Gespräch des Tages

Öffentliche Banken - Gesprächsbereit

Die spannenden und immer wieder gerne aufgegriffenen Personalfragen sollte man bei Veranstaltungen mit Medienvertretern möglichst nicht unter den Tisch fallen lassen. Diese Lektion der Pressearbeit hat Gunter Dunkel bei seinem ersten Auftritt als VÖB-Präsident vor Frankfurter Wirtschaftsjournalisten offensiv beherzigt. Mit Blick auf die Vakanz im Amt des Hauptgeschäftsführers des Verbandes ist er gleich zu Beginn seines Statements auf den Stand der Kandidatenkür eingegangen und hat sich ausdrücklich noch ein wenig Zeit erbeten. Im Zweifel lohnt es sich zu warten, um die richtige Kandidatin oder den richtigen Kandidaten zu finden, so hat er die Marschrichtung skizziert, dabei aber gleichzeitig deutlich gemacht, allerspätestens bis zur Mitgliederversammlung Anfang November liefern zu wollen. Dieser offensive Umgang mit der ungeklärten Personalfrage ersparte dem VÖB-Präsidenten Nachfragen, und eine mögliche Vakanz über die Sommerpause gab ihm obendrein Gelegenheit, in eleganter Form auf seine ersten Eindrücke von der Verbandsarbeit überzuleiten. So konnte er die gute fachliche und organisatorische Aufstellung seines Verbandes loben und dabei ganz nebenbei noch einmal auf die in der Öffentlichkeit weniger bekannten, von den Mitgliedern aber geschätzten Serviceleistungen des VÖB hinweisen, beispielsweise die Prepaid-Handy-Ladung.

Mit Blick auf die Eckpfeiler seiner künftigen Verbandsarbeit gibt sich Dunkel überzeugt, dass die Pflege des eigenen Territoriums in Brüssel immer weniger funktioniert. Um diese Erkenntnis mit Leben zu erfüllen, signalisiert er Bereitschaft für einen engeren, konstruktiven Austausch über die jeweilige Interessenlage der hiesigen Bankenverbände, und zwar mit dem erklärten Anspruch, in Brüssel möglichst oft mit einer Stimme sprechen zu können. Zwischen Gunter Dunkel und Jürgen Fitschen, dem ebenfalls vergleichsweise frisch gekürten Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Banken gibt es dabei allerdings sicherlich einfachere Felder der Konsensbildung als die europäische Einlagensicherung.

Während Jürgen Fitschen dieses Element der Bankenunion, zumindest auf lange Sicht und nach gebührender Vorbereitung und Anpassung der Systeme auf eine einheitliche europäische Grundlage gestellt wissen will, warnt Gunter Dunkel vor jeglicher Art von Experimenten. Kann sich Ersterer durchaus entsprechende Signale einer vertrauensbildenden Zielformulierung an die europäischen Partner vorstellen (siehe ZfgK 13-2013), ist die Einlagensicherung für Dunkel das sensibelste Element der Bankenunion, das nicht die geringste Verunsicherung der Verbraucher verträgt. Europa sollte sich möglichst keine Schlange vor Banken leisten und nicht einmal vor Geldautomaten, so hat er eindringlich gewarnt. Hinsichtlich der immer wieder diskutierten Ideen eines europäischen Einlagensicherungsfonds hat er ohnehin den Eindruck, als solle sie der Bereinigung von Altlasten zulasten einiger Länder dienen (ZfgK 1-2013). Einstweilen bevorzugt er eine Einigung auf Basis der in Brüssel schon seit rund zwei Jahren ausgehandelten Grundlage und will sich erst dann auf Veränderungen einlassen, wenn das Neue nachweislich besser ist.

Abseits dieses kontroversen Themas dürfte es beim Antrittsbesuch des neuen VÖB-Präsidenten beim BdB-Präsidenten allerdings auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten gegeben haben. So ist sich nahezu die gesamte Kreditwirtschaft einig, dass die Finanztransaktionssteuer in der jetzigen Form und dem begrenzten Feld an teilnehmenden Ländern nicht den gewünschten Erfolg bringen wird. Sachlich recht nah beieinander sind sich beide Verbände auch in der Einschätzung der begrenzten Wirkung der von den Regulatoren geforderten Liquiditätskennziffern in Richtung einer Kontrolle von Funding-Risiken und nicht etwa hinsichtlich der gesamten Risikoabdeckung. Und die von Dunkel geäußerten Vorbehalte in Richtung Sicherheitswirkung der Initiativen für das Trennbanksystem dürften ebenso positive Resonanz beim BdB finden. Insgesamt neigen allerdings alle großen Verbände der Deutschen Kreditwirtschaft dazu, die vielen Vorschläge zur Regulierung in vornehmer Annäherung erst einmal mit den Etiketten "gut gemeint" oder "geht in die richtige Richtung" zu versehen. Wenn man rückblickend betrachtet, zu welcher Regulierungsflut das derzeit führt, wäre es besser gewesen, zu manchen Dingen von vornherein ein klares Nein zu sagen.

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