Gespräch des Tages

Kreditgenossenschaften - The New Normal

Geringes Wirtschaftswachstum, niedrige Inflation, eine geringere Profitabilität bei Banken mit weniger Kurzfristfinanzierungen bei anhaltend niedrigen Zinsen und einer verminderten Qualität auf der Assetseite - EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny skizzierte dieses Szenario als das New Normal für die Banken in der Eurozone. Und diese neue Normalität klingt alles andere als angenehm, heißt das doch nur, weniger Gewinn zum Thesaurieren, höhere Risiken aus dem Kreditgeschäft und damit anfälligere Banken. Die Europäische Zentralbank scheint sich also durchaus bewusst zu sein, was sie mit ihrer Geldpolitik anrichtet. Allerdings gilt ein solches Schreckensszenario bislang höchstens für die großen Häuser. Denn die deutschen Kreditgenossenschaften strotzen nur so vor Kraft, trotz der widrigen Rahmenbedingungen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerten die 1 078 Primärbanken und die Verbundunternehmen wie die DZ Bank oder die R+V Versicherung den ohnehin schon ordentlichen konsolidierten Jahresüberschuss um 2,6 Prozent auf 9,55 Milliarden Euro. Da auch die Steuerlast zugelegt hat, verharrt das Nachsteuerergebnis auf dem Vorjahresniveau. Das Ergebnis wäre noch sehr viel höher ausgefallen, wenn die üppigen Zuschreibungen vor allem aus dem Staatsportfolio der DG Hyp in Höhe von insgesamt fast 1,1 Milliarden Euro nicht sofort von einem Minus beim Handelsergebnis (minus 350 Millionen Euro) und einem Rückgang des Ergebnisses aus Finanzanlagen um 913 Millionen Euro auf minus 523 Millionen Euro aufgefressen worden wären.

Auch die wesentlichen Ertragskomponenten sind sehr zufriedenstellend. Noch spiegeln sich die niedrigen Zinsen nicht in den Ergebnissen wider, dank Volumensteigerungen durch viel neues Geschäft wuchs der Zinsüberschuss um fast zwei Prozent auf mehr als 20 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss kletterte um mehr als vier Prozent auf über fünf Milliarden Euro, der Anstieg der Verwaltungsaufwendungen konnte dagegen auf 0,8 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro begrenzt werden. Profitiert haben die Kreditgenossenschaften aber vor allem von der nahezu nicht vorhandenen Risikovorsorge im Kreditgeschäft, die mit 774 Millionen Euro historisch niedrig ausfiel. Und das bei einem Kundenkreditvolumen von fast 650 Milliarden Euro. Ebenfalls erfreulich ist der Einlagenüberhang von rund 45 Milliarden Euro, der noch viel Raum für zusätzliche Geschäfte lässt.

Bedenkt man nun noch, dass die Institute das Eigenkapital der gesamten Finanzgruppe im Jahr 2013 durch Thesaurierung von Gewinnen um 7,2 Milliarden Euro auf 79,4 Milliarden Euro erhöht haben und damit eine Kernkapitalquote von 13,8 Prozent erreichen, kann man das Selbstbewusstsein und die Zufriedenheit der Verantwortlichen verstehen. Allerdings ist keine Zeit zum Ausruhen. Denn die Rückgänge vor allem im eigenen Anlagegeschäft werden nicht dauerhaft durch Volumenzuwächse ausgeglichen werden können. Auch von Risikoergebnissen auf diesem Niveau ist künftig kaum auszugehen. Diese Entwicklungen immer vor Augen ärgern die Entwicklungen auf europäischer Ebene. Denn natürlich resultieren aus all den Regeln zur Abwicklung von Banken, zur Einlagensicherung, zur Aufsicht neue Belastungen und damit Risiken - zu Unrecht wie die BVR-Veranwortlichen meinen und sie sprechen sogar von Sippenhaft. Große Widersacher sehen sie in den Ländern mit stark zentralisierten Bankensystemen wie Frankreich oder den Niederlanden.

Sollte nicht also das das New Normal sein - starke, regional verankerte, kundenbezogen arbeitende Banken? Kreditgenossenschaften, Sparkassen und der deutsche Mittelstand hätten sicher nichts dagegen - manch europäische Institution und Instanz vielleicht schon.

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