Gespräch des Tages

Commerzbank - Über das Zeichensetzen

Die Idee ist gut. Die Übernahme der Dresdner Bank nicht als Ausrottung dastehen zu lassen, sondern ihr Dreiecks-Logo (Das "Auge Pontos" klingt etwas despektierlich) dem eigenen Firmennamen anzuhängen, wirkt freundlich. Und auch der Spruch "gemeinsam sind wir stärker" ist eine nette Behauptung. Beides, das ergänzte Logo wie die Zusatzzeile, schmücken die Strategie der neuen, "großen" Commerzbank gewiss vor allem nach innen. Denn die Tausenden von schrecklich gebeutelten Dresdner dürfen sich nun immerhin ordentlich erwähnt fühlen. Aber - kümmern sich eigentlich Kunden um Markensymbole?

Diejenigen, die die Markenzeichen in mühevoller Kleinarbeit entwickeln und sich dafür erstklassig bezahlen lassen, messen vorzugsweise den Bekanntheitsgrad eines Logos und schließen daraus auf die mögliche (! ) Anziehungskraft. Das Firmenzeichen soll deshalb möglichst von vornherein "positiv" besetzt sein, von Ratio (! ) wie Emotion her. Die Deutsche Bank hat einmal berichtet, dass die in diesem Sinne "richtige" Stellung ihres blauen Kastenbalkens Monate brauchte. Aber vielleicht ist die knapp zivilisierte Wirtschaftswelt genau wie die Parteienwelt mit ihren Symbolen eigentlich doch nur zur Würdigung des Analphabetismus zurückgekehrt, der mit Strichen und Kreisen und Farben auf sichtbare Unterscheidungsmöglichkeiten setzt. Rüdiger Szallies spricht darüber alljährlich auf dem Privatkunden-Forum von "bank und markt" (siehe Heft 6/2009, Seite 36).

Dennoch darf man bescheidene Zweifel hegen, ob der Aufwand für die Gestaltung der Logos nicht doch wesentlich bescheidener sein könnte. Wenn nämlich der ziemlich normale Privatkunde und erst recht der aufmerksame Unternehmer inzwischen mehr als ein halbes Dutzend Bankverbindungen unterhält, ist er keineswegs der Wiedererkennung und der Anziehungskraft einer überwältigenden Optik erlegen. Nein, er hat "im Wettbewerb" gelernt, was er wo am besten einkauft. Und zwar vorwiegend der Preise, der Konditionen wegen. Wie bei Aldi gegen Lidl.

Möge die Commerzbank auch in diesem Sinne die Staatshilfen nur nutzen, um dieselben eiligst zurückzuzahlen. K. O.

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