Bücher

Geld macht doch glücklich

Wenn sich gleich drei Professoren gemeinsam ans Werk machen, muss Großes dabei herauskommen. Zumindest was den Umfang mit 214 Seiten angeht ist das Buch für ein wissenschaftliches Standardwerk allerdings eher schmal geraten, was seiner Lesbarkeit aber zugute kommt. Das gilt nicht nur der Kürze wegen, sondern ist bedingt durch eine zumeist leicht verständliche Sprache, die den sonst so üblichen fachchinesisch hochgestochenen Sprachduktus meidet. Eine klare Gliederung verbunden mit einprägsamen Grafiken und der sparsamen Verwendung von Zitaten, die an Ort und Stelle im Zusammenhang gelesen werden können und nicht im Fußnotenanhängen erblättert werden müssen, ergeben zusammengenommen ein erfreuliches klar gegliedertes Buch, das man zunächst gerne als Leser in die Hand nimmt. Verheißungsvoll verspricht der Titel, dass es sich doch lohnt, gutes Geld zu verdienen als stabiles Fundament einer Glücksverheißung, die in manchen Gesellschaften geradezu Verfassungsrang besitzt.

Allerdings verfliegt die Vorfreude recht bald, denn weiter im Text geht es im Kern eigentlich um die im Wesentlichen akademische Debatte, ob und inwieweit die als "Easterlin-Attacke" polemisch eingeordnete These zielführend ist. Richard Easterlin hatte 1974 aufgrund seiner Befragungen den Beweis für den Befund geliefert, dass "Geld nicht glücklich macht". Im Wesentlichen ging es ihm dabei um die Feststellung, dass ab einem bestimmten Einkommen der Beitrag zum Glück beziehungsweise zur Zufriedenheit der befragten Menschen abnimmt. Mehr Geld verursacht diesem Personenkreis demnach eben nicht mehr Glücks- oder Zufriedenheitsgefühle. Um diesen zentralen Gedanken beziehungsweise diese These der sich als eigenen wissenschaftlichen Zweig bemühenden "Glücks forschung" dreht es sich dann im Wesentlichen, verbunden mit der Frage, ob die Easterlin-Thesen mit ausreichender Datenqualität und Methodik heute und in der Gesellschaft tatsächlich haltbar sind.

Die im Buch detailliert begründeten Feststellungen sind wie bei wissenschaftlichen Werken üblich: Es kommt drauf an! Zum Beispiel auf die Datenqualität bei den Umfragen und natürlich auch bei der Bewertung der subjektiv nie über einen Kamm zu scherenden Aussagen. Und natürlich auf die jeweilige relative Situation der Befragten. So wird ein wohlhabender Mensch, befreit um die Sorge nach materiell ausreichender Unterstützung den materiellen Dingen weitaus weniger Gewicht beimessen als ein anderer, der zum Beispiel aufgrund von temporärer Arbeitslosigkeit Geld und Gut wieder schätzen gelernt hat. Es ist klar, und die Autoren verschweigen dies auch keineswegs, dass die wissenschaftlich solide Erforschung von Glück und Zufriedenheit viele methodische Hindernisse noch überwinden muss und erst recht in Deutschland noch ganz am Anfang steht.

Das größte Verdienst der Autoren wie der Verleger könnte daher darin bestehen, dass dieser aufkeimende Zweig der Forschung erstmals in Deutschland zu breiterem Bewusstsein gebracht wurde. International ist in immer mehr Staaten das Interesse an diesen Erkenntnissen weit über das Akademische hinaus gewachsen. Angesichts der verheerenden Folgen der Finanzkrise sieht man in der Orientierung an nichtmateriellen Zielsystemen eine willkommene Alternative, um Gesellschaften, wenn nicht glücklicher, dann doch insgesamt mit sich zufriedener zu gestalten.

Jürgen Pitzer, Dozent, Hochschule Darmstadt

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