Gespräch des Tages

Postbank - Gelobtes Firmenkundengeschäft

Es ist nur natürlich, wenn ein Vorstand sein Geschäftsfeld voller Überzeugung darzustellen versucht. Bei Stefan Jütte schwingt zudem eine gehörige Portion Stolz mit. Und das zu Recht. Gestartet erst vor rund zehn Jahren liefert sein Firmenkundengeschäft mittlerweile rund 18 Prozent der Erträge der gesamten Postbank und gerade mal mit drei Prozent der Mitarbeiter. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern verbesserte sich zwischen 2001 und dem ersten Halbjahr 2007 von 23 auf 50,6 Prozent, die Aufwand-Ertragsrelation sank im gleichen Zeitraum von 51,7 Prozent auf 44,2 Prozent. Für die 35 000 echten Firmenkunden, daneben gibt es im Post-bank-Konzern noch 300 000 Gewerbekunden, dient seit jeher der Zahlungsverkehr als Ankerprodukt. Mit rund 33 Prozent liefert er immer noch den zweithöchsten Ergebnisbeitrag der Säule - übertroffen nur von gewerblichen Immobilienfinanzierungen mit 37 Prozent, die mit rund 64 Prozent aber auch das Gros des gesamten Kreditbestandes in Höhe von 14,9 Milliarden Euro ausmachen.

Für die überschaubare Kundenzahl will der Kreditvorstand ein "re-lationship-bezogenes Bankgeschäft mit Lösungsansatz", also stark individualisiert. Hier hilft sicherlich die dezentrale Aufstellung vor Ort mit eigenen Niederlassungen oder Einheiten in London, New York, Luxemburg und Deutschland. Bei der Kreditvergabepraxis regiert aber eindeutig Bonn. Bis zu einer gewissen Höhe können die Verantwortlichen vor Ort entscheiden, dann aber sage nur er zu, so Jütte. Getreu dem Motto "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" glaubt der seit über dreißig Jahren im Kreditgeschäft tätige Manager bei allen Vorleistungen modernen Risikomanagements am Ende vor allem seinem Bauchgefühl. Das scheint sich auszuzahlen: Seit 2002 ist die Risikovorsorge von 0,53 Prozent auf 0,26 Prozent des Kreditvolumens gesunken. 2006, so der Vorstand, fiel die Entscheidung, weiter in das Firmenkundengeschäft zu investieren, in Personal und vor allem auch in IT. Bis 2010 ist geplant, die Erträge von derzeit rund 370 Millionen Euro auf über 500 Millionen Euro zu steigern - bei gleichem Anteil an den Konzernerträgen. Die Vorstandskollegen werden es genau vernommen haben. Es kann mitunter also auch (kleine) Nachteile haben, endlich, endlich über seine Erfolge öffentlich berichten zu dürfen.

PS: Dass sich Jüttes Kollege Wolfgang Klein, seit nunmehr zwei Monaten neuer Vorstandsvorsitzender der Postbank, in Sachen Subprimes missverstanden fühlt, ist durchaus verständlich. Zwar hat die Bonner Bank rund 600 Millionen Euro im IKB-Fonds "Rhineland" investiert, hat dieses Geld aber inzwischen komplett auf die eigenen Bücher genommen. Er sei gespannt, welche andere Bank in Deutschland das einfach so leisten könne, so Klein. Und anders als mitunter zu lesen war, handelt es sich dabei keineswegs um ausfallgefährdetes Geschäft: Bestenfalls werde ein schwarze Null stehen, schlimmstenfalls rechnet er mit Abschreibungen im niedrigen bis mittleren einstelligen Millionenbereich.

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