Gespräch des Tages

Royal Bank of Scotland - Wieder das Investmentbanking

Fast könnten die teils wieder positiven Quartalsergebnisse vieler europäischer Großbanken Hoffnung machen. Betrachtet man die Prognosen der Institute genauer, dann sieht das Bild längst nicht mehr so schön aus. Beispiel Royal Bank of Scotland: Der einstige Musterknabe der britischen Bankenwelt und heutiges staatsgetragenes Enfant terrible weist für das erste Quartal 2009 eine "rote Null" aus, 44 Millionen britische Pfund fehlten vor Steuern am Ende zur schwarzen. Nach den Rekordverlusten in den letzten

Monaten gibt das zunächst Grund zum Aufatmen. Gleichermaßen gilt es zu bedenken, dass das nicht der Anspruch einer Bank dieser Größenordnung sein kann und dass die RBS in den ersten drei Monaten 2008 noch einen satten Gewinn von 480 Millionen Pfund vorzuzeigen hatte. Fast schon ironisch muss zudem anmuten, woher die Gewinne von Januar bis März kamen - ausgerechnet wieder im Bereich Global Markets verdiente die Bank vor Abschreibungen stolze 4,3 Milliarden Pfund, und damit doppelt so viel wie im Vorjahr. Zwar verzichtet die Royal Bank auf ein exponiertes Investmentbanking, doch mit ihrer Expansion im weltweiten Firmenkundengeschäft samt einer vermehrten Emission von Anleihen und insbesondere strukturierten Produkten hat das schottische Institut das weniger lukrative, dafür vergleichsweise schwankungsarme Kleinkundengeschäft in den Vorjahren deutlich reduziert. Mit anderen Worten: Wie auch bei vielen Wettbewerbern ist in Edinburgh von einer Abkehr vom "Zocken" noch nicht viel zu erkennen. Mehr als aufgefressen wurde das Plus am Ende auch von einer auf 2,9 Milliarden Euro mehr als vervierfachten Risikovorsorge.

Für die kommenden zwei Jahre gilt es nun, anhaltende konjunkturbedingte Abschreibungen zu verkraften, sowohl im Firmen- wie auch im Privatkundengeschäft. Auch steht der Bank vom Staat, von Brüssel und von den betriebswirtschaftlichen Realitäten verordnet eine weitreichende Neuorientierung bevor, die ebenfalls große Mittel in Anspruch nehmen wird. Zwar setzt die Veräußerung aller nicht zum Kerngeschäft und Kernmarkt gehörenden Geschäftsbereiche Kapital frei. Dafür wird die Integration der von ABN Amro erworbenen Einheiten mitunter erhebliche Mittel verschlingen. Ohnehin scheint es heute zweifelhaft, ob diese zum Teil nicht besser gleich wieder weiterverkauft würden, wenn das Institut einen strategischen roten Faden in der Hand halten will. Die Lehren der vergangenen Monate sollten bei aller Versuchung nicht wieder vergessen werden - auch wenn dies im Spannungsfeld zwischen den eigenen Wachstumsambitionen und dem notwendigen Gesundschrumpfen sicherlich schwerfallen wird. Das gilt nicht nur für die RBS.

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