Im Blickfeld

Qualitätsmerkmale der Gewerbeimmobilienmakler

Beim diesjährigen Urban Leader Summit des gemeinnützigen Urban Land Institute (ULI) diskutierten Top-Player der Branche unter anderem über die Rolle des Maklers im Transaktionsgeschäft. Gemeint war der Gewerbeimmobilienmakler, der in Deutschland für den An- und Verkauf zuständig ist. Wird er noch gebraucht? Wozu? Wer kommt dafür infrage? Die Darstellungen der aktuellen Praxis wirkten auf Außenstehende durchaus befremdlich. Denn wie Dr. Carsten Loll, Head of Real Estate Germany bei der internationalen Anwaltskanzlei DLA Piper UK LLP erläuterte, ist dieser Beruf an keine Voraussetzung geknüpft. Es existieren lediglich drei Paragrafen, die ursprünglich im Bereich des Glückspiels angesiedelt waren. Seit 1896 hat sich in der Gesetzgebung nichts verändert. Jeder kann ein Maklerbüro eröffnen im Gegensatz zum Frisör, der erst Meister werden muss, bevor er sein eigenes Geschäft eröffnen darf.

Bei Einzelkämpfern fällt die Beratung laut der Experten teils recht unbefriedigend aus: Eine Immobilie hält nicht immer, was vorab versprochen wurde. Die illustre Runde war sich einig, dass es für beide Seiten wichtig sei, alles schriftlich zu fixieren. Aber ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Dass Kauftipps bei Gewerbeimmobilien scheinbar immer noch zugerufen werden, lässt einen die Hände über den Kopf zusammenschlagen.

Der Kioskverkauf, der Stellplatz, die Boutique oder kleine Klitsche nebenan ist und bleibt jedoch das Feld der kleinen Makler. Das kommende Bestellerprinzip wird auch dort den Markt bereinigen, so Dr. Frank Pörschke, CEO Germany beim Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang Lasalle. Sein Tipp: Für die kleinen Makler wäre es gut, wenn sie sich einem bestimmten Kodex unterwerfen würden. Die großen Maklerhäuser haben bereits für sich eigene Verhaltensregeln. Bei großen Investitionen wünscht sich die Runde zudem Makler, die nicht nur erklärungswürdige Objekte und den Markt in- und auswendig kennen, sondern auch im Prozess in der Lage sind, Krisenmanagement zu betreiben, Experten, die im Nachbarschaftsrecht firm sind und mit Mieterreaktionen umgehen können. Gefragt sind also echte Problemlöser, die möglichst ein bis zwei Jahre für die Anfangsphase auch im Asset Management gebunden werden. Als Beispiel wurde ein britischer Makler in London beschrieben, der all diese Kriterien erfüllt. Ein Blick über Landesgrenzen könnte demnach durchaus als Anregung für die eigenen Qualitätsansprüche dienen, so ein Tipp aus dem Diskussionskreis. Doch sollte Benchmarking nicht gang und gäbe sein? Letztendlich wird immer wieder deutlich, dass Makler allein der natürlichen Auslese unterworfen sind. Man kennt sich im Markt, misstraut oder vertraut einander - und das scheint zu funktionieren seit 1896. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X