Gespräch des Tages

Allianz Global Investors - Selbstbewusst und ziemlich frei

Dass die Dresdner Bank für den Allianz Konzern eine lohnenswerte Akquisition war, wird von Analysten teilweise bis heute bestritten, und möglicherweise wird es auch im Innern der eigenen Unternehmensgruppe noch recht unterschiedlich eingeschätzt. Im Asset Management der Gruppe, das seit Anfang dieses Jahres im Geschäftsbereich Allianz Global Investors vereinigt ist, hat man das freilich ziemlich früh anders gesehen. In der Geschichtsschreibung dieser Unternehmenseinheit wird der Kauf und die Eingliederung der Asset Management-Teile der Dresdner Bank im Jahre 2001 (mit ihren 228 Milliarden Euro Assets under Management nach Konsolidierung) von Anfang an als eine der drei wesentlichen Transaktionen gesehen, die die Grundlage zur heutigen Stärke gelegt haben. Die beiden anderen, der Erwerb des amerikanischen Rentenfondsmanagers Pimco sowie der auf die Investmentstile "Growth" beziehungsweise "Value" spezialisierten Gesellschaften Nicolas Applegate (36 Milliarden Euro) und Oppenheimer Capital (zusammen mit Pimco 291 Milliarden Euro an Asset under Management) waren schon zuvor in den Jahren 1999 beziehungsweise 2000 erfolgt.

Von dieser Basis aus wurde nach Integration in den Jahren 2001 und 2002 in der Folgezeit bis 2006 die Basis für ein weiteres internes Wachstum der Assets under Management für externe Kunden gelegt, die per Ende 2006 auf 764 Milliarden Euro beziffert werden. Bezieht man die für die Allianz Gruppe verwalteten Assets in Höhe von 533 Milliarden Euro noch mit ein, werden jene 1 297 Milliarden Euro Assets under Management erreicht, mit denen sich die Gruppe derzeit weltweit auf Rang 5 einstuft (hinter UBS, Barclays Global Investors, State Street und der Axa Group, aber vor Fidelity, der Credit Suisse und vergleichsweise weit vor der Deutschen Bank). Mit nahezu durchgängig zweistelligen Wachstumsraten der Assets under Management in den bedeutenden geografischen Regionen sieht sich AGI per Ende 2006 weltweit schon angemessen repräsentiert. In den vergangenen vier Jahren, so der zahlenmäßige Beleg, sind die entsprechenden Volumina auf 436 Milliarden Euro in den USA, 272 Milliarden Euro in Deutschland, weiteren 190 Milliarden Euro im restlichen Europa und 73 Milliarden Euro in Asien-Pazifik (Wachstumsrate 23 Prozent) gestiegen.

Die Angebotspalette deckt dabei eigener Einschätzung nach alle relevanten Assetklassen und Stile des Vermögensmanagements ab und bietet ein breites Angebot an Investmentformen - von Spezialfonds über Special Purpose Vehicles bis zu Vermögensverwaltungsmandaten. Und mit der Erweiterung des Produktspektrums und der günstigen Chancen-/Risikoverteilung gilt das noch relativ junge Geschäftsfeld Asset Management längst als wichtiger Teil zur Abrundung des Gesamtkonzerns. Auf rund elf Prozent wird sein Anteil am operativen Ergebnis der Allianz-Gruppe veranschlagt und liegt damit nur knapp hinter dem Banking (zwölf Prozent) und der Lebensversicherung (22 Prozent), während es die Sachversicherung auf 55 Prozent bringt. Das operative Ergebnis im Asset Management ist seit 2002 um rund 27 Prozent per annum auf 1,276 Milliarden Euro gestiegen. Gleichzeitig konnte die Cost Income Ratio um 21,2 Prozentpunkte auf aktuell 57,3 Prozent gesenkt werden.

Gerade letztere Kennzahl wird mit Blick auf die strategischen Zielsetzungen zwar als erfreulich eingestuft, der zuständige Konzernvorstand Joachim Faber will es aber nicht als Ziel an sich verstanden wissen, sie weiter zu senken. Unter 65 Prozent soll sie zwar möglichst gehalten werden, aber in der gelebten Praxis will er bei AGI durchaus der breiten Marktausschöpfung und dem Aufbau langfristiger Geschäftsbeziehungen eine gebührendes Gewicht einräumen. Dass eine intensivere Marktbearbeitung nicht zuletzt der notwendigen Investitionen in qualifiziertes Personal wegen Auswirkung auf die Kostensituation haben kann, ist dabei durchaus im Kalkül. Die globalen Wachstumsziele, etwa der Ausbau des Privatkundengeschäftes in den USA, der Aufbau von AGI Europe mit seinem erhofften Wachstumspotenzial sowie die weitere Expansion in Asien-Pazifik einschließlich des flankierenden Ausbaus der notwendigen Infrastruktur sollen freilich nicht durch größere Akquisitionen, sondern durch internes Wachstum verfolgt werden.

Misst man das erzielte Nettoergebnis der einzelnen Segmente übrigens am eingesetzten Risikokapital sieht Joachim Faber im Asset Management das mit Abstand attraktivste Geschäftsfeld der Allianz-Gruppe. Sicherlich resultiert auch aus solchen unternehmensintenen Vergleichen das Selbstbewusstsein, mit dem er seinen Standpunkt unterstreicht, das von ihm verantwortete Asset Management auch weiterhin als unabhängigen Geschäftsbereich im Allianz Konzern zu führen - und zwar mit ziemlichen Freiheiten gegenüber der Versicherungs- und Bankenlobby.

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