Gespräch des Tages

Kapitalanlagegesellschaften - Komparative Vorteile

Dass einzelne Unternehmen durchaus profitieren können, während es ihrer ganzen Branche schlechter geht als früher, kann man derzeit anschaulich an der internationalen Kreditwirtschaft erkennen. So konnte beispielsweise die Deutsche Bank ihre globale Wettbewerbsposition in den nun schon seit Mitte 2007 andauernden Krisenjahren zumindest gefühlt verbessern, obwohl auch sie 2008 von einem Konzernverlust gebeutelt war und mit ihren jüngsten Quartalsergebnissen 2009 im weltweiten Vergleich zwar wieder passabel abgeschnitten hat, aber längst nicht an die eigenen Werte des Jahres 2006 oder an die ihrer amerikanischen Wettbewerber heranreicht. Mit Blick auf die künftige Ausrichtung darf sich die Deutsche trotz ihrer nach wie vor bescheidenen Marktkapitalisierung unter den global agierenden Instituten und trotz des Ertragsabstands in Q3 des laufenden Jahres zu einigen großen Konkurrenten auch deshalb eher auf der Gewinnerseite sehen, weil sie nicht nach direkter staatlicher Hilfe greifen musste und somit in ihren strategischen Dispositionen frei geblieben ist.

Ein eindeutigeres Bild des Profiteurs in der Krise bietet in der hiesigen Fondsbranche die Universal-Investment. Die gemeinsame Frankfurter Fondsgesellschaft der drei Privatbankhäuser Berenberg Bank, Bankhaus Lampe und Hauck & Aufhäuser sowie der Landesbank Baden-Württemberg konnte jedenfalls im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr gegen den allgemeinen Branchentrend sowohl ihr Nettomittelaufkommen (plus 15,4 Milliarden Euro) als auch ihr verwaltetes Vermögen (plus 22,6 Milliarden Euro auf 105,3 Milliarden Euro) beträchtlich steigern. Gelungen ist ihr dieser Aufschwung übrigens in einem Umfeld, wie es schwieriger kaum hätte sein können. Denn die Berichtsperiode der Gesellschaft stimmt nicht mit dem Jahreszyklus überein, sondern beginnt im Oktober, zuletzt also ausgerechnet fünf Tage nach der Erklärung der Bundesregierung zur Einlagengarantie für Sparer, die bekanntlich der Fondsbranche insgesamt vor gut einem Jahr einen dramatischen Einbruch bei Mittelaufkommen und Fondsvolumen bescherte (siehe Interview Mansfeld in diesem Heft).

Zu verdanken hat die Universal ihren ungebrochenen Aufschwung dem schon vor Jahren eingeschlagenen Weg hin zu einer "neutralen und unabhängigen Plattform für Administration, Insourcing und Risikomanagement" wie sie selbst gerne ihr heutiges Leistungsspektrum umschreibt. Sie profitiert mit ihrer strategischen Ausrichtung nicht zuletzt von dem Zulauf für die Geschäftsfelder der Master KAG und der Private Label Fonds, die bei den institutionellen Investoren auch in den beiden vergangenen Jahren ungebrochenen Zuspruch fanden. Während die großen deutschen Gesellschaften, angefangen vom Marktführer Allianz Global Investors, über DWS Union Investment und Deka-Bank stark mit den Widrigkeiten der Nettomittelabflüsse oder im Falle der AGI zusätzlich noch mit der Integration der Cominvest zu kämpfen hatten, konnte sich die Universal ganz ihren gut laufenden Kerngeschäften widmen. Speziell im Bereich der Fondsadministration hat sie deshalb seit gut einem Jahr neben der Helaba Invest KAG am meisten profitiert. Allein ein Volumen von rund neun Milliarden Euro machte dabei schon die zu Beginn des Jahres 2008 gemeldete Übernahme der Adminstration der deutschen Wertpapierfonds der Frankfurter SEB Asset Management aus.

Gleich mit dem Start der neuen Berichtsperiode konnte auf neue Rechnung ein Effekt in ähnlicher Größenordnung verbucht werden. Anfang Oktober 2009 hat die Wiener Hypo KAG der Universal die Administration ihrer Fonds mit einem verwalteten Vermögen von 7,5 Milliarden Euro übertragen. Und quasi im Gegenzug haben sich die Frankfurter mit zunächst 12,5 Prozent an der Hypo-KAG beteiligt, mit Option zu einer Aufstockung auf 25 Prozent. Von dieser Basis aus will die Universal-Investment in einem nächsten Schritt ihre Master-KAG-Dienstleistungen in ganz Österreich anbieten. Bezüglich ihrer weiteren Ziele gibt sich die Gesellschaft dabei überaus ambitioniert. In den nächsten vier Jahren will sie ihr verwaltetes Vermögen auf 150 Milliarden Euro steigern. Damit würde sie in eine Größenordnung hineinwachsen, in der sich heute die Fondsgesellschaften der beiden Verbünde bewegen.

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