Gespräch des Tages

Landesbanken - Ein Signal - nicht nur an die Neuen

Für die öffentlich-rechtliche Bankenwelt mögen die angekündigten Effizienzsteigerungsmaßnahmen der Helaba zwar ein wenig überraschend erscheinen. Aber gänzlich ungewöhnlich sind solche Anpassungsprogramme weder in der Finanzwirtschaft noch in anderen Branchen. Im Gegenteil, immer wieder hat das Management börsennotierter Adressen in der Vergangenheit demonstriert, dass es in Phasen vergleichsweiser Unsicherheit gewillt ist, rechtzeitig die Weichen für eine wettbewerbsfähige Zukunft zu stellen. Auch in nicht börsennotierten Gesellschaften haben kluge Unternehmenslenker und/oder Eigentümerfamilien ihre Häuser in guten Jahren frühzeitig fit für den kommenden Wettbewerb gemacht - teils unter kalkulierter Inkaufnahme von Ertragseinbußen. Unter diesem Blickwinkel betrachtet darf man die Mitte Januar 2012 aktiv vorgetragenen Restrukturierungsabsichten der Landesbank Hessen-Thüringen als geschicktes Signal nach innen und außen werten.

Einen gewissen Aha-Effekt lösen freilich die 450 zur Disposition gestellten Planstellen aus. Denn entspricht das nicht annähernd jener Zahl der aufzunehmenden Mitarbeiter aus der einzugliedernden Verbundbank? Soll hier unter Erhaltung des Status quo auf der Kostenseite Platz für die Neuen aus Düsseldorf geschaffen werden? Bei allen von der Helaba sonst genannten Erklärungsansätzen für die Restrukturierungsanstrengungen, angefangen von den Belastungen der Bankenabgabe über höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung, im speziellen Fall einschließlich zusätzlicher Aufwendungen für die Härtung der stillen Einlagen bis hin zu weiteren, nur schwer absehbaren Regulierungsanforderungen springt zunächst dieses anstehende Integrationsprojekt ins Auge. Denn ein automatischer Quell zusätzlicher Erträge dürfte der Ausbau nicht werden. Vielmehr bedarf es harter Integrationsarbeit. Das ließen schon die zeitaufwendigen, akribischen Prüfungen im Vorfeld der Transaktion erwarten. Darauf haben die verhaltenen Erwartungen innerhalb der Sparkassenorganisation bei Abschluss der Vereinbarungen hingedeutet. Und das zeigen auch die mühsamen "Nachverhandlungen" um die eingeplante Kapitalspritze aus der Sparkassenorganisation.

Wie es sich schon bei der Integration der Landesbanken aus Rheinland-Pfalz und Sachsen in die LBBW erwiesen hat, werden irgendwelche Verdienste um die Konsolidierung des Sektors nur spärlich gewürdigt. Im Alltagsgeschäft herrscht vielmehr auch unter den Landesbanken unverändert Wettbewerb. Insofern wirken die angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen der Helaba ins eigene Lager hinein als Ansage eines sportlichen Konkurrenzkampfes. Daneben geben sie aber auch ein nicht zu vernachlässigendes Zeichen nach innen. Wer der neu anzugliedernden Düsseldorfer Einheit erhebliche Einschnitte zumuten wird und das notwendige Vertrauen der nordrhein-westfälischen Sparkassenorganisation für eine gedeihliche Zusammenarbeit gewinnen sowie die hessischthüringischen Sparkassen einbinden will, der dürfte es vermutlich leichter haben, wenn er auch im eigenen Haus den Anpassungsdruck hoch hält. Das entschärft bei allen ohnehin anstehenden Schwierigkeiten einer Zusammenführung zweier Unternehmenskulturen von vornherein die große Gefahr, ein unheilvolles Klima von Gewinnern und Verlierern aufkommen zu lassen, wie es zuletzt in weit größeren Dimensionen bei der Integration der Dresdner Bank in die Commerzbank zu spüren war.

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