Gespräch des Tages

Landesbanken - Nur Zeitgewinn?

Dass im Herbst 2010 das Thema Landesbankenkonsolidierung noch einmal in den Vordergrund rücken würde, konnte angesichts der Brüsseler Fristen für ein diskriminierungsfreies Bieterverfahren zum Verkauf der WestLB keine wirkliche Überraschung sein. Seitdem Friedrich Merz im Juni dieses Jahres von der SoFFin dazu berufen wurde, den Verkaufsprozess als Veräußerungsbevollmächtigter zu befördern, durfte man erst recht von einer deutlich erhöhten Frequenz an vertraulichen Gesprächen und ergebnisoffenen Überlegungen rund um dieses Thema ausgehen. Von gewissen Aktivitäten hinter den Kulissen in den Landesbanken selbst wie auch in der Bundes- und Landespolitik zeugten Anfang September dann die Positionierung des Helaba- Chefs Hans-Dieter Brenner und seines Sparkassenpräsidenten Gerhard Grandke sowie eine gewisse Ungeduld im Bundesfinanzministerium mit dem Stillstand in Konsolidierungsfragen.

Wenn nun die Bayern-LB und die WestLB bekunden, bis zum Ende des Jahres ausloten zu wollen, ob es neben dem seit vielen Monaten schon arg strapazierten Bild einer Partnerschaft von Kranken und Blinden, zwischen beiden Häusern auch hoffnungsvolle Verbindungslinien gibt, so spiegelt das auf Landesbankenebene, Stand September 2010, die sehr überschaubare Zahl der machbaren Konstellationen wider. Die seinerzeit ohne erkennbare Not daherkommenden Einlassungen zu den strategischen Entwicklungsmöglichkeiten der Helaba klingen im Nachhinein wie eine präventive Maßnahme, um nicht in den jetzt gestarteten Prüfungsprozess zwischen München und Düsseldorf hineingezogen zu werden. Und auch die Sympathiebekundungen von Stefan Mappus für das strategische Konzept der Helaba wenige Tage später deuten eher auf ein Spielen auf Zeitgewinn. Denn der baden-württembergische Ministerpräsident zeigte sich Realist genug, um angesichts der Unwägbarkeiten von Stuttgart 21 die Landtagswahl Ende März kommenden Jahres nicht noch mit einem weiteren Projekt zu belasten, dem zumindest auf die vergleichsweise kurze Frist bis zum Stuttgarter Wahltermin ein unkalkulierbarer Ausgang droht.

Nach der gescheiterten Sondierung zur Aufnahme von Fusionsgesprächen, wie es sie Ende 2007/Anfang 2008 zwischen der WestLB und der Helaba gab, gibt es jetzt seitens der WestLB und der Bay-ern-LB gleich Fusionsgespräche zur Schaffung einer "gemeinsamen Universalbank mit Schwerpunkt in der Unternehmensfinanzierung sowie einer starken Verankerung in der Sparkassenorganisation". Parallel dazu soll nach heutigem Stand der Dinge am 30. September mit der Schaltung einer Verkaufsanzeige der von Brüssel vorgegebene Verkaufsprozess der WestLB angestoßen werden. Die Ambitionen in Düsseldorf und München klingen freilich alles andere als euphorisch: "Angesichts der Vielzahl der komplexen Fragen", so heißt es in der gleichlautenden Absichtserklärung beider Häuser, "ist es derzeit offen, ob die Gespräche zum Erfolg führen." Zudem gibt es zumindest in der offiziellen Verlautbarung keinerlei Andeutungen, ob sich im Zuge der anstehenden Neuordnung der Deka-Bank-Anteile irgendwelche neue Konstellationen ergeben könnten.

Demonstrieren München und Düsseldorf mit ihrer Initiative also mehr als reine Betriebsamkeit in Richtung Brüssel und Berlin? Für die Bayern-LB bietet sich im Zuge der Fusionsgespräche die günstige Gelegenheit, sich mit den Feinheiten der Düsseldorfer Bad Bank vertraut zu machen. Bei einigen Sparkassen in NRW gibt es eine gewisse Sympathie für ein (flankierendes) Direktbankgeschäft wie es die Bayern-LB-Tochter DKB anbietet. Und auch für die Sparkassenzentralbankfunktion bieten beide Institute zusammen gewiss eine passable Größenordnung. Ob sich im Firmenkundengeschäft indes im Falle einer Fusion neues Potenzial ergibt, muss sicher geübt werden. Es bedarf dazu wie auch bisher schon einer guten Absprache mit den Sparkassen, sich bei Einzelkunden nicht zu sehr ins Gehege zu kommen oder sich allenfalls im Konsortialgeschäft zu unterstützen. Sonst könnte sehr schnell die Zentralbankfunktion Schaden nehmen.

Und noch etwas könnte anders verlaufen als bei früheren verbalen Konsolidierungsrunden: Wenn auch die Verhandlungsphase bei vielen Landesbanken weiter für eine deutliche Rückführung der Risikoaktiva genutzt wird - wie zuletzt schon an den Bilanzsummen sichtbar - ist dies in der Sache ein Fortschritt.

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