Gespräch des Tages

DAB Bank - Die Online-Broker sterben aus

Falls es noch eines weiteren Beleges bedurfte, dann ist dieser hiermit erbracht: Das Konzept eines reinen auf Online-Brokerage ausgelegten Unternehmens funktioniert in Deutschland nicht ohne Weiteres. Ende Juli hat die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank angekündigt, 81,39 Prozent an der in München ansässigen DAB Bank an die französische Großbank BNP Paribas zu verkaufen. Der Preis wurde auf 4,78 Euro pro Aktie festgelegt, wodurch die DAB Bank mit etwa 435 Millionen Euro bewertet wird. Sie ist in Deutschland und Österreich aktiv und hat dort 567 000 beziehungsweise 67000 Kunden. Ihre Gesamteinlagen belaufen sich derzeit auf fünf Milliarden Euro, und der Wertpapierbestand besitzt einen Wert von 30 Milliarden Euro. Im Hinblick auf das Verhältnis der zugekauften Einlagen zum Preis für die Bank, der davon gerade einmal rund ein Zehntel beträgt, scheinen die Franzosen zumindest nicht ganz schlecht verhandelt zu haben.

BNP Paribas wird die DAB Bank wohl mit ihrer deutschen Tochter in Nürnberg, Cortal Consors, zusammenführen. In der Pressemeldung zur Transaktion heißt es, die Bank werde ihr deutsches Privatkundengeschäft künftig von Nürnberg und München aus steuern. Die französische Gruppe verdoppelt mit dem Erwerb nahezu die Anzahl ihrer deutschen Kunden in diesem Segment auf rund 1,4 Millionen. Das verwaltete Vermögen liegt dann bei etwa 58 Milliarden Euro. Die kombinierte Anzahl der Wertpapiertransaktionen belief sich im ersten Halbjahr 2014 auf rund sechs Millionen.

Jahrelang haben die Verantwortlichen der DAB Bank, insbesondere der Mitgründer und ehemalige Vorstandsvorsitzende, Matthias Kröner, betont, dass die Strategie eines Online-Brokers aufgehen könne, auch ohne den schrittweisen Ausbau zur digitalen Vollbank. Lange hat man in München an diesem Konzept festgehalten, ist aber vor wenigen Jahren dann doch davon abgekommen. Die DAB bietet inzwischen ein Tagesgeldkonto an, ein Girokonto und - seit April dieses Jahres - auch Ratenkredite. Ein Blick auf die Geschichte der Münchener Bank zeigt deutliche Parallelen zu Cortal Consors, die bereits 2002 unter das Dach von BNP Paribas schlüpfte. Beide Unternehmen wurden 1994 als Pioniere im Online-Brokerage in Deutschland nach dem Vorbild der USA gegründet; und beide haben inzwischen die Entwicklung hin zu einem breiteren Produktspektrum eingeleitet, wenn auch reichlich spät.

Die Tatsache, dass regulatorische Maßnahmen den Filialbanken die Wertpapierberatung derzeit erschweren, sorgt dafür, dass ein Großteil des privaten Wertpapierhandels in den Online-Kanal abwandert. Das sollte eigentlich für positive Rahmenbedingungen im Online-Brokerage sorgen. Und dieses Geschäftsfeld hat ganz gewiss eine Daseinsberechtigung. Alleine tragfähig ist es derweil dennoch nicht. Dafür ist der durchschnittliche deutsche Bürger wohl zu wenig an den Kapitalmärkten interessiert und engagiert. Das kristallisiert sich gerade wieder einmal heraus.

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