Gespräch des Tages

Insolvenzstatistik - Doch nicht so schlimm?

Zum Glück kam es anders: Hatten die Insolvenz-Prognosen vor einem Jahr noch ein markant düsteres Bild gezeichnet und neue Höchststände vorhergesagt, können sowohl das Statistische Bundesamt wie auch die Wirtschaftsauskunftei Creditreform sogar einen Rückgang der Unternehmenspleiten im Jahr 2010 konstatieren. Um 2,5 Prozent auf 32100 Fälle sind diese laut Letzterer zurückgegangen. Beruhigend auf das Insolvenzgeschehen habe sich dabei neben dem wieder anziehenden Exportgeschäft auch die Binnennachfrage und die Entspannung an den Finanzmärkten ausgewirkt. Noch bedeutender ist dabei der Rückgang des durch die Insolvenzen entstandenen Schadens. Auf insgesamt 35,4 Milliarden Euro summierte sich dieser. So hoch diese Summe in unbedarften Ohren klingen mag, gegenüber dem Vorjahreswert von 78,9 Milliarden Euro stellt er einen Rückgang um mehr als die Hälfte dar. Die durchschnittliche Schadenssumme pro Insolvenz reduzierte sich sogar noch stärker, sie ging von 1,94 Millionen Euro im Jahr 2009 auf 785000 Euro im zurückliegenden Erfassungszeitraum zurück.

Alles gut also? Nicht unbedingt, denn die Statistik birgt auch ein deutliches Warnsignal. So hat sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im Jahr 2010 deutlich um 10,9 Prozent erhöht. Mit 111800 Fällen wurde hier seit der Eröffnung der Entschuldungsmöglichkeit von Privatpersonen vor zehn Jahren ein Negativrekord erreicht. Daraus werden sich sicherlich auch Rückwirkungen auf den Konsum und damit das Geschäft gerade kleinerer und mittelständischer Unternehmen ergeben. Zwar stieg auch die Zahl der Gewerbeanmeldungen laut Creditreform leicht um 3,5 Prozent auf 895000 an - den höchsten Stand seit fünf Jahren. Dennoch zeigt der Blick auf die bundesstatistischen Zahlen, dass bei Unternehmensgründungen, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen, von Januar bis September 2010 ein Rückgang um 1,9 Prozent zu konstatieren war. Auch wenn die Gesamtzahlen für das Jahr 2010 also erst einmal zuversichtlich stimmen dürfen, so ist die wirtschaftliche Lage im deutschen Mittelstand noch lange nicht stabil mit allen Konsequenzen auch für das (Kredit-)Geschäft der Banken.

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