Gespräch des Tages

Eigenkapital - Gegenseitig hochgeschaukelt

In Zeiten der Verschärfung der Bankenregulierung mit all ihren Anforderungen an eine kreditrisikobasierte Mittelausstattung ist das Eigenkapital in der Kreditwirtschaft zu einer besonders begehrten Ressource geworden. Je weiter die Umsetzung der Regelwerke fortgeschritten ist, umso mehr haben die Institute ihrerseits strengere Kriterien der Kreditvergabe an Unternehmen angelegt. Insbesondere für solche mit geringen Eigenkapitalquoten und/oder begrenzter sonstiger Risikotragfähigkeit, so zeichnet die Deutsche Bundesbank im Monatsbericht Dezember 2013 die Entwicklung nach, werden ungünstigere Finanzierungskonditionen im Kreditgeschäft aufgerufen als für kapitalstarke Unternehmen. Gleichzeitig werden die Firmenkunden als Folge der weiter anhaltenden Anforderungen an die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung der Banken aufgefordert, an einer Diversifizierung ihrer Kapitalstruktur zu arbeiten.

Dass sich Wirtschaft und Banken an dieser Stelle - wie von den Regulierern gewollt - ziemlich rational verhalten und in ihrem Drang zu besserer Eigenmittelausstattung auch gegenseitig wohl ein wenig hochgeschaukelt haben, dokumentiert die turnusmäßige Berichterstattung der Deutschen Bundesbank zur Ertragslage und den Finanzierungsverhältnissen deutscher Unternehmen im Jahr 2012. Um satte 8,5 Prozentpunkte sind den jüngsten Zahlen zufolge die bilanziellen Eigenkapitalquoten des "nichtfinanziellen Unternehmenssektors" seit 2000 auf 27,5 Prozent zum Jahresende 2012 gestiegen. Bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmen fiel das Plus in dem betrachteten Zeitraum mit rund 14,5 Prozentpunkten dabei wesentlich deutlicher aus als bei den Großunternehmen (plus 4 Prozentpunkte). Auch wenn sich der über Jahre zu beobachtende Prozess der Eigenkapitalstärkung den aktuellen Unternehmenszahlen der Bundesbank zufolge 2012 nicht mehr ungebrochen fortgesetzt hat, sieht die Notenbank die kleinen und mittleren Unternehmen mit ihrer Eigenmittelausstattung inzwischen auch im internationalen Vergleich im oberen Bereich. Sie geht sogar so weit, das deutsche System der Unternehmensfinanzierung nicht mehr pauschal als "bankbasiert" bezeichnen zu wollen. Ob die ausgeprägte Investitionsschwäche des Jahres 2012, wie sie aus dem aktuellen Rechenstand der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ablesbar ist, mit der Stärkung der Eigenmittel der Unternehmen zusammenhängen könnte, lässt die Bundesbank übrigens offen. Im bilanzierten Anlagenbestand der Firmen hat sie dafür keine Anzeichen gefunden.

All diese Entwicklungen tragen sicherlich mit zur Erklärung bei, weshalb gerade die besonders auf KMU fokussierten Ortsbanken der beiden Verbünde schon seit vielen Jahren eine vergleichsweise günstige Risikovorsorge halten konnten. Sie verdeutlichen aber auch die Ambitionen der größeren Institute im Geschäft mit gesunden Mittelständlern, angefangen von den Landesbanken über die genossenschaftlichen Zentralbanken bis hin zu den Großbanken. Auch wenn sich die größeren Banken bei den seitens des Mittelstandes verstärkt nachgefragten kapitalmarktnahen Produkten und Dienstleistungen gewisse Chancen versprechen dürfen, wird im Mittelstandsgeschäft auf Dauer kein Platz für alle sein.

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