Gespräch des Tages

Private Equity - Selbstregulierung als Branchenaufgabe?

Krisensituationen lösen immer verschiedene Automatismen aus. Im Finanzsektor üblich ist dabei mit uneingeschränkter Beharrlichkeit der Ruf nach mehr Regulierung. Vor allem die Komplexität moderner Finanzinstrumente, über die man in guten Zeiten gern hinwegzusehen neigt, rutscht dann schnell und öffentlichkeitswirksam auf die Tagesordnung. Meist ähnlich automatisch und engagiert, wenn auch sachbedingt weniger am Herzen der breiten Masse, folgt die Verteidigung der betroffenen Branche. Es kommt daher kaum überraschend, wenn mit Alexander Dibelius ein ausgewiesener Private-Equity-Advokat den Ruf nach mehr Regulierung der Branche zurückweist. Man solle doch bitte schön den Fähigkeiten des Marktes zur Selbstheilung vertrauen! Schließlich müsse es im Bestreben der Akteure liegen, keine Verluste zu machen und auch in Zukunft Geld zu verdienen. Die Forderungen des Goldman-Sachs-Bankers bei einem Vortrag jüngst in Frankfurt am Main strotzten geradezu vor kapitalistischer Überzeugung - was aus Sicht eines Hauses, das in der Finanzkrise gut verdient hat, auch einfach ist. Der Blick auf die Fakten gibt ihm zunächst recht: Noch kein großes Moratorium hat es bislang gegeben, trotz Krise, und alle Einlagen sind erhalten geblieben.

Risiken lösen sich aber nicht auf, wenn man sie schön verpackt und verkauft. Das haben die vergangenen Monate eindrucksvoll, aber wohl wenig nachhaltig gezeigt. Die Finanzbranche wird die Verwerfungen zwar verdauen, denn das muss sie. Was aber bleibt ist die Frage nach den aufgezeigten Schwachstellen. Auch wenn die Fremdkapitalgeber an etwaigen Exzessen mit verlockenden Angeboten ("Non-cash PIK Notes ohne Covenants") beteiligt waren, so mindert das nicht die Verantwortung der Investoren. Und schon gar nicht lassen sie sich als "angebotsinduzierte Übertreibungen" (Zitat Dibelius) abweisen. Nicht zuletzt hat die Branche ganz erhebliche Fehler gemacht bei der Kommunikation nach außen - Verschwiegenheit schafft immer Misstrauen.

Es muss allen Akteuren bekannt sein, wie und wo die Gelder investiert sind. Anders lassen sich genaue Aussagen über die (oft versteckten) Risiken von Portfolios nicht in relevantem Maße treffen. Die Diskussion über mehr Transparenz sollte also nicht nur im Sinne eines besseren Rufs im Interesse der PE-Unternehmen liegen. Sie übertrieben zu vereinfachen und abzuwimmeln, ist nicht zweckmäßig. Vielmehr müssen Wege gefunden werden, die nicht zu einschränkend und bürokratisch sind, um das Geschäft der Branche negativ zu beeinflussen. Die Fondsgesellschaften haben vor ein paar Jahren vorexerziert, wie man in Krisenzeiten mit einer konkreten Selbstregulierung und mehr Offenheit nach außen Anlegerinteresse wiedergewinnen kann. Ob das Modell auch den ein oder anderen Fingerzeig für die Private-Equity-Gesellschaften geben kann?

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