Gespräch des Tages

Genossenschaftsbanken - Selbstversorgung in der Region

Wenn die Primärinstitute beider Verbünde dieser Tage bei der Präsentation ihrer ansehnlichen Jahresergebnisse 2011 wieder einmal ihre besondere Bedeutung für die Finanzierung der (mittelständischen) Wirtschaft in der Region feiern, verbinden sie das gerne mit dem Hinweis auf die leicht durchschaubaren Kreisläufe zwischen Einlagen- und Kreditgeschäft. Auch die genossenschaftlichen Regionalverbände in Frankfurt und Düsseldorf haben an diesem Beispiel ihren Bezug zur Realwirtschaft untermauert und angesichts des Einlagenüberhangs zu Recht auf ein weitgehend kapitalmarktunabhängiges Geschäftsmodell verwiesen.

In der Tat verschafft ein Wachstum der Einlagen um 3,1 Prozent auf 134,6 Milliarden Euro im Berichtsjahr 2011 den 315 (320) Primärbanken des Genossenschaftsverbandes Frankfurt eine komfortable Basis, um 104,8 Milliarden Euro an Krediten auszureichen. Die aggregierte Bilanzsumme konnte seit 2007 kontinuierlich von 162 Milliarden Euro über 176 Milliarden Euro im Vorjahr auf 182 Milliarden Euro 2011 gesteigert werden, die durchschnittliche Bilanzsumme von 470 auf 578 Millionen Euro. Das betreute Kundenvolumen legte im Berichtsjahr auf 337,8 (334,3) Milliarden Euro zu. Eine Erholung zeigt auch das Betriebsergebnis vor Bewertung. Musste man vor einigen Jahren noch befürchten, diese Ertragskennziffer würde sich dauerhaft auf einen Wert unter einem Prozent der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) einpendeln, so liegt sie jetzt bei den Kreditgenossenschaften des Frankfurter Verbandes das dritte Mal in Folge darüber - mit 1,13 (1,21) Prozent der DBS zwar weniger als im Vorjahr, aber immer noch deutlich. Ein wenig die Fristentransformation und zuletzt auch wieder bessere Margen haben in den vergangenen Jahren an dieser Stelle geholfen.

Dass von den 196 (201) Genossenschaftsbanken im Rheinland und Westfalen mit 175 Milliarden Euro eine kaum geringere Bilanzsumme erreicht wird als im Frankfurter Verband, liegt nicht zuletzt an größeren genossenschaftlichen Sonderinstituten wie einigen Kirchenbanken, der GSL-Bank und der Apo-Bank. Diese heben mit ihren Volumina auch die DBS auf 893 (845) Millionen Euro an. Mit einem Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,08 (1,12) Prozent der DBS bleiben die Kreditgenossenschaften in Westfalen und im Rheinland (einschließlich von Teilen des nördlichen Rheinland-Pfalz) zwar ein wenig hinter den Frankfurtern zurück, doch ebenfalls deutlich über den Werten wie sie vor einigen Jahren in der eigenen Region erzielt werden konnten. Das Bewertungsergebnis (minus 0,11 Prozent der DBS) lag weit unter den Belastungen früherer Jahre. In etwa vergleichbar ist hingegen das Verhältnis Kundeneinlagen (126 nach 123 Milliarden Euro) und Kundenkredite (104 nach 100 Milliarden Euro) ebenso wie die entsprechenden Wachstumsraten im Berichtsjahr 2011.

Mit Blick auf letztere Relation verweisen die Primärbanken beider Verbünde gerne auf ein gesundes und nahezu risikoloses Geschäftsmodell. Sie neigen dabei allerdings dazu, die Verbundunternehmen nicht mit in die Betrachtung zu nehmen, obwohl vor Ort viele Geschäftsmöglichkeiten erst durch die Zusammenarbeit in der Gruppe erschlossen werden können. Wer auf dem Feld der anstehenden Regulierung, etwa bei den Liquiditätsvorschriften, als Verbund behandelt werden will, muss auch bei der Risikoabwägung die gesamte Gruppe ins Auge fassen. Zurzeit ist das in der Genossenschaftsorganisation recht leicht, denn angesichts der Unsicherheiten an den Kapitalmärkten steht sie auch in der Gesamtbetrachtung gut da. Für die Sparkassenorganisation mit den Landesbanken fällt eine solche Aussage schon schwerer.

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