Gespräch des Tages

Persönliches - Klaus-Peter Müller 65

Es gibt Menschen, an denen kein Weg vorbei führt, egal wo, egal wann. Sie sind eloquent und charmant, ehrgeizig und zielstrebig, nachhaltig ohne penetrant zu sein, meistens da, wenn man sie braucht, machen Fehler, aber selten den gleichen Fehler zweimal, sind sich stets der Bedeutung ihrer Rolle bewusst und haben visionäre, manchmal gar hellseherische Fähigkeiten. "In der Hausbankbeziehung liegt ein großer Vorteil, der durch Basel II noch wertvoller wird: Die Überlegenheit der langfristigen Kundenbeziehung gegenüber dem Aufwand bei einer einmaligen Kapitalmarkttransaktion, etwa einer Anleihebegebung." Das hat Klaus-Peter Müller nicht etwa heute, im Jahre 2009 und damit in oder am Ende der heftigen Finanzkrise gesagt, sondern bereits auf der Kreditpolitischen Tagung 2002. Das zeigt die visionären Fähigkeiten des früheren Commerzbank-Chefs - oder auch einfach nur seine gesunde Einstellung zum Bankgeschäft. Und auch sonst kommt man an dem fröhlichen Rheinländer offensichtlich kaum vorbei, wie nicht zuletzt ein Blick in den Lebenslauf darlegt: Er war für die Commerzbank, bei der er 1966 im Alter von gerade mal 22 Jahren ins Berufsleben eintrat, in Düsseldorf, Duisburg, New York und Frankfurt präsent, bevor er am 1. November 1990 in den Vorstand berufen wurde, dessen Sprecherrolle er am 25. Mai 2001 von Martin Kohlhaussen übernahm. Er war von 2005 bis 2009 Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Klaus-Peter Müller ist Honorarprofessor der Frankfurt School of Finance & Management, Vorsitzender des Präsidiums des Deutschen Verkehrsforums, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex und er ist all zu rühriges CDU-Mitglied. Alles Müller - oder was! Leider ist dieser Slogan schon anderweitig vergeben, er würde zu schön passen.

Dass "seine" Commerzbank, die er so trefflich aus dem ganzen Schlamassel herauszuhalten verstand, zur Übernahme der Dresdner Bank geradezu gezwungen wurde, um die Allianz endlich von diesem Bremsklotz zu erlösen, und damit mitten hinein in die Turbulenzen gezogen wurde, es wird ihn schmerzen, aber es wird ihn nicht nachhaltig grämen, weil Klaus-Peter Müller sich der durch Schwierigkeiten eines der großen Spieler hervorgerufenen Risiken für das deutsche Bankensysteme durchaus bewusst war und ist. Mehr treffen wird ihn die Tatsache, dass Sparkassen immer noch öffentlich-rechtlich und nicht von privater Seite zu kaufen sind. Denn dafür hat er stets aus Überzeugung, nicht nur kraft Amtes gekämpft.

Klaus-Peter Müller sagte 2002 noch etwas in seinem Vortrag: "Es kommt auf Ausgewogenheit an, die Beziehung muss sich für beide Seiten rechnen". Das tut sie. Redaktion und Verlag bedanken sich bei einem klugen Ratgeber, stets bereitem Autor, feinsinnigem Redner und geschätztem Herausgeber und gratulieren "KPM" herzlich zum Geburtstag.

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