Gespräch des Tages

Finanzbildung - Vom Zocken, der Aufklärung und der Vernunft

Die Transparenz von Informationen im Finanzwesen lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Wie die Verwerfungen der Finanzmarktkrise deutlich gemacht haben, waren längst nicht nur die Privatanleger von der Flut der Fakten und ihrer richtigen Einordnung überfordert, sondern selbst die vermeintlich professionellen Institutionellen. Während sich auf internationaler Ebene die G20 nun schwer tun, allgemein verbindliche Gegenmaßnahmen zur Systemstabilität zu finden, gibt es auf nationaler Ebene erste konkrete Vorgaben zum Schutz der Privaten. So hat bekanntlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit dem Ziel einer verbesserten Finanzberatung eine "Qualitätsoffensive Verbraucherfinanzen" gestartet.

Eine erste Ausprägung daraus sind beispielsweise die sogenannten Beipackzettel, die in Kurzform die wesentlichen Charakteristika einer Geldanlage darstellen. Aus allen drei deutschen Bankengruppen wurden mittlerweile konkrete Umsetzungen präsentiert. Und damit beginnt der Streit. Längst ist eine Art Wettbewerb um Aufklärung ausgebrochen. In diese Debatte hat sich zuletzt aus seiner speziellen Warte auch das Deutsche Aktieninstitut (DAI) eingemischt. Aus Brüssel, so wird angemahnt, seien in Zukunft einschlägige Regelungen zu erwarten, etwa im Rahmen der "Key Investor Information". Und eine Doppel- oder gar Mehrfachregelung sei in diesem Zusammenhang ebenso überregulierend (und teuer) wie auch verwirrend für den privaten Anleger. Der normale Bürger, so die Befürchtung, kann all diese Aufklärungsflut gar nicht mehr unterscheiden und damit würde die feine Aktienkultur bestimmt wieder einen Dämpfer erhalten.

Das führt zu der weitaus grundsätzlicheren Frage nach der finanziellen Bildung der Anleger. Oder deutlich auf den Punkt gebracht: Was bringen die besten Vorgaben aus Berlin und Brüssel oder die besten Informationsblätter der Finanzwirtschaft, wenn der Bankkunde sie nicht versteht? Was sich das DAI auf die Fahne geschrieben hat, ist also letztlich eine Verbesserung der finanzwirtschaftlichen Allgemeinbildung. Und an dieser Stelle ist eindeutig die Politik in der Pflicht. Bildung ist per se eine hoheitliche Aufgabe und liegt damit in der Verantwortung des Staates. Dem entspricht auch die langjährige DAI-Forderung nach einem verpflichtenden Schulfach Ökonomie. Hier ließe sich durchaus dem Beispiel einiger Nachbarländer folgen und durch den Einsatz von Gastlehrern im Rahmen von speziellen Lehrveranstaltungen ein Grundwissen vermitteln.

Über solche staatlichen Maßnahmen hinaus darf und muss die finanzwissenschaftliche Allgemeinbildung aber im Interesse aller Marktakteure sein. Dazu kann neben der Aufklärung in der Bankfiliale auch die Förderung eines frühen Kontakts mit dem Thema in Schule und Studium gehören. So will etwa der BdB mit seinem Wettbewerb Schul/Banker Terminologie und Finanzzusammenhänge an Schüler unterschiedlichen Alters vermitteln. An die Welt der Aktie wollen die Sparkassen mit ihrem Planspiel Börse Schüler und Studenten heranführen. Das alles hilft und ist förderlich, das Urteilsvermögen der Privatkundschaft im Umgang mit Finanzgeschäften zu stärken. Falsche Investmententscheidungen, übertriebene Renditegier und damit immer wieder unzufriedene Anleger lassen sich aber auch so keineswegs endgültig verhindern. Das ist eben Markt.

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