Bank schon zu einer Änderung der rechtlichen Struktur ihrer US-Einheiten veranlasst. Ausgeräumt und geklärt sind die Dissonanzen aber ebensowenig wie die Praktiken der BaFin zur Beschränkung der Liquiditätsströme zwischen der Hypovereinsbank und der italienischen Muttergesellschaft Unicredit, die mittlerweile auch die EU-Kommission beschäftigen. Die Ortsbanken aus dem Sparkassen- und Genossenschaftslager stöhnen derweil unter ähnlichen Arbitragetendenzen, die ihrem Einlagengeschäft zu schaffen machen. Angesichts der expansiven Geldpolitik der EZB in Verbindung mit dem politischen Bekenntnis zum Erhalt der Eurozone einschließlich Griechenlands sowie der europäischen Einlagengarantie bis zu einem Betrag von 100 000 Euro machen sich viele ausländische Institute die erheblichen Zinsdifferenzen zwischen den EU-Mitgliedsländern zunutze. Sie generieren mit vergleichweise günstigen Konditionen massenhaft Einlagen in Deutschland, transferieren diese in die Heimatländer der Mutterinstitute und profitieren bei ihren dortigen Geschäften von den derzeit herrschenden Zinsunterschieden und/oder unterschiedlichen Einschätzungen der Risikolage gewisser Asset Klassen. Um welche Einlagenvolumina es sich dabei mittlerweile handelt, hat kürzlich der Sparkassenverband Baden-Württemberg öffentlich gemacht und auf eine gravierende Erschwerung des regionalen Kreislaufes von Einlagen- und Kreditgeschäft hingewiesen.

Laut aktueller Bundesbankstatistik betrugen zum Jahresende 2012 die Einlagen von inländischen Nichtbanken bei den Zweigstellen ausländischer Banken 81,788 Milliarden Euro. Das bedeutet gegenüber dem Jahresendstand 2011 einen erheblichen Zuwachs um 22,384 Milliarden Euro beziehungsweise knapp 36 Prozent. Zum Vergleich: Alle deutschen Sparkassen konnten den Zuwachs ihrer Einlagen lediglich um 18,994 Milliarden Euro steigern, also gut 2,5 Prozent. Dem Bestand nach liegen die deutschen Sparkassen mit 775,308 Milliarden Euro allerdings um ein Vielfaches höher. Auch die deutschen Kreditgenossenschaften reichen dem absoluten Einlagenzuwachs nach im Jahr 2012 längst nicht an die Zweigstellen der Auslandsbanken heran. 535,610 Milliarden Euro per Jahresende 2012 bedeuten eine Steigerung von 18,151 Milliarden Euro oder gut 3,5 Prozent. Gerade in den Verbünden dürften solche Zahlen in den kommenden Monaten noch für manchen Aufreger sorgen.

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