Im Blickfeld

Persönliches: Zum Tod von Walter Englert

Er war der Erste, dem man den einprägsamen Titel "Meister Bausparen" verlieh, weil er vom Erscheinen wie von den Inhalten her so schön einprägsam dem Bild entsprach, das sich die Öffentlichkeit von der "Volksbewegung" machen zu müssen glaubte: Walter Englert sprach eindeutig schwäbisch über die faszinierende württembergische (Wieder-) Erfindung der Sache, knorzte dabei ein wenig herum, wenn die Politik sie nicht so förderte wie er forderte. Er war Chef jener Bausparkasse Wüstenrot, die jahrzehntelang die Märkte beherrschte. Er stand dem Verband des privaten Teils der ganzen Branche vor und traf sich freudig europa- wie weltweit mit einer Verwandtschaft, die stets versprach, die gleichen Ziele zu verfolgen wie die deutschen Bausparkassen, dieselben dann zu Hause aber doch selten umsetzte.

Walter Englert hatte schon eine ganze Menge erlebt, bevor er zu Wüstenrot kam: den Krieg, das Jurastudium, den Staatsdienst. Wachen Blickes sah er die schnellen Veränderungen, die nach dem großen Wiederaufbau auf die Finanzwirtschaft zukamen. Er sah, wie fast alle Institute und Gruppen ihre angestammten Reviere verließen, um vorwiegend dort ein Stück Zukunft zu erobern, wo es ihnen bislang "eigentlich" wüst und leer vorgekommen war

- im Geschäft mit ziemlich gewöhnlichen Menschenmengen. Und weil eine große Bausparkasse genau damit auf spezielle Weise schon immer zu tun gehabt hatte, entwickelte Wüstenrot alsbald den Ehrgeiz, das neue "Privatkundengeschäft" insgesamt zu besetzen. Man gründete eine Versicherung, eine Bank, eine Fondsgesellschaft und investierte in diese neue "Allfinanz" durchaus kräftig. Das sahen sich vor allem die Großbanken betroffen an, und als Walter Englert einst seine Ziele auf einem "bank und markt"-Kongress vorstellte, antwortete ihm die Deutsche Bank noch dort mit der Ankündigung einer eigenen Versicherung, einer eigenen Bausparkasse. Bankgeschichte zum Anfassen ...

Walter Englert hat später gelegentlich eingestanden, die materielle Anforderung der Allfinanz-Expansion unterschätzt zu haben. Manche Wüs-tenrot-Investitionen wirkten denn auch ein wenig halbherzig, mitunter zögerlich, mühsam um die nachhaltigen Erfolge ringend. Die Konzentration auf den "Vorsorgekonzern" von Wüstenrot heute hat ihre Zeit gebraucht. Aber - Walter Englert hat sie auf jeden Fall noch erlebt. Und das Wichtigste dabei, dass nämlich auch "W&W" als die neue Einheit von Bausparkasse Wüstenrot und Württembergischer Versicherung ihre Unabhängigkeit und damit Selbstbestimmung bewahrt hat: welche Genugtuung!

Walter Englert ist uns ein Freund gewesen. Er hat unsere Gremien von Anfang an mitgeprägt, zum Beispiel als Gründungsherausgeber der einst so neuen Zeitschrift "bank und markt", eine Aufgabe, die er bis Ende 1997 gewohnt liebenswürdig und hilfsbereit erfüllte. Er war präsent natürlich im "Langfristigen Kredit", engagiert in "Kreditwesen". Er starb im Alter von neunzig Jahren. Wir sind traurig. K. O.

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