Gespräch des Tages

Refinanzierung - Debütantin ING-Diba

Im Juni soll das Warten ein Ende haben: Die ING-Diba AG aus Frankfurt am Main will mit einem Hypotheken-Pfandbrief debütieren. Immerhin verfügt die Bank schon seit dem 3. November 2010 über eine entsprechende Emissionserlaubnis. Mit einem Hypothekenbestand von 51,5 Milliarden Euro zum Jahresende 2010 gehört die größte deutsche Direktbank zu den bedeutendsten Baufinanzierern des Landes. Refinanziert hat sie dieses Geschäft bislang aber ausschließlich über Einlagen, die eine Größenordnung von 80 Milliarden Euro haben. Allerdings sind dies vor allem kurzfristige Gelder, die auf Giro-, Tages- und Termingeldkonten liegen. Hierbei bewegt sich die Bank bekanntlich in einem äußerst wettbewerbsintensiven Markt, in dem sie vor allem über die Konditionen gewachsen ist. Doch entsprechend preissensibel sind die mittlerweile 7,1 Millionen Kunden - sowohl bei der Geldanlage wie bei der Baufinanzierung. Daraus ergibt sich ein Aktiv-Passiv-Ungleichgewicht, das für die Bank mit erheblichen Kosten verbunden ist, auch weil eine milliardenschwere Liquiditätsreserve vorgehalten werden muss - zulasten der Rendite des Instituts. Dieser Kostenfaktor dürfte unter Basel III sogar noch an Bedeutung gewinnen.

Ausgehend von diesen speziellen Herausforderungen des Geschäftsmodells der ING-Diba kann sich die Emission von Pfandbriefen als Lösung anbieten, lässt sich doch so für einen Teil des Portfolios bei entsprechender Laufzeitengestaltung Fristenkongruenz herstellen. Zudem wird die Refinanzierungsbasis verbreitert und stabilisiert. Vor allem angesichts des erwarteten und seit August 2010 bereits zu beobachtenden Zinsanstiegs kann die Emission von Pfandbriefen für die Direktbank sogar günstiger sein.

Dazu muss die Bank jedoch ihre ambitionierten Preisvorstellung durchsetzen. Ein Aufschlag über Swap-Mitte im einstelligen, höchstens niedrigen zweistelligen Basispunktbereich gilt als Ziel. Seit Monatsbeginn präsentiert die ING- Diba sich und ihr auf zehn Milliarden Euro angesetztes Pfand-brief-Programm auf einer Road Show den potenziellen Investoren. Schließlich will die Bank jedes Jahr Pfandbriefe in der Größenordnung von ein bis zwei Milliarden Euro absetzen. Dem Vernehmen nach ist das Interesse der Investoren groß, doch wird die Direktbank nicht mit einem Jumbo an den Start gehen (können).

Die Ursache dafür liegt in der Qualität des Hypothekenbestands. Um in der privaten Baufinanzierung schnell über den Konditionenwettbewerb zu wachsen, hat die ING-Diba in der Vergangenheit vielfach bei der Wertermittlung auf Objektbesichtigungen verzichtet. Damit passen diese Forderungen jedoch nicht in den Deckungsstock von Pfandbriefen. Somit war es trotz des beachtlichen Baukreditbestands nötig, eigens einen neuen Deckungspool aufzubauen. Von Anfang Januar bis Ende April 2011 wurde so ein deckungsstockfähiges Hypotheken-Neugeschäft in Höhe von 630 Millionen Euro geschrieben. Das reicht nicht für einen Jumbo-Pfandbrief, aber immerhin für eine Benchmark-Emission in der Größe von 500 Millionen Euro.

Dafür deckt sich die fünfjährige Laufzeit des Pfandbriefs im Wesentlichen mit der des Deckungsstocks, der aus 9532 Einzeldarlehen, jeweils nicht größer als 400000 Euro, aus dem gesamten Bundesgebiet besteht. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Euro-denominierte private Baufinanzierungen mit fester Zinsbindung und ohne Leistungsstörung. Rund 70 Prozent dienen der Finanzierung von Einfamilienhäusern, 24,5 Prozent sind für Wohnungen und der Rest entfällt auf Zwei- und Mehrfamilienhäuser. Der Deckungspool weist damit eine Struktur auf, wie es sie hinsichtlich Granularität und Risikostreuung nur noch selten in Deutschland gibt. Lediglich die Postbank wird als vergleichbar angesehen. Aufgrund dieser Qualität des Deckungsstocks und einem Emitten-ten-Rating der ING-Diba von "Aa3", benotet die einzige beauftragte Ratingagentur Moody's den ING-Diba-Pfandbrief erwartungsgemäß mit der Bestnote "Aaa".

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